Aus Kammern und Verbänden

Diskussion über neue Apothekenbetriebsordnung

In der Kammerversammlung der LAK Brandenburg am 21. Juni berichtete Ministerialrätin Dr. Dagmar Krüger vom Bundesgesundheitsministerium über die Eckpunkte der neuen Apothekenbetriebsordnung. Der Referentenentwurf soll noch vor der Sommerpause erscheinen. Wegen der Wichtigkeit der Verordnung soll es eine sechswöchige Frist zur Stellungnahme geben.
Foto: AK Brandenburg
Dr. Dagmar Krüger

Gegen "Apotheke light"

Nach dem Vortrag zeigte sich in der Diskussion, dass die Kammerversammlung dezidiert anderer Meinung ist als das BMG. Kammerpräsident Dr. Jürgen Kögel meinte, dass für Qualitätsverbesserungen in der Apotheke eine Verschlechterung der Versorgung in Kauf genommen werde. Die Erlaubnis der Spezialisierung im Filialverbund erwecke den Eindruck, als sei eine Ausweitung des Mehrbesitzes, d. h. die Erlaubnis von Apothekenketten, schon mit einkalkuliert.

Erstes Diskussionsthema war die mögliche Beschränkung von Notdienst, Rezeptur und Labor innerhalb eines Filialverbunds auf eine einzige Apotheke. Krüger verspricht sich davon eine bessere Rezepturqualität. Außerdem stelle sich die Frage, ob jede Apotheke alles können müsse, denn heute werden viel weniger Rezepturen als früher hergestellt. Die Kammerversammlungsmitglieder waren sich hingegen einig, dass alle Apotheken bestimmte Grundvoraussetzungen für eine ordnungsgemäße Arzneimittelversorgung erfüllen müssen. Dazu gehören zumindest der Notdienst und die Rezeptur. Eine "Apotheke light" lehnten sie ab. Da in einem Flächenland die Filialen oft weit entfernt von der Hauptapotheke stehen, sei eine gemeinsame Rezeptur usw. kaum praktikabel. Eine Arzneimittelherstellung im Notdienst wäre nur dann möglich, wenn die diensthabende Apotheke auch über Labor und Rezeptur verfügt. Außerdem würde die Konzentration von Labor/Rezeptur in einzelnen Apotheken dazu führen, dass ein Teil des Personals diese Arbeiten gar nicht mehr ausführt und seine Qualifikation einbüßt. Die Notdienstversorgung in nur einer Apotheke eines Filialverbundes benachteiligt die entfernter wohnenden Patienten. Wenn z. B. in der Uckermark die kleinen Apotheken in Filialen umgewandelt würden, fände der Notdienst nur noch in den größeren Städten statt.

Beratung statt Versand

Als nächstes Thema wurde der Wegfall der Bedarfsprüfung für Rezeptsammelstellen/Botendienst und die Beratungspflicht diskutiert. Die Delegierten forderten, den Versandhandel wieder gänzlich abzuschaffen; dieser verbessere die Versorgung in den ländlichen Gebieten nicht, weil es dort kaum Rezeptsammelstellen gebe. Zudem lehnten die Delegierten es ab, die bestehende Beratungspflicht in der Apotheke durch eine Beratung "bei Bedarf" zu ersetzen, denn die Patienten können ihren Beratungsbedarf nicht beurteilen. Den Vorwurf, dass das Ministerium mit den Eckpunkten die Patienten vernachlässigt und nur Ketten und Versandhändler "bedient", wies Krüger allerdings energisch zurück.

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Dr. Jürgen Kögel

Im Zusammenhang mit der Möglichkeit, Lagerräume von Apotheken in Krankenhäusern und Heimen anzumieten, erinnerte Kögel daran, dass die früheren Dispensieranstalten in Krankenhäusern 1978 abgeschafft wurden, um die Vorratshaltung ohne fachliche Betreuung, die unsachgemäße Lagerung sowie die Verwechslungsgefahr bei der Zwischenlagerung auszuschließen. Darauf fragte Krüger, ob die Apotheker kein Vertrauen haben, dass die Lagerräume ausschließlich in der Verfügungsgewalt des Apothekers verbleiben, also keine "Selbstbedienung" durch Krankenhaus oder Heim erfolgt.

CoBox ist zu teuer

Kathrin Fuchs, Geschäftsführerin der Landesapothekerkammer Brandenburg, warnte vor negativen Auswirkungen des Eckpunktepapiers. Wegen der relativ geringen Apothekendichte in Brandenburg sei es wichtig, dass gerade in den ländlichen Gebieten die Apotheken erhalten bleiben. Eine Alternative bieten die derzeit 107 Rezeptsammelstellen, die mindestens einmal täglich bedient werden. Die von der Politik befürwortete CoBox wäre hingegen viel zu teuer.

Fuchs kritisierte, dass die fachliche Besetzung in Krankenhausapotheken zu wünschen übrig lasse. Mit 0,3 Apothekern pro 100 Betten sei Deutschland das Schlusslicht in Europa, und Brandenburg mache da keine Ausnahme.

Anträge zum Deutschen Apothekertag

Als Delegierte der LAK Brandenburg beim Deutschen Apothekertag 2011 wurden ein Apothekenleiter, zwei angestellte Apotheker in öffentlichen Apotheken und ein Krankenhausapotheker gewählt. Die Kammerversammlung beschloss einstimmig, drei Anträge stellen:

  • Der Gesetzgeber wird aufgefordert, die Bestimmungen des § 129 Absatz 1 Satz 3 Sozialgesetzbuch V so zu ändern, dass Schmerzmittel, die der Betäubungsmittelverordnung unterliegen, von der Austauschpflicht gemäß Rabattvertrag ausgenommen sind.

  • Die Hersteller oral zu verabreichender Arzneimittel werden aufgerufen, die Einnahmezeitpunkte eindeutig zu deklarieren.

  • Für Krankenhausapotheken sollte eine bestimmte Anzahl von Apothekern pro Bett festgelegt werden, wobei der europäische Durchschnitt das Ziel sein sollte.


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Silke Karich

Öffentlichkeitsarbeit

Die PR-Ausschussvorsitzende Silke Karich resümierte die bisherige Arbeit des vor zwei Jahren gegründeten PR-Ausschusses; dieser koordiniert die Arbeit von Verband und Kammer, wobei der Verband hauptsächlich für politische und wirtschaftliche Themen und die Kammer für Gesundheitsthemen verantwortlich zeichnet. Die Kurzbeiträge, die für die TV-Auftritte erstellt wurden, sind auch weiterhin aktuell und können jederzeit genutzt werden; die Produktion wurde aber wegen des ungünstigen Kosten-Nutzen-Verhältnisses eingestellt. Das Projekt "Apotheke macht Schule" startet in Brandenburg mit dem Schuljahr 2011/12 und wird von der Kammer in Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium durchgeführt.

Die Kammer führte unter ihren Mitgliedern eine Umfrage zur eigenen Öffentlichkeitsarbeit durch. 77 ausgefüllte Fragebögen wurden an die Kammer gesendet, 33 waren mit umfassenden Kommentaren, Anregungen und Hinweisen versehen. Demnach halten die Mitglieder den Nutzen der Öffentlichkeitsarbeit für relativ gering, und nur in manchen Kreisen gibt es eine gute Zusammenarbeit mit der Presse. Die Homepage der Kammer wurde insgesamt recht positiv bewertet; gewünscht wurde eine bessere Nutzbarkeit der Notdienstdarstellung.

Karich betonte, dass eine gute Öffentlichkeitsarbeit professionelle Begleitung erfordert, was entsprechende Kosten verursacht. Einige Delegierte schlugen mehr Radiowerbung vor.


Quelle: LAK Brandenburg



DAZ 2011, Nr. 27, S. 85

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