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Gesundheitspolitik
Wie findet man Personal für die Apotheke?
Wenn von Personalauswahlverfahren die Rede ist, wird sehr häufig thematisiert, wie man aus der Schar der Bewerber den oder die Richtige auswählt. Dieses Problem besteht in vielen Branchen. Mittlerweile, vielleicht auch durch den demografischen Wandel schneller als gedacht befeuert, stellt sich das Problem schon auf der Vorstufe. Dann steht im Mittelpunkt, wie man überhaupt genügend Bewerber für eine Stelle findet. Überspitzt formuliert könnte man auch sagen, wie man überhaupt jemanden findet, den man ruhigen Gewissens einstellen kann.
In Apotheken scheint das Thema an Fahrt aufgenommen zu haben. Es ist mehr als beunruhigend, wenn 2/3 der Befragten bei der Untersuchung der Apothekengewerkschaft Adexa angibt, den Beruf nicht nochmals zu wählen. Darf man sich dann wundern, dass Nachwuchssorgen an der Tagesordnung sind? Die Thematik stellt Anfragen an die Politik, die bei Apotheken stark Einfluss darauf nimmt, ob das Berufsbild als attraktiv oder als eher unattraktiv zu bezeichnen ist. Es betrifft in gleichem Maße den Berufsstand und dessen Vertreter, die den Imageverfall nicht nur wahrnehmen, sondern auch mit allen Mitteln bekämpfen müssen. Und schließlich sind alle Apotheken selbst aufgefordert, sich zu fragen, ob sie alles für ein positives Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit tun, allein schon, um die Existenz zu sichern oder auch irgendwann einmal die eigene Apotheke verkaufen zu können, zu einem Preis, der den jahrelangen Aufwand rechtfertigt.
Der Schwerpunkt der Ausführungen soll sich auf approbierte Mitarbeiter beziehen. Dies schließt nicht das Thema Nachfolge mit ein, das dadurch zwar tangiert wird, aber nicht im Fokus stehen soll. Glaubt man den Äußerungen der einschlägigen Ausbildungsstätten, insbesondere den Universitäten, besteht noch kein Mangel an Studienanfängern und Studienabsolventen. Daraus folgt, dass diejenigen, die Pharmazie studieren und damit ein Gutteil der formalen Voraussetzungen für einen Job in einer öffentlichen Apotheke erfüllen, ganz offensichtlich im Laufe ihres Studiums Präferenzen gegen einen Job in der Offizin entwickeln. Pharmaziestudenten verfügen über viele unterschiedliche Möglichkeiten, was sie nach dem Studium machen können. Offensichtlich hat sich das Image des Apothekerberufs diesbezüglich verschlechtert oder aber die Alternativen haben sich in der Wahrnehmung der Absolventen verbessert. Reputation, Verdienstmöglichkeiten, attraktive Arbeitszeiten, abwechslungsreiches Betätigungsfeld usw. sind die Parameter, anhand derer die Alternativen bewertet werden. Der große Vorteil des Apothekerberufs lag lange Zeit darin begründet, dass man sich nach absehbarer Zeit in einem geordneten Umfeld selbstständig machen und bei halbwegs kaufmännischem Geschick hier ein verlässliches Entgelt beziehen kann. Die ökonomischen Einschränkungen durch den Gesetzgeber in den letzten 10 bis 15 Jahren haben dieses Image torpediert. Selbst wenn es an vielen Stellen nach wie vor möglich ist, attraktive Rentabilitäten zu erzielen, hat sich die Situation in Gänze faktisch verschlechtert und gefühlt einen dramatischen Imageverlust erlitten. Die Berichterstattungen der letzten Jahre haben sicher nicht unerheblich zu derlei Befindlichkeiten beigetragen.
Weder werden attraktive Rentabilitäten garantiert noch auf Dauer sichergestellt. Da die Zukunft sich in der Wahrnehmung derer, die man erreichen will, diskontinuierlich darstellt, gewinnen andere Alternativen unter Risikominimierungsgesichtspunkten an Bedeutung. Dies ist nachvollziehbar. Deshalb muss leider konstatiert werden, dass sich der aufgezeigte Trend nur dann abschwächen oder drehen lässt, wenn Gesundheitspolitik in Deutschland wieder verlässlicher wird, damit berechenbar und auf dieser Grundlage der Eindruck entsteht, dass das Tun eines Apotheker sowohl immateriell wie materiell angemessen honoriert wird. Hier sind seitens des Berufsstandes alle Anstrengungen zu unternehmen, das Image in beide Richtungen positiv zu entwickeln. Kurzfristig muss darüber nachgedacht werden, ob ein Transfer von entsprechend ausgebildeten Arbeitskräften aus dem benachbarten Ausland gezielt angestoßen wird. Gerade die osteuropäischen Anrainerländer wie Polen, Tschechien oder auch Ungarn sind durchaus als "Lieferanten" denkbar. An den Ärzten sehen wir ja, dass ein entsprechender Exodus in diesem Beispiel aus Deutschland in andere Länder und aus Ländern nach Deutschland durchaus stattfindet. Warum also nicht aus der Not eine Tugend machen. Dies wird mittelfristig nicht ausreichen, deswegen sind fundierte Analysen anzustellen, um herauszufinden, aus welchen Gründen und mit welchen Berufszielen Pharmazie studiert wird. Welche Barrieren bauen sich während des Studiums auf, die verhindern, dass mehr Absolventen in die Offizin drängen. Bei einem Apothekertag wurde moniert, dass die Apotheken selbst bei den durch Studenten im Rahmen ihres Studiums zu erbringenden Leistungen alles andere als hilfreich auftreten. Will man also seinen eigenen Berufsstand stärken, muss man eben auch die für die Ausbildung notwendigen Bereiche mit anbieten. Wir kennen die Diskussion aus den späten 80er und frühen 90er Jahren, in denen viele Betriebe anderer Branchen bewusst vermieden haben auszubilden, um dann ausgebildete gute Kräfte abzuwerben. Dies ist eine riskante Strategie.
Langfristig werden sich Modelle durchsetzen, die dem Charakter dualer Studiengänge entsprechen, selbst wenn diese nicht analog exekutiert werden. Wenn Apotheken frühzeitig interessierten Studenten parallel alle Möglichkeiten anbieten, sich weiterzubilden, die notwendigen Leistungen erbringen zu können und – nicht unwichtig – sich etwas dazu verdienen zu können, besteht eine gute Chance, frühzeitig Mitarbeiter an sich zu binden. Zu einem sehr frühen Zeitpunkt wird andererseits für die Apotheke deutlich, ob der Kandidat etwas für die Apotheke ist. Dann spielt die eigentliche Frage der Personalauswahl auch keine entscheidende Rolle mehr.
Andreas Kaapke
Andreas Kaapke ist Professor für Handelsmanagement und Handelsmarketing an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, Standort Stuttgart, und Inhaber des Bera-tungsunternehmens Prof. Kaapke Projekte. E-Mail: a.kaapke@kaapke-projekte.de
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