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Arzneimittel und Therapie
Auf dem Prüfstand: adjuvierter Influenzaimpfstoff für Kinder
Von der Ständigen Impfkommission wird die jährliche Impfung gegen Influenza allen Personen ab dem sechzigsten Lebensjahr empfohlen sowie, seit diesem Jahr, auch Schwangeren ab dem zweiten Trimenon, bei erhöhtem Gesundheitsrisiko bereits ab dem ersten Trimenon. Für alle anderen, auch für Kinder und Jugendliche, ist die Influenzaimpfung in Deutschland eine Indikationsimpfung und nur bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung wegen einer Grundkrankheit indiziert, wie etwa Asthma, Diabetes oder angeborene bzw. erworbene Immundefekte mit T- und/oder B-zellulärer Restfunktion. Nur in wenigen europäischen Ländern wird die jährliche Influenzaimpfung generell für Kleinkinder empfohlen, nämlich in Österreich und in Finnland.
Mangelnde Immunogenität bei Kleinkindern
Die bislang zur Verfügung stehenden Vakzinen sind für Kleinkinder allerdings nicht ausreichend wirksam, erläuterte Prof. Dr. Timo Vesikari, Tampere (Finnland) auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin in Potsdam. Eine Cochrane-Studie kommt sogar zu dem Schluss, dass inaktivierte Influenzaimpfstoffe bei Kindern unter zwei Jahren keinen besseren Schutz bieten als Placebo [Smith S. et al. Cochrane Database Syst Rev 2006; 1: CD004879]. Das European Center for Disease Prevention and Control kommt in dieser Altersgruppe auf eine mittlere Effektivität der Impfung von 37% [ECDC. Technical report: Infant and children seasonal immunisation against influenza. Stockholm, January 2007].
Bessere Immunantwort durch MF59
Steigern lässt sich die Immunantwort durch adjuvierte Impfstoffe. Der Influenzaimpfstoff Fluad® mit dem Adjuvans MF59 ist bislang aber nur bei Senioren zugelassen. Nun liegen auch Studiendaten zur Immunogenität und Verträglichkeit bei Kindern vor. Ungeimpfte Kinder im Alter zwischen sechs und 36 Monaten erhielten randomisiert zwei Impfdosen der adjuvierten Vakzine (n = 104) oder einer konventionellen nicht adjuvierten Splitvakzine (n = 118). Die lokale und systemische Verträglichkeit beider Impfstoffe war gut, wobei der adjuvierte Impfstoff tendenziell mehr Nebenwirkungen verursachte als die Splitvakzine, erläuterte Vesikari: "Dieser Unterschied ist aber sehr klein." Klar überlegen war dagegen die MF59-adjuvierte Vakzine in Sachen Immunogenität. So führte der Influenzaimpfstoff mit dem Adjuvans MF59 bei H3N2 bereits nach einer Dosis zu einer hohen Seroprotektion, während mit der Splitvakzine eine adäquate Protektion erst nach der zweiten Dosis erreicht wurde. Für H1N1 war der Unterschied nach beiden Dosen zugunsten von Fluad® signifikant. Problematischer der Schutz vor dem Influenza-B-Stamm: Die erste Dosis war bei beiden Impfstoffen nicht ausreichend immunogen. Nach der zweiten Dosis löste die adjuvierte Vakzine aber eine adäquate Immunreaktion aus, nicht dagegen der Splitimpfstoff.
InfluenzaimpfstoffDer Impfstoff Fluad® enthält MF59C.1 als Adjuvans und Influenzavirus Oberflächen-Antigene Hämagglutinin und Neuraminidase) der Stämme:
15 µg Hämagglutinin
15 µg Hämagglutinin
15 µg Hämagglutinin
Das Adjuvans MF59C.1 ist ein neuartiges Adjuvanssystem bestehend aus: 9,75 mg Squalen; 1,175 mg Polysorbat 80; 1,175 mg Sorbitantrioleat; 0,66 mg Natriumcitrat; 0,04 mg Zitronensäure und Wasser für Injektionszwecke
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Erfolgreich boostern mit nicht-adjuvierter Vakzine
Bei Kindern, die das Impfschema abgeschlossen hatten, wurde nach einem Jahr geboostert. Mit dem adjuvierten Impfstoff ließen sich ähnlich hohe Seroprotektionsraten für beide Impfstoffe erzielen, mit einem leichten Vorteil für die adjuvierte Vakzine, insbesondere für Influenza B. "Kinder, die mit einer MF59-adjuvierten Vakzine grundimmunisiert sind, können auch mit einer nicht-adjuvierten Vakzine geboostert werden", folgerte Vesikari. Das sei wichtig, wenn kein Adjuvans verwendet werden soll. Die Nebenwirkungen bei der Boosterung sind insgesamt etwas stärker als bei der Grundimmunisierung. Insbesondere kommt es zu einem Anstieg der Lokalreaktionen. Noch ist der Influenzaimpfstoff Fluad® mit dem Adjuvans MF59 nicht bei Kindern zugelassen, so Vesikari, dies könnte aber schon in naher Zukunft der Fall sein.
Quelle Prof. Dr. Timo Vesikari, Tampere (Finnland): "Neue Impfstoffe für Kinder und Jugendliche", Potsdam, 18. September 2010, veranstaltet von der Novartis Pharma GmbH, Nürnberg.
Apothekerin Dr. Beate Fessler
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