Prisma

Hirn-Reset beendet Piepsen

Forscher der Universität Texas haben in einem Tierexperiment einen neuartigen Ansatz zur Heilung von Tinnitus entwickelt. Angriffspunkt war dabei nicht wie üblich das Ohr, sondern das Gehirn. Indem die Forscher betreffende Nervenzellen im Gehirn wieder in den ursprünglichen Zustand versetzten, beseitigten sie die Ursache für das unangenehme Piepsen im Ohr.

Nervtötend wird von Tinnitus-Patienten das ständige Piepsen, Klingeln oder Pfeifen im Ohr empfunden. Möglicherweise bietet sich ihnen bald eine neue Behandlungsoption. Foto: ABDA

In Deutschland leiden vier Millionen Menschen an den lästigen Ohrengeräuschen. Bei jedem Zehnten bleibt das Problem dauerhaft bestehen, bei vielen treten die Symptome vorübergehend, meist nach Einwirken von extrem lauten Geräuschen auf. In diesem Fall kommt es zu einem partiellen Hörverlust, weil durch den Lärm die Sinneszellen im Innenohr geschädigt werden. Dadurch ändern sich auch die Signale, die das Ohr zum Gehirn schickt. Die Forscher vermuten nun, dass die Hörrinde, die die Töne verarbeitet, auf diese Veränderungen reagiert, indem die Nervenzellen gemeinsam und übermäßig feuern, sodass das Signal sehr viel stärker ist als gewöhnlich. Bei lärmgeschädigten Ratten konnten die Wissenschaftler diese Fehlsteuerung rückgängig machen, indem sie acht Tieren 20 Tage lang 300-mal täglich einen Ton von neun Kilohertz vorspielten und dieses Geräusch mit einer leichten elektrischen Stimulation des Vagusnerv kombinierten. Während der Tinnitus bei Kontrolltieren, die keine Therapie erhielten, fortdauerte, zeigten verschiedene Tests, dass das Piepsen und Rauschen bei den behandelten Ratten verschwunden war. Dieser Erfolg hielt über 3,5 Monate an. Ob die Methode auch dann Heilung bringen könnte, wenn der Tinnitus nach einem Hörsturz auftritt, wollen die Forscher in einer Pilotstudie an Patienten herausfinden, die ambulant eine Woche lang behandelt werden. acs


Quelle: Engineer, N. et al.: Nature, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1038/nature09656

DAZ 2011, Nr. 3, S. 8

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