Prisma

Mit Zucker im Blut plant man langfristiger

Wie wir Entscheidungen treffen, hängt nicht zuletzt von unserem aktuellen Blutzuckerspiegel ab, sagen Wissenschaftler der Universität South Dakota. Ist der Spiegel hoch, geht die Tendenz zu langfristiger Planung. Niedrige Blutglucosekonzentrationen lassen uns dagegen eher den Blick auf das Hier und Heute richten, auch wenn zukünftige Optionen lukrativer scheinen.
Nicht nur für Diabetiker, sondern auch für Verhaltensforscher scheint die Blutzuckermessung wichtig zu sein.Foto: LifeScan

Den Zusammenhang zwischen Blutzuckerspiegel und Entscheidungsfindung testeten Wissenschaftler um Xiao-Tian Wang an 65 freiwilligen Probanden, die in zwei Gruppen aufgeteilt wurden. Nach einer ersten Blutzuckerbestimmung wurden die Versuchsteilnehmer gefragt, ob sie sich eher für eine in Kürze verfügbare kleine Geldsumme oder einen größeren Betrag, der erst zu einem späteren Zeitpunkt ausgezahlt wird, entscheiden würden. Anschließend an die erste Befragung erhielt eine Gruppe zuckerhaltige Limonade zu trinken, die anderen Probanden konsumierten eine zuckerfreie Variante des Getränks. Zehn Minuten später wurde der Blutzuckerspiegel erneut bestimmt und die Befragung noch einmal durchgeführt. Das Ergebnis: Teilnehmer, die viel Glucose im Blut hatten, wählten überwiegend den größeren Geldbetrag, der nach einer Wartezeit ausgezahlt werden sollte. Probanden, die zuckerfreie Limonade zu sich genommen hatten, entschieden sich dagegen eher für den schnellen, aber kleineren Geldsegen.

Nach Aussage der Wissenschaftler könnte eine Erklärung für den beobachteten Zusammenhang sein, dass die Planung späterer Ereignisse energieaufwendiger ist, weshalb sie nur mit genügend "Treibstoff" im Blut vorgenommen wird. Ein anderer Erklärungsansatz besagt, dass es vom Versorgungszustand des Körpers abhängt, wie risikobereit ein Mensch ist. In eine ungewisse Zukunft investieren eher jene, denen auch genügend Ressourcen zur Verfügung stehen. In jedem Fall fordern die Studienautoren, den Einfluss des Körpers auf das Verhalten stärker zu berücksichtigen. Möglicherweise könnte dies bei der Prävention und Behandlung von Zwangsstörungen und Süchten hilfreich sein. war


Quelle: Wang, X.-T., et al.: Psychol. Sci. 2010, Online-Vorabpubli-kation, DOI: 10.1177/ 0956797609358096

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