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Aus Kammern und Verbänden
Firmen- und Technikgeschichte im Museum Pohl-Boskamp
Neben der Eingangstür des Museums wird der Besucher von der bronzenen Figur eines Alchemisten empfangen, die Kurt Boskamp in den 1930er Jahren entworfen hatte. Sein Abbild zierte bis in die 1950er Jahre die Fertigarzneimittelpackungen; heute enthält das Firmenlogo sein stilisiertes Bild.
Die ältesten Objekte des Museums stammen aus Danzig-Langfuhr, wo die Firma vor 1945 ansässig war. Nach der Flucht über die Ostsee errichteten die Eigentümer eine neue Produktionsstätte im "Lockstedter Lager” bei Itzehoe, das 1956 in "Hohenlockstedt” umbenannt wurde. Mit einer Sondergenehmigung der britischen Besatzungsmacht nahm die Firma die Produktion ihrer seit 1924 im Handel befindlichen Nitrolingualkapseln 1946 wieder auf.
Herstellung von Gelatinekapseln
Eine Domäne der Firma war seit jeher die Herstellung und Weiterentwicklung von Gelatinekapseln, ausgehend von dem in Handarbeit angewendeten Tauchverfahren bis hin zum Tropfverfahren zur Produktion nahtloser Weichgelatinekapseln.
Einige Gerätschaften und Maschinen zur Tabletten- und Kapselherstellung sowie zur Konfektionierung, die im Museum ausgestellt sind, stammen aus den 1940er und 1950er Jahren. Teilweise waren sie noch bis 1970 im Gebrauch. Einzelne Exponate aus jener Zeit, wie die Tablettenpresse und die Kapselformen auf dem Klemmbrett für das Tauchverfahren, können noch zu Demonstrationszwecken betrieben werden.
Desmoid®-Pillen
Originell sind die eigens für die Herstellung von Desmoid®-Pillen in der firmeneigenen Werkstatt angefertigten Pillentische. Die Pillen wurden in Handarbeit rolliert, einzeln in die Gummibeutelchen verpackt und mit einem Catgut-Faden verschnürt. Über eine hinten am Pillentisch angebrachte Leiste verlief der endlose Catgut-Faden. Desmoid®-Pillen waren bis 1993 im Handel; sie enthielten den Farbstoff Methylenblau und dienten als Diagnostikum: Bei ausreichender Menge Magensäure wurde der Gummibeutel im Magen aufgelöst und der Farbstoff freigesetzt, der dann resorbiert und über die Nieren ausgeschieden wurde, sodass er den Urin blau färbte.
Alte Arzneimittelpackungen
Beeindruckend ist das für die Beschriftung der Kunststoffschachteln benötigte Siebdruckgerät mit dazugehörigem Förderband zum Trocknen der bedruckten Verpackungsdeckel.
Die ausgestellten historischen Umverpackungen spiegeln die Vielfalt der Firmenprodukte seit ihrer Gründung, aber auch deren historischen Wandel in Art und Zusammensetzung wider.
Die Besichtigung führte anschließend in die Logistik- und Versandhalle. Eine Filmvorführung über die Produktion der in Hohenlockstedt produzierten Arzneimittel und eine angeregte Diskussion rundeten den Nachmittag ab. Wir danken der Firma Pohl-Boskamp für die Darbietungen.
Birgit Steinke, Ahrensburg
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