DAZ aktuell

Arzneimittelausgaben sinken um 4,8 Prozent

BERLIN (ks). Über "explodierende Arzneimittelkosten" kann sich derzeit niemand beschweren. Zwar stiegen die Gesamtausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in den ersten drei Monaten dieses Jahres um 3,1 Prozent je Versicherten – für Medikamente gaben sie jedoch 4,8 Prozent weniger aus als im Vorjahresquartal. Diese spürbare Wirkung der jüngsten Arzneimittel-Spargesetze hat mit dazu beigetragen, dass die Kassen im 1. Quartal 2011 einen Überschuss von 1,468 Mrd. Euro erzielen konnten. Der Gesundheitsfonds weist dagegen ein rechnerisches Defizit von 520 Mio. Euro auf. Dies teilte das Bundesgesundheitsministerium am 17. Juni mit.

In den Monaten Januar bis März 2011 standen bei sämtlichen Krankenkassen Einnahmen in Höhe von rund 45,85 Mrd. Euro Ausgaben in Höhe von 44,38 Mrd. Euro gegenüber. Damit verlief die GKV-Finanzentwicklung deutlich besser als im vergangenen Jahr. Im 1. Quartal 2010 lag das Plus noch bei lediglich 235 Mio. Euro. Betrachtet man die einzelnen Kassenarten, so verbuchten die AOKen einen Überschuss von rund 627 Mio. Euro, die Ersatzkassen von 518 Mio. Euro, die Betriebskrankenkassen von 113 Mio. Euro, die Innungskrankenkassen von 121 Mio. Euro und die Knappschaft Bahn-See von 78 Mio. Euro. Allerdings weist das Ministerium darauf hin, dass bei der Betrachtung der Finanzentwicklung im Jahresverlauf die Ausgaben in den Monaten Januar bis März regelmäßig niedriger sind als im Durchschnitt der folgenden Quartale. Die Auszahlungen der Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds erfolgen jedoch in monatlich gleichen Teilbeträgen. Somit könne im weiteren Jahresverlauf nicht mit entsprechenden Überschüssen gerechnet werden.

Das Bundesgesundheitsministerium relativiert den Überschuss zudem, indem es ihn mit dem Defizit des Gesundheitsfonds verrechnet – so ergibt sich für die GKV in den ersten drei Monaten 2011 ein Plus von rund 950 Mio. Euro. Kassen, die darauf schielen, einen Teil der Überschüsse ausgezahlt zu bekommen, können nicht viel erwarten. Nach den derzeitigen Annahmen des GKV-Schätzerkreises wird der Gesundheitsfonds Ende 2011 über eine Liquiditätsreserve von etwa 6,9 Mrd. Euro verfügen. Davon seien wesentliche Teile bereits gebunden – allein 3 Mrd. Euro für die zwingend vorzuhaltende Mindestreserve und 2 Mrd. Euro für Mittel, die in den Jahren 2012 bis 2014 für Zwecke des Sozialausgleichs und der Finanzierung der Zusatzbeiträge von ALG-2-Empfängern vorgesehen sind. Das Ministerium machte deutlich: "Die derzeitige maßvolle Überschreitung der Mindestgrenze der Liquiditätsreserve ist für ein nachhaltig finanziertes Gesundheitssystem unter den derzeitigen Bedingungen ökonomisch sinnvoll und zugleich im Interesse der Versicherten."

Die Ausgabenzuwächse halten sich mit 3,1 Prozent bislang unterhalb der Erwartungen für das Gesamtjahr 2011. Der Schätzerkreis ist bei seiner letzten Jahresprognose von einem Anstieg von rund 4,3 Prozent ausgegangen. Wesentlich verantwortlich für das gezügelte Wachstum sind die Arzneimittelspargesetze. Insbesondere die bereits zum August letzten Jahres erhöhten Herstellerabschläge (GKV-Änderungsgesetz) und die mit dem Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) eingeführten Kürzungen bei Apotheken und Großhändlern sorgten nach Jahren des Anstiegs erstmals für sinkende Arzneimittelausgaben. Um 4,8 Prozent bzw. 360 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahreszeitraum gingen diese Kosten zurück. Mit 7,64 Mrd. Euro hatten die Arzneimittel damit einen Anteil von 17 Prozent an den GKV-Gesamtausgaben.

In den anderen größeren Leistungsbereichen ist die Entwicklung der Ausgaben sehr unterschiedlich verlaufen: Für die ambulante ärztliche Behandlung wurden 1,2 Prozent mehr je Versicherten ausgegeben (8,57 Mrd. Euro – 19 Prozent der Gesamtausgaben), für die Krankenhausbehandlung 4,8 Prozent mehr (15,62 Mrd. Euro – 34 Prozent der Gesamtausgaben). Der Ausgabenzuwachs beim Krankengeld hat sich mit einem erneuten Plus von 11,2 Prozent nach den zweistelligen Zuwachsraten in den letzten Jahren auch in 2011 unverändert fortgesetzt. Die Netto-Verwaltungskosten der Kassen sind um 2,4 Prozent je Versicherten gestiegen.



DAZ 2011, Nr. 25, S. 16

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