Arzneimittel und Therapie

Gezielter Wirkstofftransport in Nanopartikeln

Münchener Wissenschaftlern ist es jetzt gelungen, den Wirkstoff Colchicin in konzentrierter Form mithilfe von Nanopartikeln direkt in Zellen einzuschleusen. Als Grundlage dienten winzige Silikatpartikel mit einem Durchmesser von rund 50 Nanometern. Die Partikel sind in dieser Größe klein genug, um eine Zellmembran zu durchdringen, und aufgrund ihrer porösen Struktur können Wirkstoffe wie Colchicin gut absorbiert werden.

Nanopartikel sind so klein, dass sie über die Membran, die die natürliche Barriere einer Zelle bildet, in deren Innenraum eindringen können. Diese Fähigkeit könnte in Zukunft gerade für die Behandlung von Krebszellen große Chancen bieten.

Nanopartikel dringen durch die Zellmembran

In ersten Versuchen wurde bereits gezeigt, dass die mit Wirkstoffen beladenen Partikel diese gezielt in die befallenen Zellen transportieren. Die benötigte Arzneimitteldosis könnte dadurch deutlich verringert und damit auch mögliche unerwünschte Nebenwirkungen reduziert werden. Entscheidend hierfür ist jedoch, dass die Wirkstoffe bis zum Eintritt in die Zelle im Nanopartikel verbleiben.

Überzug aus Lipiden

Damit der Wirkstoff nicht schon vor seinem Ziel auf dem Weg durch den Körper freigesetzt wird, entwickelten die Wissenschaftler eine Art Schutzhülle, die dies verhindert. Mit nur einem Behandlungsschritt schafften sie es, die Partikel mit einer Doppelschicht aus Lipidmolekülen zu überziehen, die die Wirkstoffe erst im Zellinneren entweichen lässt.

Dazu gaben sie die Partikel in eine alkoholische Lösung mit Lipidmolekülen und fügten schrittweise Wasser hinzu. Mit steigendem Wassergehalt bildeten die Lipide von selbst eine Hülle um die Partikel in Form einer Lipid-Doppelschicht.

Wie dicht dieser Überzug ist, zeigte ein Test mit Farbstoffmolekülen. Statt mit einem Wirkstoff beluden die Wissenschaftler hierfür die Nanopartikel mit einem Fluoreszenzfarbstoff und gaben sie in eine Küvette mit Wasser. Während die unpräparierten Nanopartikel ohne Lipidhülle nach einer Stunde den Großteil der Farbmoleküle nach außen abgegeben hatten, ließ sich im Wasser des zweiten Ansatzes mit umhüllten Partikeln keinerlei Farbstoff nachweisen.

Colchicin konnte durch die Lipidschicht in parallelen Versuchen nicht vollständig zurückgehalten werden, Spuren des Wirkstoffes fanden sich im Medium außerhalb der Partikel. Der größte Teil des Medikamentes diffundierte jedoch erst nach dem Eintritt in die Zielzelle und konnte dort seine wachstumshemmende Wirkung entfalten.

Das Prinzip ist universell einsetzbar, und Colchicin dient als Beispiel für zahlreiche andere Wirkstoffe, die auf diese Weise in Zellen eingeschleust werden könnten.

Quelle Cauda, V., et al.: Colchicine-loaded lipid bilayer-coated 50 nm mesoporous nanoparticles efficiently induce microtubule depolymerization upon cell uptake. Nano Letters (2010) 10: 2484 – 2492.

 

hel

 

Zum Weiterlesen


Resistenzprobleme bei medikamentösen Krebstherapien:

Zytostatikaresistenzen und deren diagnostischer Nachweis.

DAZ 2010, Nr. 18, S. 62–68.

www.deutsche-apotheker-zeitung.de

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