Aus Kammern und Verbänden

Trotz vieler Sorgen optimistisch

Bei der Mitgliederversammlung des Hamburger Apothekervereins am 24. November stand das AMNOG im Mittelpunkt des Berichts des Vereinsvorsitzenden Dr. Jörn Graue. Trotz scharfer Kritik an den neuen Regelungen zeigte sich Graue langfristig optimistisch für die Apotheker, da sie wegen des demografischen Wandels künftig immer mehr gefragt seien.
Dr. Jörn Graue (Vorsitzender des Hamburger Apothekervereins), Dr. Sebastian Schmitz (ABDA-Geschäftsführer Wirtschafts- und Vertragsrecht), Dr. Claus Greger (1. stellvertretender Vorsitzender des Hamburger Apothekervereins), Dr. Frank Stepke (2. stellvertretender Vorsitzender) und weitere Vorstandsmitglieder: Dr. Ulrike Hahn (halb verdeckt), Dr. Lutz Schehrer, Katrin Hensen (von links).
Foto: Christian Hoffmann,
AK HH

Beim AMNOG werde die pharmazeutische Perspektive wieder hinter die Maxime der kostengünstigen Kalkulation gestellt, und dies gehe wieder einher mit der wachsenden Entfremdung der Gesundheitspolitik von den Heilberufen, beklagte Graue. Den Politikern sei es völlig gleichgültig gewesen, ob 400 Millionen Euro vom Großhandel allein oder unter Beteiligung der Apotheken beigesteuert werden. Der für zwei Jahre staatlich fixierte Zwangsrabatt verrät nach Einschätzung von Graue "eher planwirtschaftliches denn liberales Gedankengut". Weitere Probleme sieht er bei dem "haarsträubenden Insolvenzrisiko beim Herstellerrabatt", den Aut-idem-Bestimmungen und der "unausgegorenen Mehrkostenregelung", die zu vielen Diskussionen mit den Patienten führen werde.

In dem verzweifelten Versuch, für jeden Einzelfall im Gesundheitswesen eine gerechte Lösung zu finden, habe sich der Gesetzgeber heillos in einem Gestrüpp von Regelungen verheddert. "Der Zeitpunkt dürfte gekommen sein, zu prüfen, ob das System wegen seiner Unverständlichkeit gegen das Gebot der Rechtsstaatlichkeit verstößt und damit verfassungswidrig ist", folgerte Graue.

Zentraler Punkt bei den ab 2013 geplanten Verhandlungen über den Kassenabschlag sei die standardisierte Beschreibung der Leistungen, die die Apotheken 2011 erbringen. "Auf der Basis dieser Leistungsdefinitionen sollen Veränderungen im Leistungsgeschehen ermittelt werden, die sich ab 2013 nach Art und Umfang ergeben", so Graue. Dabei befürchtet er neue Fallstricke und Unstimmigkeiten. Zudem warnte Graue vor dem Ruf nach einer neuen Honorierungsordnung für Apotheker, der "wie Donnerhall durch die Apothekergazetten" brause. So sehr die Apotheker sich dies auch wünschen würden, erwartet er angesichts seiner langen Erfahrung von solchen Plänen nichts Gutes. "Also lassen wir das besser", riet Graue.

"Wenn dann noch Abgeordnete im Bundestag scheinheilig verkünden, sie stünden trotzdem an der Seite der Apotheker, dann ist das Maß an Hybris voll."

Dr. Jörn Graue zum AMNOG

Langfristig optimistisch

Trotz so vieler Probleme gab sich Graue in der Konsequenz optimistisch. Die Apotheke stehe nicht vor dem Ausverkauf, es bahne sich keine existenzvernichtende Katastrophe an. "Apothekerland ist nicht abgebrannt", so Graue. Er erinnerte an die Absenkung des Kassenabschlages für 2009 und 2010, der dem unermüdlichen Einsatz des Deutschen Apothekervereins zu verdanken sei. Allerdings könne sich das Hauptsacheverfahren dazu noch hinziehen.

Für die langfristige Zukunft verwies er auf den demografischen Wandel. Der Bedarf an Arzneimitteln werde überproportional steigen. "Irgendwann wird sich der Nebel wieder lichten", prognostizierte Graue.

"Spare in der Zeit, so hast du in der Not."

"Hanseatischer Rat" von Dr. Jörn Graue an die Apotheker

Lösungsansatz für den Herstellerrabatt

Einige Probleme des aktuellen Vertragsgeschehens und die Herausforderungen des AMNOG verdeutlichte Dr. Sebastian Schmitz, ABDA-Geschäftsführer Wirtschafts- und Vertragsrecht, in seinem Vortrag. In der Diskussion ging es auch um das zunehmend dringende Problem der umstrittenen Herstellerabschläge. Angesichts der drohenden Verjährung der Ansprüche für 2006 besteht für die Krankenkassen verstärkter Handlungsdruck.

Dazu verwies Graue auf das Konzept der AOK plus. Diese biete den Apotheken an, ihre Forderungen gegen die Arzneimittelhersteller an die Krankenkasse abzutreten. Damit könne die Krankenkasse die Forderungen selbst bei den Herstellern geltend machen. Im Gegenzug verzichte die Krankenkasse auf Absetzungen gegenüber den Apotheken. Graue empfahl dies allen Beteiligten als konstruktive Vorgehensweise.


Dr. Nils Bomholt wurde neu in den Vorstand des Hamburger Apothekervereins gewählt.
Foto: Christian Hoffmann,
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Nachwahl

In einer Nachwahl wählte die Mitgliederversammlung Dr. Nils Bomholt als neues Vorstandsmitglied des Hamburger Apothekervereins, nachdem Alexander Wocker aus dem Vorstand ausgeschieden ist, da er seine Apotheke aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben hat. Graue dankte Wocker "für die vielen Jahre guter Zusammenarbeit".

tmb

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