Fachmedien kurz rezensiert

Formeln den Schrecken genommen

Hartmut Derendorf, Thomas Gramatté, Günter Schäfer und Alexander Staab
Pharmakokinetik kompakt
Grundlagen und Praxisrelevanz

3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage 2011.
XIV, 378 Seiten, 196 farbige Abbildungen, 29 farbige Tabellen,
49,90 Euro (Subskriptionspreis bis 31. Dezember 2010: 42,90 Euro.)

Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart.

ISBN 978-3-8047-2450-1

Schon manchen Studenten hat die Pharmakokinetik mit ihren vielen Formeln und Gleichungen zur Verzweiflung gebracht. Den Betroffenen, soviel sei bereits zu Beginn dieser Rezension verraten, ist das eben in seiner dritten Auflage erschienene Werk "Pharmakokinetik kompakt" wärmstens zu empfehlen. Natürlich können die Autoren in einem Fachgebiet, dessen ureigenste Domäne die Betrachtung zeitlicher Verläufe charakteristischer Kenngrößen ist, nicht ganz auf Formeln verzichten. Sie können ihnen aber den Schrecken nehmen, was im Fall des vorliegenden Werkes dank der pointierten Erläuterungen trefflich gelungen ist.

Dabei betrachtet das Werk die verschiedenen pharmakokinetischen Modelle erfreulicherweise weit weniger apodiktisch, als es in dieser Fachdisziplin noch bis vor wenigen Jahren der Fall war. Vielmehr sieht es die Gleichungssysteme als hilfreiches Werkzeug, das aber aufgrund intra- und interindividueller Variabilitäten nur unter Berücksichtigung der spezifischen Krankheitssituation sinnvoll eingesetzt werden kann. So ist es nur konsequent, dass die Autoren den individuellen Einflussgrößen ein eigenes Kapitel widmen. Besonders spannend – und für manche pharmazeutische Betriebe mitunter von existenzieller Bedeutung – ist die Frage individueller Effekte im Zusammenhang mit dem Nachweis der Bioäquivalenz im Rahmen der Arzneimittelzulassung bzw. -entwicklung, wo darüber hinaus auch noch statistische und populationspharmakokinetische Effekte eine entscheidende Rolle spielen können. Auch diese komplexen, deshalb aber nicht minder praxisrelevanten Themen werden ausgiebig beleuchtet und konkrete Vorschläge zur Beantwortung regulatorisch relevanter pharmakokinetischer Fragestellungen gemacht. Gerade an diesen Stellen merkt man dem Buch die Expertise kompetenter und erfahrener Pharmakokinetiker aus der pharmazeutischen Industrie deutlich an.

In diesem Zusammenhang besonders bemerkenswert ist, dass es den Verfassern von "Pharmakokinetik kompakt" gelingt, woran so viele andere gemischte Autorenteams aus Universität und Industrie scheitern. Denn leider endet der Versuch, didaktische Interessen der akademischen Ausbildung und Praxistauglichkeit für den Gebrauch in der pharmazeutischen Industrie miteinander in Einklang zu bringen, allzu oft in halbherzigen Kompromissen, die keiner der beiden Seiten gerecht werden. Ganz anders in diesem Fall: Unter Berücksichtigung modernster didaktischer Erkenntnisse erläutert das Werk nachvollziehbar, Schritt für Schritt anhand konkreter Beispiele die theoretischen Fundamente der Pharmakokinetik, ohne sich dabei in Nichtigkeiten zu verlieren. Quasi nahtlos leitet das Werk dann von den Grundlagen über zu Fragestellungen, wie sie bei der Wirkstoff- und Arzneimittelcharakterisierung in der pharmazeutischen Industrie tagtäglich zu beantworten sind. Trotz dieser Synopse von Industrie- und Lehrbuchwissen ermöglicht es die klare Strukturierung – zweifelsohne ein weiteres großes Plus dieses Werkes – dem Leser allerdings mühelos, die für ihn relevanten Inhalte auszuwählen und von anderen Themengebieten abzugrenzen. Vom Studenten, der einen verständlichen Einstieg in die komplexe Materie sucht, bis zum geübten Pharmakokinetiker: Es bleiben kaum Wünsche offen, so dass "Pharmakokinetik kompakt" den Untertitel "Grundlagen und Praxisrelevanz" absolut zu Recht trägt.

Genau genommen hat dieses rundum gelungene Werk nur einen kleinen Schönheitsfehler: die farbliche Gestaltung. Gerade bei komplexen Graphen kontrastieren die einzelnen Datenreihen, deren Farbgebung zwischen Violett und zartem Altrosa changiert, leider kaum, sodass sie nur bei ausreichender Beleuchtung wirklich gut zu erkennen sind. Auch die rosa hinterlegten Fragen und Kapitelzusammenfassungen sind didaktisch eine echte Bereicherung, für die Augen aber eher anstrengend. Aus der reduzierten Farbgestaltung resultiert für den Le-ser aber auch ein nicht unerheblicher Vorteil: der Preis, der für ein derart gehaltvolles Werk mit 42,90 Euro (Subskriptionspreis bis 31. Dezember 2010) überraschend niedrig ausfällt, denn gerade im PharmakokinetikBereich erschienen jüngst Werke, die für einen höheren Preis deutlich weniger handfesten Inhalt boten.


Apotheker Dr. Andreas Ziegler, Großhabersdorf

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