Arzneimittel und Therapie

Radionuklidtherapie gegen kleine Tumore und Metastasen

Zur Behandlung vor allem von Krebserkrankungen stehen verschiedene Radionuklidtherapien zur Verfügung, bei denen den Patienten radioaktive Substanzen verabreicht werden. Diese reichern sich im Tumorgewebe an und sollen dort die Krebszellen zerstören. Aufbauend auf dem Radionuklid Terbium-161 haben Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM) eine neue Therapie entwickelt, mit der vielleicht schon bald kleinere Tumore und Metastasen gezielter behandelt werden können.

Die Radionuklidtherapie kann bei verschiedenen Arten von Erkrankungen zum Einsatz kommen. Zumeist kommen diese Therapien bei Krebserkrankungen, jedoch auch zur Behandlung gutartiger Veränderungen zum Einsatz. Bei Schilddrüsenerkrankungen wie Morbus Basedow oder aber Schilddrüsenkarzinomen erfolgt häufig eine Radiojodtherapie, bei der das radioaktive Isotop Jod-131 verwendet wird. Die Radiosynoviorthese dient der Behandlung entzündlicher Gelenkerkrankungen durch radioaktive Substanzen, wobei für verschiedene Gelenke unterschiedliche Isotope zur Verfügung stehen (Yttrium-90 bei Kniegelenken; Rhenium-86 bei Schulter-, Ellenbogen- und Handgelenken).

Foto: Zephyr/SPL/Agentur Focus
Gegen kleinere Tumoren und Metastasen könnte eineneue Radionuklidtherapie mit dem Isotop Terbium-161 gezielteingesetzt werden. Hier sechs computertomografische Aufnahmeneiner Leber (rot/orange) mit Metastasen und kleinerenTumoren (blau-violette Punkte in der Leber).

Radionuklidtherapie mit dem Betastrahler Terbium-161

Ein neuartiges Verfahren, das sich gezielt zur Behandlung kleiner Tumoren und Metastasen eignet, haben Wissenschaftler der Technischen Universität München jetzt vorgestellt. Zunächst stellten sie das Nuklid Terbium-161 in therapeutisch relevanten Mengen und mit hoher Reinheit her. Das Isotop emittiert nicht nur Beta-Teilchen, sondern auch Konversions- und sogenannte Auger-Elektronen. Deren Reichweite beträgt lediglich zwischen 0,5 und 30 Mikrometer. Sie liegen damit genau im Bereich der Größe einer Tumorzelle und eignen sich daher besonders zur Bekämpfung kleinerer Tumore und von Metastasen. Für therapeutische Zwecke ist Terbium-161 aufgrund seiner Halbwertszeit von nur 6,9 Tagen sehr gut geeignet. Bereits nach 50 Tagen ist die Strahlung auf ein Prozent des ursprünglichen Wertes abgeklungen. Nach der Produktion ist es ohne größeren Aktivitätsverlust in die anwendende Klinik zu transportieren. Das Nuklid besitzt einen höheren Energiegehalt als vergleichbare Teilchen und "dem Patienten muss deshalb weniger davon verabreicht werden, was wiederum eine Reduzierung der Strahlenbelastung bedeutet".

Laborversuche, die in Kooperation mit dem Paul Scherrer Institut in Villigen (Schweiz) durchgeführt wurden, zeigten die Wirksamkeit des Nuklids auf Krebszellen. Als Vergleich diente das Isotop Lutetium-177, das bereits seit einigen Jahren in der Radionuklidtherapie Anwendung findet.


Terbium


Terbium ist das chemische Element mit dem Symbol Tb und der Ordnungszahl 65. Im Periodensystem steht es in der Gruppe der Lanthanoide und zählt zu den Metallen der seltenen Erden. Benannt ist das silbergraue Metall nach dem ersten Fundort, der Grube Ytterby bei Stockholm, benannt, wie auch Yttrium, Ytterbium und Erbium. Terbium kommt in der Natur nur in Verbindungen mit Terbium-haltigen Mineralen vor wie z. B. Cerit, Monazit oder Euxenit.


Quelle

Lehenberger, S.; et al.: The low-energy β- and electron emitter 161Tb as an alternative to 177Lu for targeted radionuclides therapy. Nuc. Med. Biol. 2011, DOI: 10.1016/ j.nucmedbio.2011.02.007.

Technische Universität München: Neue Radionuklid-Therapie gegen kleine Tumore und Metastasen. Pressemitteilung vom 16. Juni 2011.


Dr. Hans-Peter Hanssen



DAZ 2011, Nr. 25, S. 42

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