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- DAZ 43/2010
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Schwerpunkt Diabetes
Neue Einheit für HbA1c seit 1. April verbindlich
In den 1990er Jahren stellte die DCCT-Studie (Diabetes Control and Complication Trial) fest: Je niedriger der HbA1c-Wert bei Diabetikern ist, desto niedriger ist auch das Risiko diabetesbedingte Langzeitkomplikationen wie diabetische Retinopathie oder Nephropathie zu entwickeln. Um Bestimmung und Angabe des offenbar gut als prädiktiver Parameter geeigneten HbA1c-Werts zu standardisieren, wurde 1996 das National Glycohemoglobin Standardization Program (NGSP) ins Leben gerufen. Der vom NGSP etablierte Standard wurde in der Folge viele Jahre als Referenz für ärztliche Befundberichte verwendet.
"Verunreinigungen" ausschließen
Fortschritte in der Analytik haben jedoch ergeben, dass der ehedem als "rein" angesehene Peak A1c in der HPLC-Auftrennung der Hämoglobinfraktionen nicht nur diese (blutzuckerabhängig glykierte) Komponente, sondern "Verunreinigungen" mit anderen Fraktionen enthielt, deren Konzentrationen nicht in Abhängigkeit der Blutzucker variieren. Daher etablierte man einen neuen, reineren HbA1c-Standard (nach IFCC, International Federation of Clinical Chemistry and Laboratory Medicine), der ausschließlich aus der eigentlichen HbA1c-Fraktion besteht.
Alte und neue HbA 1c -Werte im Überblick | ||
National Glycohemoglobin Standardization Program (NGSP)
[%]
|
International
Federation of Clinical Chemistry (IFCC) [mmol/mol]
|
|
6 |
42 |
oberer Referenzwert |
7 |
53 |
Therapieziel |
8 |
64 |
Handlungsbedarf |
Der Referenzbereich für Gesunde liegt bei einem HbA1c
-Wert von 20 bis 42 [mmol/mol].
Die Formel zur Umrechnung der Prozentangabe von HbA1c
% in HbA1c
mmol/mol lautet:
HbA1c
[mmol/mol] = (HbA1c
[%] - 2,15) x 10,929
|
Neue Einheit beugt Verwirrung vor
Bei der praktischen Anwendung des neuen HbA1c-Werts mit der alten Einheit % wäre im klinischen Alltag jedoch vermutlich viel Verwirrung entstanden, denn durch den Wegfall der nicht Blutzucker-abhängigen Komponente sinken die HbA1c-Ergebnisse nominell um ca. 2,15%, das heißt statt eines Normalbereiches bis ca. 6,2% hätten sich die Patienten an HbA1c-Werte gewöhnen müssen, die nur bis ca. 4,0% als normal zu klassifizieren gewesen wären. Zudem orientieren sich zentrale Therapiealgorithmen für die Behandlung des Typ-2-Diabetes bei ihren glykämischen Therapiezielen an den herkömmlichen Normwerten.
Deshalb erzielte man auf internationaler Ebene den Konsens, die "neuen" Ergebnisse in der unverwechselbaren Einheit, mmol HbA1c pro mol Hämoglobin, anzugeben. Der Normalbereich läge dann bei etwa 20 bis 42 mmol/mol. Die am 1. April 2008 in Kraft getretene Richtlinie der Bundesärztekammer (Rili-BÄK) sah vor, dass in einer Übergangsfrist von 24 Monaten der HbA1c auf die neue Standardisierung und damit die neue Einheit mmol/mol umzustellen ist.
Gemäß den Vorgaben der Leitlinie der Bundesapothekerkammer, die auf die Richtlinie der Bundesärztekammer verweist, musste demnach auch in den Apotheken die interne und externe Qualitätskontrolle bis 31. März 2010 umgestellt werden, so dass seither ausschließlich der neue HbA1c-Standard nach IFCC mit der Einheit mmol/mol gilt.
Apotheker Dr. Andreas Ziegler
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