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Interpharm 2011
Globuli für die Seele
Plötzlich aus dem Lot
Nach schrecklichen Erlebnissen, die dem Betroffenen nicht aus dem Kopf gehen und sich bis zu Panikattacken steigern können, ist Aconitum D12 das Mittel der Wahl, gut zu merken am Pflanzennamen "Sturmhut" ("stürmische" Ereignisse). Es nimmt Kindern auch die panische Angst vor einem Besuch beim Zahnarzt. Die Dosis: am Abend zuvor, morgens, unterwegs und in der Praxis je drei Globuli. Bei einem Pseudokrupp-Anfall kann Aconitum D12 Kindern zusätzlich zu Prednison gegeben werden.
Ist jemand nach einem Schrecken "wie gelähmt", kraftlos und völlig überfordert, kann Gelsemium D12 ihn wieder aufrichten. Es kann auch einem Black-out in Prüfungen vorbeugen – dreimal täglich fünf Globuli.
Reagiert jemand in Stresssituationen – auch in Prüfungen – wie ein "aufgeregtes Hemd", wobei die irrationale Angst oft den nicht zu unterdrückenden Reiz, Darm und Blase zu entleeren, hervorruft, kann Argentum nitricum D12 die Lage entspannen.
Agaricus D6, das vom Fliegenpilz (früher: Agaricus muscarius) und nicht vom Champignon stammt, ist bei nervösen Störungen indiziert, die sich in Zuckungen der Augenlider oder Tic-ähnlichen Bewegungen äußern; der Patient fühlt sich von seinen Aufgaben überfordert und leidet unter Konzentrationsschwäche. Wichtig ist laut Wiesenauer, dass der Patient weniger Schwarztee trinkt – für den ebenfalls coffeinhaltigen Grüntee gilt keine Einschränkung.
Langfristige Belastungen
Acidum phosphoricum D12 hilft, eine negativ besetzte Konditionierung aufzulösen. Das gilt für Personen, die in ihrer Situation dauerhaft überfordert sind und an der Situation auch kaum etwas ändern können, z. B. weil sie einen schwerkranken Angehörigen pflegen müssen. Wie beim Burnout-Syndrom fühlen sie sich "ausgelaugt" oder so, als ob "der Akku leer" ist.
Staphisagria D6, der homöopathische Klassiker bei Schnittverletzungen oder nach chirurgischen Eingriffen, heilt auch seelische Wunden aufgrund von wiederholten Kränkungen und Demütigungen – ideal für Mobbing-Opfer.
Trennungsschmerzen – sei es dass der Lebenspartner gestorben ist oder dass man umgezogen ist und die gewohnte Umgebung vermisst – können einen Menschen depressiv machen. Bei der Bewältigung der "Trauerarbeit" oder der "Kummersituation" unterstützt Ignatia den Leidenden.
Auch Natrium chloratum (= muriaticum) kann bei Trennungsschmerzen indiziert sein. Das Leitsymptom der Betroffenen ist allerdings, dass sie sich freiwillig zurückziehen. Sie wollen sich in ihrem Kummer, der verschiedene Gründe haben kann, nicht trösten lassen, sondern nur noch in Ruhe gelassen werden ("Regression"). Wiesenauer bezeichnete Natrium chloratum als "eins der ganz großen Arzneimittel", das "viel mehr als ein Schüßlersalz" ist. In seiner ärztlichen Praxis verwendet er bei Kindern auch die Hochpotenz C200; nach der einmaligen Gabe tritt die Wirkung drei bis vier Tage später ein. In der Selbstmedikation sind die Potenzen D6 und D12 üblich.
Neuralgische Schmerzen
Im Gegensatz zum Phytopharmakon Johanniskraut ist Hypericum perforatum D6 bei Kopfweh infolge einer Nervenverletzung – zum Beispiel bei einer Zahnextraktion – oder nach einer Gehirnerschütterung indiziert. Es ist das "Arnica der Nerven", so Wiesenauer, und lindert auch Wetterwechsel-bedingte Kopfschmerzen.
Bei Neuralgien während und nach einer Gürtelrose sollte Hypericum D6 mit Mezereum D6 kombiniert werden. Hier ist in der Regel eine Anwendung über drei bis fünf Monate erforderlich. Sind die Herpes-Schmerzen aber vor allem am Brustkorb, Rücken und im Gesicht lokalisiert, tritt Ranunculus bulbosus D6 an die Stelle von Mezereum.
Secale cornutum D6 ist ein eindrückliches Beispiel für das Simile-Prinzip der Homöopathie, denn es lindert Schmerzen und unangenehme Empfinden, die aufgrund einer Gefäßverengung auftreten (Kribbeln, Brennen). Die Leitsymptome sind die gleichen wie bei einer diabetischen Polyneuropathie.
Wiesenauer forderte die Teilnehmer des Seminars auf: "Trauen Sie sich, den Kunden etwas zu empfehlen!" Manche Kunden lehnen zwar unwirsch ab, andere wollen sich die Sache erst mal überlegen, aber erfahrungsgemäß nehmen die meisten den Rat des Apothekers gern an.
cae
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DAZ 2011, Nr. 14, S. 94
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