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Arzneimittel und Therapie
Erhaltungstherapie mit Rituximab
In den Jahren zwischen 1960 und 2000 konnte die Prognose eines indolenten follikulären Lymphoms trotz unterschiedlichster Behandlungsregime nicht verbessert werden. Erste Fortschritte wurden im Rahmen einer Immun-Chemotherapie – das heißt mit einer Kombination aus dem gegen CD20 gerichteten monoklonalen Antikörper Rituximab und einer zytotoxischen Therapie – erzielt, die heute Standard ist. Die derzeit eingesetzten Therapieprotokolle wie etwas R-CHOP (Rituximab, Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin und Prednison), R-Benda (Rituximab, Bendamustin) oder R-MCP (Rituximab, Mitoxantron, Chlorambucil, Prednison) führen zu besseren Induktionsergebnissen und höheren Überlebensraten als Therapien ohne Rituximab. Aktuell stellen sich folgende Fragen:
- Wann ist eine wait-and-watch-Strategie zu vertreten?
- Welche Kombinationstherapien sind zu bevorzugen?
- Wie sollte eine Erhaltungstherapie gestaltet werden?
Die letzte Frage dürfte durch die Daten der PRIMA-Studie (Primary Rituximab and Maintenance) beantwortet sein, die erstmals Anfang Juni bei der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) in Chicago vorgestellt wurden.
Das follikuläre LymphomDas follikuläre Lymphom gehört zu den malignen Lymphomen, die von Zellen des Lymphsystems ausgehen. Aufgrund verschiedener Lymph- und Abwehrzellen gibt es eine Vielzahl von Unterformen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten ihrer Entwicklung entarten können. Follikuläre Lymphome gehen von Zellen in der zentralen Zone der Lymphknoten aus und werden den indolenten Lymphomen zugeordnet. Ihr Wachstum erfolgt in der Regel langsam und verursacht wenig Beschwerden, so dass sie zu über 80% in fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert werden. Typisch sind persistierende und/oder progrediente, meist schmerzlose Lymphknotenvergrößerungen und Allgemeinsymptome (Fieber, Gewichtsverlust, Nachtschweiß) oder eine Beeinträchtigung der Hämatopoese wie Anämie, Abgeschlagenheit und Müdigkeit, Thrombozytopenie, vermehrte Blutungsneigung, Petechien, Granulozytopenie, Hypogammaglobulinämie und Infektneigung. In frühen Stadien erfolgt eine Strahlentherapie, in fortgeschrittenen Stadien eine Immun-Chemotherapie. |
Die PRIMA-Studie
In dieser bisher größten multizentrischen Phase-III-Studie zur Erstlinienbehandlung des follikulären Lymphoms waren 1217 Patienten mit neu diagnostiziertem, behandlungsbedürftigem follikulärem Lymphom eingeschlossen worden. Alle Teilnehmer erhielten eine Induktionstherapie mit Rituximab plus Chemotherapie (8 Zyklen Rituximab plus 6 bis 8 Zyklen Chemotherapie). Anschließend wurden diejenigen Patienten, bei denen eine partielle oder komplette Remission eingetreten war, zwei Gruppen zugeteilt. Patienten der Gruppe 1 erhielten eine Rituximab-Erhaltungstherapie (375 mg/m2 Rituximab alle zwei Monate über insgesamt zwei Jahre), Probanden der Gruppe II wurden nur beobachtet. Nach median zwei Jahren waren im Rituximab-Arm noch 82% der Patienten progressionsfrei am Leben, im Beobachtungsarm nur 66%. Das Rezidivrisiko war im Rituximab-Erhaltungsarm damit signifikant um 50% reduziert (p < 0,0001). Die Erhaltungstherapie mit Rituximab war in allen relevanten Subgruppen wirksam – unabhängig von Alter, Geschlecht oder Ausmaß des Ansprechens auf die Induktionstherapie. Ferner waren die Zeit bis zur nächsten Therapie sowie die Ansprechrate am Ende der Erhaltungstherapie signifikant zugunsten der Rituximab-Behandlung verändert. Was das Gesamtüberleben anbelangt, so ist die Zeit noch zu kurz, um eine klare Aussage zu machen. Es scheint aber, dass auch die Gesamtüberlebenszeit durch eine Erhaltungstherapie mit Rituximab verlängert wird.
InternetInformationen und Hilfe für Betroffene und deren Angehörige bietet die Deutsche Leukämie- & Lymphom-Hilfe e.V. (DLH). Sie ist der Bundesverband der Selbsthilfeorganisationen zur Unterstützung von Erwachsenen mit Leukämie und Lymphomen und steht unter der Schirmherrschaft der Deutschen Krebshilfe. Ein Arbeitsschwerpunkt liegt bei der Förderung lokaler und regionaler Selbsthilfeinitiativen für Leukämie- und Lymphombetroffene. Die DLH unterstützt die Initiativen bei speziellen Fragen, die in der Betreuung von Betroffenen und Angehörigen auftreten, durch Seminare und Foren zur Fortbildung und zum Erfahrungsaustausch sowie bei organisatorischen Fragen. |
Die Nebenwirkungen der Erhaltungstherapie spiegelten die bereits bekannten unerwünschten Wirkungen einer Rituximab-Gabe wider, das heißt, aufgrund der B-Zell-Depletion trat eine höhere Infektionsrate auf. Da unter der Therapie mit Rituximab eine Hepatitis-B-Aktivierung möglich ist, müssen vor dem Einleiten der Behandlung der virologische Status überprüft und gegebenenfalls eine antivirale Prophylaxe eingeleitet werden. Daten zu den möglichen Folgen einer langfristigen Depletion der B-Zellen liegen derzeit noch nicht vor.
Quelle Prof. Dr. Michael Herold, Erlangen: Satellitensymposium "Aktuelle Fortschritte in der Therapie der Follikulären Lymphome – Von der Palliation auf dem Weg zur Heilung?", Berlin, 3. Oktober 2010, veranstaltet von der Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen.
Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
Zulassungsstatus von Rituximab (MabThera®)Rituximab ist ein monoklonaler Antikörper gegen das CD20-Antigen, das auf der Oberfläche von B-Lymphozyten sowie auf den meisten Non-Hodgkin-Lymphomen vorkommt. Durch Bindung an das Antigen führt Rituximab zur Eliminierung der Lymphomzellen und dadurch zu einem Rückgang der Erkrankung und ihrer Symptome. Zugelassen war der Antikörper bisher bereits zur: Induktionstherapie des follikulären und des aggressiven diffus-großzelligen B-Zell-Lymphoms Erhaltungstherapie nach Induktion beim rezidivierten oder therapierefraktären follikulären Lymphom Therapie der chronisch-lymphatischen Leukämie
Neu ist die Erhaltungstherapie bei therapienaiven Patienten mit follikulärem Lymphom, für die Roche bei der EMA die Zulassung beantragt hat. Diese wird nach Vorliegen der "positive opinion" für Ende des Jahres erwartet. Die European Society of Medical Oncology (ESMO) hat die Erhaltungstherapie mit Rituximab in der Erstlinientherapie des follikulären Lymphoms bereits mit dem Evidenzlevel I und dem Empfehlungsgrad B in ihre aktualisierten Leitlinien zur Diagnostik und Therapie des follikulären Lymphoms aufgenommen. Auch in die Leitlinien der DGHO wurde die Erhaltungstherapie bereits implementiert. |
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