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Ein deutscher Apothekertag …
Wenn das Apothekerplenum am Donnerstagnachmittag zu seiner Auftaktsitzung zusammentritt und die Delegierten der Apothekerkammern in den Sitzungssaal des Münchner Konferenzzentrums am Messegelände strömen, verbinden viele Apothekerinnen und Apotheker große Erwartungen mit dieser Tagung. Zum einen ist es ein Apothekertag in dem Jahr, in dem die Wiedervereinigung Deutschlands vor zwanzig Jahren gefeiert wird. Zum andern fällt der Apothekertag in eine Zeit, in der ein folgenschweres Gesetz und eine ebenso bedeutungsvolle Verordnung für die Apotheke anstehen und diskutiert werden.
Das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG), das in der Politik und in den Medien anfangs so verkauft wurde, als sei die Apotheke nicht oder so gut wie nicht betroffen, entpuppte sich auf seinem Weg des Gesetzgebungsverfahrens als mögliches Knock-out-Gesetz für etliche Apotheken. Über eine Umstrukturierung und Kürzung der Großhandelsmarge wird der Großhandel mit 500 Millionen Euro an Einsparungen zur Kasse gebeten, die er an die Apotheken durchreichen will. Das bedeutet, dass dadurch der Apotheke durchschnittlich rund 23.000 Euro an Rohertrag fehlen. Das ist viel Geld, für viele Apotheken zu viel Geld, um einen Apothekenbetrieb aufrechtzuerhalten, um zu überleben. Jetzt soll eine ABDA-Kampagne die Öffentlichkeit und die Politik dafür sensibilisieren, dass dies Raubbau an der Apotheke ist. Die Kampagne suggeriert der Bevölkerung, dass die Regierung mit dem Sparkurs Großhandelskonzerne fördere. Oberflächlich kann man dies so sehen. Aber so richtig verständlich kommt das alles nicht über. Wenn man weiß, dass der Großhandel die geforderten Einsparungen gar nicht selbst aufbringen kann und die Forderungen zum Teil weitergeben muss, lässt sich die von der ABDA unterstellte Förderung der Großhandelskonzerne durch das AMNOG nicht so recht nachvollziehen. Sitzen wir nicht mit dem Großhandel in einem Boot? Wäre es da nicht besser, sich mit dem Großhandel auf eine gemeinsame Strategie zu verständigen? Immerhin, erste Ansätze soll es gegeben haben. Das Ministerium will die geplante Neuregelung der Großhandelsvergütung nochmals überprüfen, um zu einem für Großhandel und Apotheke verträglicheren Ergebnis zu kommen. Ob man dazu etwas auf dem Apothekertag hören wird, ist offen.
Neben dem AMNOG steht der deutschen Apotheke eine neue Apothekenbetriebsordnung, die derzeit beim Ministerium geschmiedet wird, bevor. Ein unautorisiertes Arbeitspapier gelangte bereits an die Öffentlichkeit und zeigte, dass neben der sinnvollen Stärkung der Beratung wohl einige neue Vorschriften kommen könnten, die ins Geld gehen. Aber, welche neuen Vorschriften braucht die deutsche Apotheke wirklich? Welche Veränderungen wünschen wir uns und auf welche können wir verzichten? Wer davon ausgeht, dass der Apothekertag darüber intensiv diskutieren wird, irrt. Ein Programmpunkt dazu ist auf dem Apothekertag in München nicht vorgesehen. Nur ein Antrag des ABDA-Vorstands begrüßt, dass mit der geplanten Novellierung der Apothekenbetriebsordnung der Apotheker in seiner Funktion als freier Heilberuf gestärkt werden soll. Für meinen Geschmack ein bisschen wenig für eine Verordnung, die entscheidend unsere tägliche Arbeit in den Apotheken mitbestimmen wird und darüber hinaus durch mögliche Auflagen und neue Vorschriften gehörig ins Geld gehen kann. Man kann natürlich der Auffassung sein, dass man nicht über eine Verordnung diskutieren kann, die noch nicht vorliegt. Aber vielleicht wäre eine Willensbekundung eines Deutschen Apothekertags, was die Apothekerinnen und Apotheker gern geändert hätten, sinnvoll – nicht zuletzt für das Ministerium und seine Mitarbeiter, die diese Verordnung erstellen sollen.
Und so kommt ein Apothekertag auf uns zu, bei dessen Themen man sich schon mal fragt, ob nicht versehentlich das Programm des letzten oder vorletzten Jahres veröffentlicht wurde. Es sind allgemein gehaltene Tagungspunkte wie die "Weiterentwicklung der Arzneimittelversorgung", der "Zukunftsberuf Apotheker" oder die "Patientenorientierte Arzneimittelversorgung" – austauschbare Themen, die sicher ihre Berechtigung haben und zukunftsträchtig sind, aber nicht die aktuelle Lage der deutschen Apotheke widerspiegeln.
Spannende Themen liegen in der Luft, ob sie sich auch auf den diesjährigen Apothekertag niederschlagen werden, ist noch offen. Also: Wird der Apothekertag 2010 Meilensteine für die Entwicklung des Apothekerberufs und der deutschen Apotheke setzen können oder wird er eher ein Apothekertag "as usual"? Sie erfahren es während des Apothekertags in unserer Live-Berichterstattung auf DAZ.online und in der nächsten DAZ-Ausgabe.
Peter Ditzel
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