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Überwiegend gute Noten für Phytopharmaka
Im ersten Teil der Phyto-Testreihe sind es insbesondere die Abführ- und Schlafmittel, die gut abschneiden. Die Hälfte der 16 getesteten Abführmittel auf pflanzlicher Basis erhielt das Ergebnis "sehr gut", zwei weitere wurden mit "gut" beurteilt. Sie enthalten beispielsweise quellend wirkende Flohsamen und -schalen – diese gelten bei Verstopfungen als Mittel der Wahl, schreibt Öko-Test. Aber auch stimulierende Abführmittel, die die Darmwand reizen (z. B. Sennesblätter/-früchte oder Cascararinde), hätten sich in Studien als wirksam erwiesen. Die 14 Präparate mit derartigen Wirkstoffen erhielten bei der rein pharmakologischen Bewertung allesamt ein "sehr gut". Dass dennoch fünf Mal ein "befriedigend" vergeben wurde, liegt insbesondere an kritischen Hilfsstoffen wie Paraffinen bzw. Farbstoffen. Mit "ungenügend" wurden lediglich die "Chol-Kugeletten Neu" (Dolorgiet) bewertet. Sie enthalten neben Aloe – das als alleiniger Wirkstoff von den Testern bereits in einem anderen Präparat als "zu stark" eingestuft wird – noch Schöllkraut. Letzteres soll den Gallefluss und damit die Verdauung anregen. Dies ist in Abführmitteln aber nicht nur überflüssig, heißt es in der Bewertung. Schöllkraut sei zudem wegen seiner leberschädigenden Wirkung bekannt, was auch im Beipackzettel vermerkt ist und fiel damit bereits in der pharmakologischen Beurteilung mit "ungenügend" durch. Der Testbericht wird um die Empfehlung ergänzt, dass Abführmittel ohne ärztliche Beratung nicht länger als ein bis zwei Wochen einzunehmen sind, um Gesundheitsschäden und Abhängigkeit zu vermeiden. Zudem wird darauf hingewiesen, dass Mittel mit Sennesfrüchten oder -blättern, Aloe oder Cascararinde in der Schwangerschaft tabu sind, da sie eine Frühgeburt auslösen können.
Schlafstörungen: Baldrian nur in ausreichender Dosis
Auch die pflanzlichen Schlafmittel sind Öko-Test zufolge in der Mehrzahl empfehlenswert. Es handelt sich durchweg um Arzneimittel, die Trockenextrakte aus Baldrian enthalten – einige setzen auf eine Kombination von Baldrian mit Melissenblättern, Passionsblumenkraut oder Hopfen. Die aus der Baldrianwurzel hergestellten Trockenextrakte gelten als gut untersucht und wirksam – vorausgesetzt Alkohol wurde als Extraktionsmittel verwendet und nicht Wasser. Bei Arzneimitteln, in denen ausreichend Baldrian enthalten ist, ist es um die pharmakologische Bewertung bestens bestellt: Getestet wurden 18 Präparate, von denen die Hälfte mit "sehr gut" abschnitt, ein weiteres mit "gut". Dazu zählen zum Beispiel Allunapret/Bionorica, Baldrian-Ratiopharm 450 mg, Baldriparan/Pfizer/Whitehall-Much oder Klosterfrau Nervenruh Baldrian Forte 600. Zudem wurde drei Mal ein "befriedigend" vergeben. Allerdings gab es auch fünf "mangelhafte" Produkte. Bei diesen Präparaten wurde die Baldriandosierung als zu gering angesehen bzw. konnte diese nicht beurteilt werden. Zur Abwertung führten zudem bedenkliche Hilfsstoffe wie synthetische Lebensmittelfarbstoffe oder Alkohol. Der Testbericht betont weiterhin, dass von den pflanzlichen Schlafmitteln keine Sofortwirkung zu erwarten ist. Wenn aber über längere Zeit keinerlei Besserung eintrete, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um körperliche Ursachen für die Schlafstörung auszuschließen. Bei einer vorschnellen Verordnung chemischer Schlafmittel rät Öko-Test zu Misstrauen.
Schmerzmittel: Belege zur Wirksamkeit fehlen meist
Die 15 getesteten Schmerzmittel auf pflanzlicher Basis (elf von ihnen basieren auf dem Wirkstoff der Teufelskrallenwurzel) konnten dagegen weniger überzeugen. Hier gab es nur zwei "gute" Produkte (Doloteffin Filmtabletten/Ardeypharm und Rivoltan Teufelskralle 480 mg Filmtabletten/Krewel Meuselbach) – nur bei ihnen fiel auch das Teiltestergebnis der pharmakologischen Begutachtung "gut" aus. Die breite Masse schnitt dagegen insgesamt – ebenso wie unter rein pharmakologischen Gesichtspunkten – mit "befriedigend" ab. Ein Präparat wurde mit "ausreichend" bewertet. Moniert wurde hier, dass Studien, die belegen können, dass die Produkte Schmerzen lindern oder Entzündungen hemmen können, nur spärlich vorliegen. Eine überzeugende Datenlage stellten die Tester nur für die Phytodolor Tinktur von Steigerwald fest. Das Kombinationspräparat aus Eschenrinde, Zitterpappelrinde und -blättern sowie Echtem Goldrutenkraut erwies sich in klinischen Studien bei der Behandlung degenerativer Gelenkerkrankungen gegenüber Placebo als überlegen und verglichen mit chemischen Schmerzmitteln wie Diclofenac als gleichwertig. Dass es am Ende doch zum Gesamturteil "befriedigend" kommt, liegt unter anderem am Beipackzettel. Hier fehlt den Testern der Hinweis, dass das Präparat nicht bei Magen-/Darmgeschwüren angewendet werden sollte sowie eine Altersangabe. Wegen des fehlenden Hinweises bezüglich der Anwendung bei Kindern falle auch der Alkoholgehalt von 45,6 Vol.-% stärker ins Gewicht.
In der Juni-Ausgabe von "Öko-Test" soll der zweite Teil der Naturheilmittel-Testreihe veröffentlicht werden. Dann geht es um Husten- und Venenmittel, Johanniskrautpräparate und Phytos zur Behandlung von Prostataproblemen. Sämtliche 115 Präparate für alle sieben Anwendungsgebiete wurden in Apotheken eingekauft. Im Bericht heißt es, man habe bewusst auf freiverkäufliche Mittel aus dem Einzelhandel und Drogerien verzichtet.
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