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- DAZ 14/2011
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Arzneimittel und Therapie
Boceprevir und Telaprevir bessern Hepatitis C
Hepatitis C ist eine parenteral durch Blut übertragene virale Infektionskrankheit. Weltweit sind etwa 170 Millionen Menschen mit dem HC-Virus infiziert, etwa drei bis vier Millionen Menschen werden jedes Jahr neu infiziert. In Deutschland sind 400.000 bis 500.000 Menschen davon betroffen. Das RNA-Virus lässt sich in sechs Genotypen unterscheiden, wobei in Europa vorwiegend die Genotypen 1, 2 und 3 vorkommen. Die Erkrankung zeichnet sich durch eine hohe Chronifizierungsrate (bis 80%) aus und kann zu schweren Leberschädigungen führen. Sie ist damit einer der häufigsten Gründe für Lebertransplantationen in Europa. Der Therapieerfolg der derzeitigen Standardbehandlung, pegyliertes Interferon in Kombination mit Ribavirin, liegt nur bei etwa 40 bis 50% bei Genotyp-1-Infektion.
Erfolgreiche Studien mit Boceprevir und Telaprevir
Der anhaltende Therapieerfolg einer HCV-Erkrankung wird durch den SVR (Sustained Virologic Response) bestimmt, bei der die Viren auch drei bzw. sechs Monate (je nach Definition) nach dem Ende der Therapie nicht mehr im Blut nachweisbar sind. Nach diesem Zeitpunkt ist das Risiko eines späteren Rezidivs minimal und viele Patienten sind vermutlich geheilt. In zwei randomisierten Studien wurde der Anteil der Patienten mit einer SVR unter dem Protease-Inhibitor Boceprevir deutlich gesteigert.
An der SPRINT-2-Studie nahmen 1097 Patienten mit Genotyp-1-Hepatitis C teil. Alle erhielten in den ersten vier Wochen die Standard-Therapie aus Peginterferon plus Ribavirin. Sie soll die Viruslast vor Beginn der Therapie mit dem Protease-Inhibitoren senken und so das Risiko einer Resistenz mindern, zu der es unter der Therapie mit Protease-Inhibitoren kommen kann. Gegenüber einer Standardtherapie mit einer SVR-Rate von 38% betrug die SVR unter Peginterferon, Ribavirin plus Boceprevir 66%. Die wichtigsten Nebenwirkungen waren eine Anämie und Störungen der Geschmacksempfindung. Allerdings mussten 21% der Patienten die Boceprevir-Dosis wegen einer Anämie senken, und bei 25 musste die Therapie abgebrochen werden.
Eine weitere Studie, RESPOND-2 mit 403 Teilnehmern zeigte einen Erfolg auch für vorbehandelte Patienten mit Genotyp-1-Infektion. Sie schloss Patienten aus, bei denen es unter der früheren Standardtherapie nach zwölf Wochen nur zu einem geringen Rückgang der Viruslast gekommen war. In der Kontrollgruppe erreichten nur 7% eine SVR, der Anteil unter der Triplettherapie (Peginterferon, Ribavirin plus Boceprevir) hingegen 40%. Der Boceprevir-Hersteller Merck (in Deutschland MSD) hat im letzten Jahr die Zulassung sowohl in den USA und in Europa beantragt. Beide Behörden haben eine bevorzugte Bearbeitung zugesagt.
Auch eine Kombinationstherapie mit Telaprevir, ebenfalls ein Protease-Inhibitor, ist im Vergleich zur Standardbehandlung bei Patienten mit einer Genotyp-1-Hepatitis C nachweislich bedeutend wirksamer, wie Tibotec Virco-Virology BVBA bekannt gab. An einer randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten weiteren Phase-3-Studie (REALIZE) nahmen 662 Patienten teil. Basierend auf den Ergebnissen des Telaprevir-Phase-III-Programms hat Tibotec eine Marktzulassung für Telaprevir bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) eingereicht. Es durchläuft derzeit ein beschleunigtes Bewilligungsverfahren.
QuellePoordad, F.; et al.: Boceprevir for Untreated Chronic HCV Genotype 1 Infection. New Engl. J. Med. 2011; 364(13): 1195 – 1206.Bacon, B.R.; et al.: Boceprevir for Previously Treated Chronic HCV Genotype 1 Infection. Engl. J. Med. 2011; 364(13): 1207 – 1217.Janssen Pharmaceutica: Auf Telaprevir basierende Behandlung ist im Vergleich zur Standardbehandlung bei Hepatitis-C-Patienten nachweislich bedeutend wirksamer. Pressemitteilung, 31. März 2011.
Dr. Hans-Peter Hanssen
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