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Arzneimittel und Therapie
Nilotinib auch zur Erst-Linien-Therapie empfohlen
Chromosomendefekt steigert Kinaseaktivität
In Deutschland erkranken etwa 12.000 Menschen jährlich an Leukämie. Bei rund 1500 Patienten lautet die Diagnose "chronische myeloische Leukämie". Die CML ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die chemotherapeutisch behandelt werden kann, aber in der Regel innerhalb von fünf bis sechs Jahren zum Tod führt.
Die CML ist eine klonale Erkrankung der hämatopoetischen Stammzellen und durch eine starke Vermehrung der Granulozyten im Blut gekennzeichnet. Bei etwa 95% der CML-Patienten ist eine charakteristische Chromosomenanomalie nachweisbar, das Philadelphia-Chromosom, welches das abnorme bcr-abl-Fusionsgen enthält. Das von bcr-abl kodierte Fusionsprotein BCR-ABL weist eine gesteigerte und dauerhafte Kinaseaktivität auf und gilt als Ursache der CML.
Tyrosinkinasehemmer
Der Tyrosinkinaseinhibitor Nilotinib ist in der EU seit November 2007 für die Behandlung von Erwachsenen mit Philadelphia-Chromosom-positiver CML in der chronischen und akzelerierten Phase mit Resistenz oder Unverträglichkeit gegenüber einer Vorbehandlung einschließlich Imatinib indiziert. Imatinib wirkt ebenfalls als Tyrosinkinaseinhibitor.
Nach neuen Daten bietet Nilotinib auch in der Erst-Linien-Therapie der CML einen signifikant besseren Schutz vor Krankheitsprogression als der aktuelle Standard Imatinib. Bei der Behandlung mit Nilotinib treten im Vergleich zu Imatinib weniger CML-bedingte Todesfälle auf.
Risiken von Nilotinib2009 informierte die Firma Novartis Pharma GmbH in Abstimmung mit den zuständigen Arzneimittelbehörden (EMEA, BfArM) über QT-Zeit-Verlängerungen und die Hemmung von CYP3A4 durch den Tyrosinkinasehemmer Nilotinib. Da Nilotinib CYP3A4 kompetitiv hemmt, sind Grapefruitsaft und andere Nahrungsmittel mit bekannter Hemmwirkung auf CYP3A4 sowie die gleichzeitige Behandlung mit starken CYP3A4-Hemmern zu vermeiden. Da Nilotinib eine QT-Zeit-Verlängerung hervorrufen kann, wird vor Beginn der Therapie die Aufzeichnung eines EKG empfohlen. Vorsicht ist geboten bei Patienten, bei denen bereits eine Verlängerung des QTc-Intervalls vorliegt oder die ein signifikantes Risiko für die Verlängerung eines QTc-Intervalls haben. Eine Hypokaliämie oder Hypomagnesiämie muss vor der Anwendung von Nilotinib korrigiert werden. Die Kalium- und Magnesiumspiegel sollen während der Therapie regelmäßig kontrolliert werden. |
Die Zulassungsempfehlung des CHMP basiert auf den Zwölf-Monats-Ergebnissen der ENESTnd-Studie. Diese Studie wird weltweit in 217 Studienzentren mit 846 Patienten durchgeführt. Die Patienten erhalten randomisiert in drei Studienarmen Nilotinib (zweimal 300 mg täglich; n = 282), Nilotinib (zweimal 400 mg täglich; n = 281) oder Imatinib (einmal 400 mg täglich; n = 283).
Doppelt so viele Patienten erreichten unter Nilotinib im Vergleich zu Imatinib ein gutes molekulares Ansprechen (MMR), den primären Studienendpunkt. Eine MMR korreliert – ebenso wie die Verhinderung der Krankheitsprogression – mit der Überlebensprognose der Patienten. Nach 18 Monaten verhinderte Nilotinib signifikant besser als Imatinib eine Progression in die akzelerierte Phase oder Blastenkrise. Dreimal mehr Patienten erreichten unter Nilotinib-Therapie ein so tiefes Ansprechen, dass die Erkrankung auf molekularer Ebene nicht mehr nachweisbar ist. Das Follow-up ist für fünf Jahre geplant. Diese Daten wurden im Juni 2010 veröffentlicht und durch die 18-Monats-Daten bestätigt, die auf den Jahreskongressen der American Society of Clinical Oncology (ASCO) und der European Hematology Association vorgestellt wurden. Nilotinib zeigte im Rahmen sämtlicher Studienauswertungen eine gute Verträglichkeit. Unter Nilotinib traten weniger Ödeme und gastrointestinale Nebenwirkungen auf als unter Imatinib. Der Einsatz von Nilotinib zweimal 300 mg täglich bei neu diagnostizierten CML-Patienten ist schon jetzt im Rahmen der europaweiten ENEST1st-Studie möglich. In dieser Studie wird geprüft, wie viele Patienten ein komplettes molekulares Ansprechen nach 18 Monaten Therapie erreichen, also bei wie vielen Patienten die Erkrankung CML auf molekularer Ebene nicht mehr nachweisbar ist.
Quelle Pressemitteilung der Novartis Pharma GmbH vom 27. September 2010. Saglio, G., et al.: N Engl J Med (2010) 362: 2251 – 2259.
hel
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