Aus der Hochschule

Enormer Textzuwachs in Packungsbeilagen

Im Rahmen des Pharmazeutischen Kolloquiums der Universität Bonn präsentierte Dr. J. Fuchs, Gastwissenschaftler am Lehrstuhl "Drug Regulatory Affairs", am
25. Oktober eine Bewertung von 271 randomisiert ausgewählten Packungsbeilagen.

Neben den positiven Entwicklungen bei der Gestaltung der Packungsbeilagen, wie eine bessere inhaltliche Gliederung und künftig eine größere Schrift, fällt der massive Zuwachs der Texte negativ auf. Im Zeitraum von nur fünf Jahren stieg der Textumfang um 60% auf durchschnittlich 2005 Wörter pro Packungsbeilage.

Der stetige Wissenszuwachs, der selbstverständlich in Packungsbeilagen Einzug halten muss, ist nur eine Ursache. Neben der haftungsrechtlichen Absicherung sind auch die europarechtlich vorgegebenen Standardtexte weitere Gründe für diesen Textzuwachs. Anhand der von Paint-Consult, Jena, durchgeführten Paint3-Studie – mit 5091 Teilnehmern die größte Untersuchung zu deutschen Packungsbeilagen – zeigte der Referent, dass mit der Zunahme des Textumfangs

  • die Motivation schwindet, die Inhalte zu lesen;

  • das Vertrauen in die Arzneimittel signifikant abnimmt;

  • die Auffindbarkeit und die Verständlichkeit der Informationen abnehmen.

Fuchs legte dar, dass der Textumfang um 40% verringert werden kann, ohne dass Informationen verlorengehen oder gegen Gesetze verstoßen wird. Er forderte Politik, Industrie und Behörden auf, an der "Textkomprimierung" zu arbeiten.

In der sehr gut – vor allem auch von Studierenden – besuchten Veranstaltung entwickelte sich nach dem Vortrag eine lebhafte Diskussion; viele Teilnehmer staunten, wie spannend und wichtig das Thema für die Anwendungssicherheit von Arzneimitteln ist.

Prof. Dr. H. G. Schweim

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