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Arzneimittel und Therapie
Gene beeinflussen Wirksamkeit von Antiemetika
Zu den unangenehmsten, aber auch häufigsten Nebenwirkungen einer Chemotherapie gehören Übelkeit und Erbrechen. Evolutionsgeschichtlich ein Abwehr- oder Schutzreflex für den Organismus, haben Tumorpatienten bis in die 1980er Jahre diese Symptome als die belastendsten Nebenwirkungen einer Chemotherapie empfunden, zumal keine adäquate Antiemetikatherapie zur Verfügung stand. Vielfach lehnten Patienten die Fortsetzung einer Therapie aus Furcht vor durch Zytostatika induzierten Übelkeit und Erbrechen ab.
Serotonin-Rezeptorantagonisten häufig unwirksam
Eine entscheidende Rolle bei der Entstehung dieser Symptome spielen offensichtlich Neurotransmitter, insbesondere das Serotonin. Der Botenstoff aktiviert das Brechzentrum im Hirnbereich der Medulla oblongata. Die größte Bedeutung bzw. die größte antiemetische Wirksamkeit als Monosubstanzen haben daher als Antiemetika die 5-HT3 -Antagonisten (Setrone), die selektiv den Serotonin-Rezeptor (5-HT3 -Rezeptor) als Hemmstoffe besetzen. Allerdings spricht etwa jeder dritte Patient auf diese Therapie nicht an. Zudem treten bei den Betroffenen häufig zusätzliche Beschwerden auf, wie Kopfschmerzen, Schwindel, Verstopfung. Dies ist offensichtlich auf genetisch bedingte Strukturunterschiede des Serotonin-Rezeptors zurückzuführen: Bestimmte Bindungsstellen im Gehirn sind bei den betroffenen Patienten anders aufgebaut [2].
Da Prophylaxe und nicht-interventionelle Behandlung von Übelkeit und Erbrechen heute als Standard für Krebspatienten gelten, fördert die Deutsche Krebshilfe die Suche einem optimalen Antiemetikum. Sie fördert ein Projekt des Universitätsklinikums Heidelberg mit insgesamt 115.000 Euro. Die Molekularbiologen um Dr. Beate Niesler vom Institut für Humangenetik des Universitätsklinikums Heidelberg analysieren diesen Polymorphismus mit dem Ziel, über die genaue molekulare Struktur der Serotonin-Rezeptoren eine persönlich angepasste Arzneimitteltherapie zu erzielen [1]. Durch die Entwicklung maßgeschneiderter Medikamente soll die Wirksamkeit erhöht, aber auch die Lebensqualität und damit die Akzeptanz der Behandlung bei den Betroffenen deutlich verbessert werden.
Quelle
[1] Deutsche Krebshilfe e.V.: Chemotherapie: Wenn die Übelkeit nicht aufhört. 4. Januar 2011.
[2] Kaiser, R.; et al.: Investigation of the association between 5-HT3A receptor gene polymorphisms and efficiency of antiemetic treatment with 5-HT3 receptor antagonists. Pharmacogenetics (2004) 4(5): 271 – 278.
Dr. Hans-Peter Hanssen
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