DAZ aktuell

Patientenquittung und Kostenerstattung sind kaum gefragt

BERLIN (ks). 82 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung der Bundesrepublik suchten in den vergangenen zwölf Monaten mindestens ein Mal eine Arztpraxis auf. Frauen waren dabei mit 87 Prozent häufiger beim Arzt als Männer (76 Prozent). Wer in ein Hausarztmodell eingeschrieben war, ging öfter als der Durchschnitt zum Hausarzt. Dies geht aus einer aktuellen Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hervor.

Die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen hatte im Auftrag der KBV insgesamt 6065 zufällig ausgewählte Bürger telefonisch befragt. Gegenüber der letzten Befragung im Jahr 2008 zeigte sich hinsichtlich der Häufigkeit der Arztbesuche kaum Veränderung. Bei knapp einem Drittel (31 Prozent) blieb es bei einem oder zwei Besuchen. Etwa ebenso viele waren drei bis fünf Mal beim Arzt, ein weiteres knappes Drittel sechs bis 20 Mal. Bei fünf Prozent der Befragten waren es mehr als 20Arztbesuche. Dabei zeigten sich die Befragten weit überwiegend zufrieden mit ihrem Arzt: 53 Prozent bewerten das Vertrauensverhältnis als "sehr gut", weitere 39 Prozent als "gut". Die Fachkompetenz des Arztes wurde zu jeweils 46 Prozent als "gut" bzw. "sehr gut" eingeschätzt.

Nur wenige wünschen eine Patientenquittung

Abgefragt wurde zudem die Haltung zu Neuerungen im Gesundheitssystem und ausgewählten Aspekten der Gesundheitspolitik – etwa zur derzeit wieder diskutierten Patientenquittung. Obwohl diese bereits heute von den Patienten eingefordert werden kann, weiß nur ein Fünftel von dieser Möglichkeit. Von diesem Personenkreis ließen sich im zurückliegenden Jahr wiederum nur acht Prozent beim Arzt eine Patientenquittung ausstellen. Ähnlich sieht es bei der Kostenerstattung aus: Gesetzlich Versicherte, die sich für einen entsprechenden Tarif entscheiden, müssen die Behandlung zunächst selbst bezahlen und bekommen später einen Teil der Kosten von ihrer Krankenkasse erstattet. 26 Prozent aller gesetzlich Versicherten ist dieser Wahltarif bekannt, aber nur zwei Prozent haben ihn auch gewählt. Die große Mehrheit von 72 Prozent hingegen hat noch nichts von dieser Möglichkeit gehört.

Hausarztmodelle: Verbesserungen kaum spürbar

Die hausarztzentrierte Versorgung ist immerhin 59 Prozent der Befragten ein Begriff. Vor allem in Bayern, wo die AOK mit ihren Hausarztverträgen für Wirbel sorgte, sind die Versicherten im Bilde: hier gaben 79 Prozent der Befragten an, diese Verträge zu kennen. Schlusslicht ist Rheinland-Pfalz mit 45 Prozent. Eingeschrieben in einen entsprechenden Vertrag sind 19 Prozent der Befragten (Bayern: 40 Prozent). Die meisten Teilnehmer gibt es in der Altersgruppe über 60 Jahren. Allerdings sind die Auswirkungen der Hausarztverträge auf die Versorgung offenbar gering: Fast drei Viertel (73 Prozent) sagen, die Versorgung habe sich nicht verändert, 17 Prozent sehen eine Verbesserung, sechs Prozent eine Verschlechterung und vier Prozent können dazu keine Angaben machen. Für KBV-Vorstand Dr. Carl-Heinz Müller bewiesen diese Rückmeldungen " eindeutig, dass die hausarztzentrierte Versorgung aus Sicht der Versicherten noch nicht die große Bedeutung im Sinne der Verbesserung der Versorgung hat, wie bestimmte Akteure immer wieder behaupten".

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