Arzneimittel und Therapie

Was können Fibrate?

Nachdem mehrere klinische Studien die kardiovaskulären Eigenschaften von Fibraten unterschiedlich beurteilt haben, wurde zur Klärung der Daten eine Metaanalyse durchgeführt. Ihr Fazit: Fibrate können das Risiko für koronare Ereignisse reduzieren. Von einer Fibrat-Therapie scheinen vor allem Hochrisikopatienten mit kombinierter Dyslipidämie zu profitieren.

Welchen Einfluss haben Fibrate auf kardiovaskuläre Ereignisse? Mit dieser Frage befassten sich in den vergangenen Jahren mehrere Studien, ohne einheitliche Ergebnisse zu erzielen. Daher wurde von Mitarbeitern des George Institute for International Health an der Universität von Sydney eine Meta-Analyse zu dieser Fragestellung durchgeführt. In die Analyse wurden 18 prospektive, randomisierte, kontrollierte und placebokontrollierte Studien aufgenommen, in denen die Effekte von Fibraten auf kardiovaskuläre Parameter untersucht wurden. Zu diesen Parametern zählten schwere kardiovaskuläre und koronare Ereignisse, Schlaganfall, Herzversagen, koronare Revaskularisation, die Gesamtsterblichkeit, kardiovaskulärer und nicht kardiovaskulärer Tod, plötzlicher Tod, ein erneutes Auftreten von Albuminurie sowie unerwünschte Ereignisse. Aus den vorliegenden Daten wurde die Verringerung des relativen Risikos (RR) durch die therapeutische Intervention berechnet.

In die Metaanalyse flossen die Daten von 45.058 Teilnehmern ein, bei denen 2870 schwere kardiovaskuläre Vorfälle, 4552 koronare Ereignisse und 3880 Todesfälle registriert worden waren. Die Einnahme von Fibraten reduzierte das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse um 10% (p = 0,048) und das Risiko für ein koronares Ereignis um 13% (p < 0,0001). Schlaganfälle und Mortalität wurden durch die Fibrat-Einnahme nicht signifikant beeinflusst. Das Risiko für die Progression einer Albuminurie (Albuminurie ist ein frühes Kennzeichen einer Nierenerkrankung und tritt häufig bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen auf) war unter Fibraten um 14% (p = 0,028) geringer als unter Placebo. Ernsthafte Nebenwirkungen waren im Vergleich zur Placebobehandlung nicht signifikant häufiger (RR 1,21; p = 0,19), allerdings trat unter der Fibrat-Therapie gehäuft eine Erhöhung des Serumkreatinins auf.

Cui bono?

Autoren und Kommentatoren der Metaanalyse sehen den eher bescheidenen Nutzen einer Fibrat-Therapie vor allem in der damit verbundenen Risikosenkung für kardiovaskuläre Ereignisse. So können koronare Arterienerkrankungen und die Notwendigkeit von Revaskularisationen in Form von Angioplastien oder Stent-Implantationen durch Fibrate verringert werden. Wie aus Subgruppen-Analysen hervorgeht, kann der Benefit für einzelne Patienten durchaus relevant sein. So schlägt sich bei Hochrisikopatienten eine 10 bis 15%ige Risikoreduktion in einer nicht unerheblichen absoluten Risikoreduktion und einer akzeptablen Number-needed-to-treat nieder. Die entscheidende Frage ist, wer von einer Fibrat-Behandlung profitiert. Der Meta-Analyse zufolge sind dies Patienten mit einem hohen Risiko für kardiale und vaskuläre Ereignisse und Patienten mit einer kombinierten Dyslipidämie (hohe Triglyceridwerte und niedere HDL-Werte) – das sind etwa ein Fünftel aller Diabetiker. Der Einsatz von Fibraten bei diesen Patienten könnte einem Kommentator zufolge ein Schritt in die Richtung einer personalisierten Medizin sein.

Quelle Min Jun et al.: Effects of fibrates on cardiovascular outcomes: a systematic review and meta-analysis. Lancet (2010) 375; 1875 –1884. Staels B.: Fibrates in CVD: a step towards personalised medicine. Lancet (2010) 375; 1847 –1848.


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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