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Gesundheitspolitik
Ausweg oder Holzweg?
Die wesentliche Neuerung durch die frühe Nutzenbewertung ist die Verpflichtung für die Pharmaindustrie, bereits drei Monate nach Markteinführung ein Nutzendossier über das neue Arzneimittel einzureichen. Damit soll entschieden werden, ob das Produkt einen Zusatznutzen im Vergleich zu etablierten Therapien hat. Aufgrund dieser Entscheidung wird es entweder in eine Festbetragsgruppe eingestuft oder es finden Preisverhandlungen statt, die ab dem 13. Monat nach Markteinführung greifen sollen. Damit wird erstmals direkt in die Preisbildung innovativer Arzneimittel eingegriffen.
Bei der Vortrags- und Diskussionsveranstaltung am 26. Januar in Hamburg stellten verschiedene Experten ihre Position zu den neuen Regeln dar. Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, erklärte, die frühe Nutzenbewertung sei nicht das, was der Name sagt. Denn zum Zeitpunkt der Zulassung sei naturgemäß erst wenig über den Nutzen eines Arzneimittels unter realen Versorgungsbedingungen bekannt und noch weniger über den Zusatznutzen im Vergleich zu etablierten Arzneimitteln, denn sehr viele Zulassungsstudien testen die Innovation nur gegenüber Placebo. So könne die neue Nutzenbewertung nur eine Annäherung sein. Das AMNOG greife daher zu kurz, um die Innovationen in Spreu und Weizen zu trennen. Prof. Dr. Bertram Häussler, Geschäftsführer des IGES-Instituts, erwartet durch die neuen Regelungen durchaus sinkende Preise und damit eine größere Wirtschaftlichkeit. Analysen des IGES-Instituts würden jedoch ohnehin eine Abflachung der Kostendynamik bei den besonders teuren Spezialpräparaten zeigen. Auch ohne das AMNOG würden sich die Ausgaben daher stabilisieren. Durch die frühe Nutzenbewertung könnten die Arzneimittelausgaben der Krankenkassen zusätzlich um etwa 100 Millionen Euro jährlich sinken. Deutlich positiver äußerte sich Dr. Angelika Kiewel, IKK-Beraterin zu Grundsatzfragen der Arzneimittelversorgung. Sie hält die frühe Nutzenbewertung für "brauchbar und unverzichtbar". Sie zwinge alle Beteiligten zu mehr Dialog und führe zu inhaltlichen Verbesserungen. Die neuen Regeln betrachtet sie als Win-Win-Situation für Krankenkassen, Industrie und Patienten.
Einen ausführlichen Bericht über den Eppendorfer Dialog finden Sie in der nächsten Ausgabe der DAZ.
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