Gesundheitspolitik

Deutliche Einbußen der Apotheken

Mecklenburg-Vorpommern: Betriebsergebnis sinkt um 20 Prozent

ROSTOCK (tmb). Auf dem Deutschen Apothekertag beklagte die ABDA die schwerwiegenden Folgen des AMNOG für die wirtschaftliche Entwicklung der Apotheken. Was bisher nur durch Hochrechnungen vorhergesagt werden konnte, wird nun anhand der ersten betriebswirtschaftlichen Auswertungen für das bisherige Jahr 2011 deutlich sichtbar. Beim Wirtschaftsseminar des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern am 12. Oktober in Rostock berichtete Torsten Eimicke, Steuerberater bei der Treuhand Hannover, über die erheblichen Einbußen der Apotheken im Osten und speziell in Mecklenburg-Vorpommern im laufenden Jahr.

Torsten Eimicke stellte die jüngste betriebswirtschaftliche Entwicklung der Apotheken in Mecklenburg-Vorpommern vor.
Foto: AZ/tmb

Der Wareneinsatz der Apotheken steigt im Jahr 2011 weiter an, erklärte Eimicke, die Rohgewinnspanne geht also wiederum zurück. Die kürzlich angekündigten Konditionsverschlechterungen der Großhändler würden diesen Effekt noch verstärken, während die absoluten Apothekenumsätze stagnieren. Als weiteres Problem kommt die Unsicherheit der Erträge seit 2009 hinzu, weil über die Apothekenabschläge noch nicht endgültig entschieden wurde.

Deutliche Folgen für die Umsätze

Im Vergleich zu 2010 berichtete Eimicke für 2011 über eine deutlich verschlechterte Entwicklung. Von Januar bis Juli 2011 seien die GKV-Umsätze der Apotheken in Mecklenburg-Vorpommern um 0,4 Prozent gesunken, während sie im Vorjahr um 5,4 Prozent gestiegen waren. Die Summe aus PKV- und OTC-Umsätzen stieg in beiden Zeiträumen jeweils um 1,6 Prozent. Damit ergibt sich für die Apotheken in Mecklenburg-Vorpommern für den bisher ausgewerteten Teil von 2011 ein Rückgang des gesamten Umsatzes von 0,2 Prozent, während im Vorjahr ein Plus von 4,6 Prozent entstand. Die Apotheken in Mecklenburg-Vorpommern liegen damit schlechter als der Durchschnitt der östlichen Bundesländer, während sie 2010 im Vergleich besser abgeschnitten hatten. Für die östlichen Bundesländer insgesamt berichtete Eimicke über einen Anstieg des Gesamtumsatzes um nur noch 0,1 Prozent von Januar bis Juli 2011 (Vorjahr: plus 3,3 Prozent). Die GKV-Umsätze gingen um 0,1 Prozent zurück (Vorjahr: plus 3,7 Prozent).

Rohgewinn sinkt in Ost und West

Die negative Entwicklung des Jahres 2011 betrifft ganz besonders die Rohgewinne. Diese gehen seit Jahren zurück, doch der Sprung zwischen 2010 und 2011 erscheint besonders groß. Gemäß Daten der Treuhand Hannover entwickelte sich der Rohgewinn im Osten von 24,2 Prozent im Jahr 2009 und 24,1 Prozent im Jahr 2010 auf jetzt nur noch 23,5 Prozent. Für den Westen betragen die Werte 26,4 Prozent für 2009, 26,3 Prozent für 2010 und 25,7 Prozent als vorläufiger Rohgewinn für 2011. Die Angaben für 2009 wurden ohne die Abschlagsrückzahlung ermittelt, für 2010 wurde der Abschlag von 1,75 Euro berücksichtigt, soweit die Erstattung ausgezahlt wurde. Wenn es bei den Ergebnissen des Schiedsspruchs bleibt, wären die Unterschiede zwischen 2009 und den Folgejahren also noch größer, als sie hier ermittelt wurden.

Konsequenzen für das Betriebsergebnis

Die Apotheken werden aber nicht nur durch verminderte Rohgewinnmargen, sondern zusätzlich durch steigende Kosten belastet, berichtete Eimicke. Im Vergleich zwischen 2010 und 2011 erhöhten sich die Peronalkosten einer durchschnittlichen Apotheke in Mecklenburg-Vorpommern von 9,1 Prozent auf 10,0 Prozent vom Nettoumsatz. So werde das Betriebsergebnis einer durchschnittlichen Apotheke in dem nordöstlichen Bundesland von 7,9 Prozent auf 6,3 Prozent vom Nettoumsatz zurückgehen und damit gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent sinken. Diese negative Entwicklung wird auch am Deckungsbeitrag pro Packung deutlich. Dieser ging in Mecklenburg-Vorpommern von 1,69 Euro im Jahr 2010 auf jetzt 1,34 Euro zurück, berichtete Eimicke.

Als Ergebnis dieser Entwicklung konstatierte Eimicke einen langfristigen Strukturwandel. Die Zahl der Apotheken hat 2011 nach zwischenzeitlichem Anstieg wieder den Stand von 2004, also zu Beginn der Filialisierung, erreicht, während die Zahl der Inhaber bereits seit 2003 fällt. Weitere Probleme befürchtet der Steuerberater für 2012. Die Kosten würden steigen, aber die Großhandelskonditionen dürften sich durch die neue Preisbildung auf Großhandelsebene wiederum verschlechtern.



AZ 2011, Nr. 42, S. 1

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