- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 33/2010
- Mediterrane Kost senkt ...
Ernährung aktuell
Mediterrane Kost senkt Brustkrebsrisiko nach Menopause
Ein Zusammenhang zwischen Ernährungsgewohnheiten und dem Auftreten bestimmter chronischer Erkrankungen ist über lange Zeit kontrovers diskutiert worden. Die EPIC-Studie (European Prospective Investigation into Cancer and nutrition study, siehe Kasten), die eine Beziehung zwischen der Ernährung und verschiedenen Erkrankungen, insbesondere verschiedenen Krebsarten, untersuchte, kam zu einem ernüchternden Ergebnis: Es werde allgemein angenommen, dass man Krebs durch eine hohe Aufnahme von Obst und Gemüse vorbeugen könne – so die Wissenschaftler in ihrem Abschlussbericht vom April 2010. Die uneinheitlichen Ergebnisse vieler Studien erlaubten es jedoch nicht, eine Beziehung zwischen dem Obst- und Gemüsekonsum und dem allgemeinen Krebsrisiko aufzuzeigen [1]. Auch eine Risikominimierung für andere chronische Erkrankungen konnte nicht nachgewiesen werden.
Die EPIC-StudieDie EPIC-Studie (European Prospective Investigation into Cancer and nutrition study) ist eine prospektive, multizentrische Studie, die von 1992 bis 2000 lief und an der zehn europäische Länder beteiligt waren. Unter der Leitung des sogenannten EPIC-Steering-Komitees mit einer zentralen Datenbank bei der International Agency for Research of Cancer (IARC) der WHO in Lyon sollten die Zusammenhänge zwischen Ernährung und verschiedenen Erkrankungen untersucht werden. 23 Zentren mit nahezu 520.000 Teilnehmern waren an dieser Studie beteiligt. 65,4% der Teilnehmer waren weiblich. Das Durchschnittsalter der Probanden zum Zeitpunkt der ersten Datenerhebung lag bei 51,5 Jahren. Während der Nachbeobachtungszeit von fast zehn Jahren verstarben 14.723 der Studienteilnehmer. Untersucht wurde der Verzehr von Obst und Gemüse (Blattgemüse, Fruchtgemüse, Wurzelgemüse, Kohl, Pilze und Zwiebeln/Knoblauch) sowie von Frucht- und Gemüsesäften. |
Ernährung und Brustkrebsrisiko
Der Verzehr von Obst und Gemüse senkt auch nicht das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Zu diesem für viele enttäuschenden Ergebnis kam eine vor einigen Jahren veröffentlichte Teilauswertung der EPIC-Studie [3]. Neuere Untersuchungen zu Teilen der EPIC-Studie sowie ein Vergleich mit anderen Studien haben nun aber gezeigt, dass doch ein Bezug zwischen den Ernährungsgewohnheiten und dem Auftreten bestimmter Krebsarten hergestellt werden kann. Dies trifft besonders für das Mammakarzinoms zu.
So haben griechische Wissenschaftler die Daten ihres Teils der EPIC-Studie genauer ausgewertet. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass eine Nahrung, die reich an Fisch, Olivenöl, Gemüse, Vollkornprodukten, Nüssen und Hülsenfrüchten ist, das Brustkrebsrisiko senkt. Frauen in der Postmenopause, die sich nach dieser Mittelmeerdiät ernähren, haben danach ein 22% geringeres Risiko, an einem Mammakarzinom zu erkranken [2]. Für ihre Untersuchung wurden die über einen Zeitraum von etwa zehn Jahren erhaltenen Unterlagen von nahezu 15.000 Frauen verglichen. Von diesen erkrankten 240 an Brustkrebs. Für die Gesamtheit der Probandinnen konnte kein Zusammenhang zwischen den Ernährungsgewohnheiten und dem Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, festgestellt werden. Für Frauen in der Postmenopause jedoch, deren Ernährung vorwiegend auf einer Mittelmeerdiät basierte, wurde ein deutlich reduziertes Brustkrebsrisiko nachgewiesen. Dies wäre auch eine Erklärung für die vergleichsweise geringere Zahl von Mammakarzinomfällen in den Mittelmeerländern. Eine Metaanalyse aller bis zum Jahr 2009 vorliegenden Studien, die eine Beziehung zwischen Ernährung und der Erkrankung an einem Mammakarzinom untersuchte, kommt jetzt ebenfalls zu dem Ergebnis, dass wohl doch ein signifikanter Zusammenhang – zumindest bestimmte Ernährungsweisen betreffend – hergestellt werden kann [4]. Das an der EPIC-Studie beteiligte Deutsche Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke (DIfE) hatte bereits gezeigt, dass fettreiche Ernährung mit einem bis zu zweifach erhöhten Risiko für Brustkrebs verbunden sein kann [5].
Aber auch für andere Krebsarten zeichnet sich mittlerweile ab, dass das Risiko für eine Erkrankung ernährungsbedingt erhöht bzw. vermindert ist. Eine aktuelle Studie, die ebenfalls eine Untersuchung zur Ernährung auf Mittelmeerdiät-Basis zum Gegenstand hatte, kommt zu dem Ergebnis, dass auch das Erkrankungsrisiko für gastrische Adenokarzinome durch diese Kost reduziert ist [6]. "An apple a day keeps the doctor away" oder "5 Äpfel täglich" – diese volkstümlichen Aufforderungen zu einer gesundheitsbewussten Ernährung sind wahrscheinlich doch nicht einfach abzutun. Weiterhin könnte der regelmäßige Konsum von Äpfeln oder Apfelsaft zu einem reduzierten Darmkrebsrisiko führen – so eine aktuelle Untersuchung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) [7].
Literatur [1] Boffetta,P.; et al.: Fruit and vegetable intake and overall cancer risk in the European Prospective Investigation into Cancer and nutrition (EPIC). J. Natl. Cancer Inst. 2010; 102(8): 529 – 537. [2] Trichopoulou, A.; et al.: Conformity to traditional Mediterranean diet and breast cancer risk in the Greek EPIC (European Prospective Investigation into Cancer and nutrition) cohort. Am. J. Clin. Nutr. 2010: doi:10.3945/ajcn.2010.29619. [3] van Gils, C.H.; et al.: Consumption of Vegetables and Fruits and Risk of Breast Cancer. JAMA 2005; 293(2):183 – 193. [4] Brennan, S.F. ; et al.: Dietary patterns and breast cancer risk: a systematic review and meta-analysis. Am. J. Clin. Nutr. 2010; 91(5): 1294 – 1302. [5] Hanssen, H.-P.: Fettreiche Ernährung erhöht das Brustkrebsrisiko. Dtsch. Apoth. Ztg. 2009; 149(4): 69. [6] Buckland, G.; et al: Adherence to a Mediterranean diet and risk of gastric adenocarcinoma within the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC) cohort study. Am. J. Clin. Nutr. 2010; 91(2): 381 – 390. [7] Hahne, D.: An apple a day ...: Können Apfelpolyphenole das Darmkrebsrisiko senken? aid-PresseInfo Nr. 29/2010
Autor
Dr. Hans-Peter Hanssen
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.