- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 41/2010
- Schulterschluss ADEXA...
ADEXA Info
Schulterschluss ADEXA – ABDA
AMNOG im Kreuzfeuer
ADEXA sieht im AMNOG vor allem eine Gefahr für die Arbeitsplätze in öffentlichen Apotheken. Neusetzer: "Wenn die geplanten Einsparungen von 500 Millionen Euro bei den Großhandelsrabatten komplett an die Apotheken weitergereicht werden, führt dies zu Einbußen von durchschnittlich 23.000 Euro Rohertrag pro Apotheke." Apotheken könnten diesen drastischen Einschnitt nicht verkraften ohne dass die Beratung der Patienten leide. "Und natürlich wird es vorrangig die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Form von Stellenkürzungen und Gehaltseinbußen treffen", so die ADEXA-Vorsitzende. "Aber auch viele Chefs werden sich immer häufiger die Frage stellen müssen, ob ihre öffentliche Apotheke noch existenzsichernd und rentabel ist."
Die angedachte Änderung der Aut-idem-Regelung bei rabattierten Arzneimitteln bewertet ADEXA als Gefahr für die Arzneimitteltherapie. Aber auch Pick-up-Stellen werden von der Apothekengewerkschaft kritisch gesehen. "Eine umfassende Beratung ist nur im persönlichen Gespräch möglich." Deshalb müsse das Verbot noch ins Gesetz aufgenommen werden.
Neusetzer: "ADEXA sieht sich hier mit den Apothekenleitern in einem Boot und appelliert an die Regierung und an den Bundestag, das AMNOG zu korrigieren."
Die Voraussetzung sei, dass alle Akteure an einem Strang ziehen. "Denn nur gemeinsam können wir noch etwas bewegen!", so die ADEXA-Vorsitzende.
Ein Ausdruck des Schulterschlusses von ADEXA und ABDA beim Thema AMNOG war eine gemeinsame Pressemeldung am Freitag, in der neben Barbara Neusetzer auch Thorsten Gottwald als Vertreter der angestellten Apotheker im geschäftsführenden Vorstand der ABDA gegen den Raubbau an den Apotheken Stellung bezog.
Falsche Zahlen
Als spannend erwies sich am Samstag die Podiumsdiskussion beim Arbeitskreis 3, an der die Gesundheitspolitiker Ulrike Flach (FDP) und Jens Spahn (CDU) für die Regierungskoalition sowie Birgitt Bender (Die Grünen) und Marlies Volkmer (SPD) teilnahmen. Besonders pikant waren u. a. die Ausführungen von Flach zum Thema Apothekenpersonal: Bei einem Zuwachs von 50.000 PTA-Stellen in den letzten zehn Jahren könne es den Apotheken ja nicht so schlecht gehen, und eine Verringerung dieses "aufgeblähten Personalapparats" als Folge der AMNOG-Einsparungen sei deshalb nicht so schlimm, so die FDP-Politikerin. Zum Glück wurde diese Falschinformation von verschiedenen Seiten korrigiert, aber es bleibt die Frage, auf welcher Basis die verantwortlichen Politiker eigentlich ihre Entscheidungen treffen.
In der anschließenden Diskussion wies Barbara Neusetzer die Politiker eindringlich darauf hin, dass die Mitarbeiter ganz im Gegenteil bis zu ihrer Belastungsgrenze arbeiten und dass keine Entlassungen möglich seien, ohne die Beratung zu verschlechtern. Außerdem seien die Mitarbeiter als Versicherte durch die steigenden GKV-Beiträge künftig doppelt belastet.
Es war etwas ungewohnt, fiel aber umso positiver auf, dass auch vonseiten der ABDA und des Deutschen Apothekerverbands die Notwendigkeit angemessener Bezahlung mehrfach betont wurde (siehe auch Gastkommentar "Mitarbeiter im Fokus").
Bleibt zu hoffen, dass die von Spahn angebotenen weiteren Gespräche mit der Standesvertretung über das AMNOG noch einen Sinneswandel bringen.
Weniger spektakulär waren die Anträge, über die in der Vollversammlung des Apothekertags beraten wurde. Themen wie der Ausbau der Klinischen Pharmazie oder die Einbindung der Apotheken in Präventionsmaßnahmen sind begrüßenswert, aber nicht wirklich neu.
Michael van den Heuvel
Dr. Sigrid Joachimsthaler
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.