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Arzneimittel und Therapie
Fructose kann das Wachstum von Krebszellen anregen
Nahezu 13.000 Menschen erkranken jährlich in Deutschland am Pankreaskarzinom, Tumoren der Bauchspeicheldrüse. Es ist eine eher seltene, aber vergleichsweise gefährliche Krebsart. Als Risikofaktoren gelten eine chronische Pankreatitis, Adipositas, Nicotinabusus, Diabetes mellitus und verschiedene chemische Kanzerogene. Amerikanische Wissenschaftler konnten jetzt im Tierversuch und mithilfe von Zelllinien erkrankter Patienten zeigen, dass auch der Zucker Fructose das Wachstum von Pankreaskrebszellen fördern kann.
Fructose gehört zu den Zuckern, die in der Lebensmittelindustrie vielfach eingesetzt werden und sein Verbrauch nimmt ständig zu. Dabei ist eine zunehmende Verdrängung anderer Süßstoffe zu beobachten. Fruchtzucker wird vielfach zum Süßen diätetischer Lebensmittel verwendet.
Glucose und Fructose werden grundsätzlich unterschiedlich metabolisiert: Im Abbauweg der Fructose, dem sogenannten nicht-oxidativen Pentosephosphatweg, werden die Zucker mit unterschiedlicher C-Zahl ineinander transformiert. Diese Reaktionen werden von zwei Enzymen katalysiert. Eine Transketolase überträgt zwei, die Transaldolase drei Kohlenstoffeinheiten. Für die Übertragung von Kohlenstoffatomen durch die Transketolase wird kein ATP benötigt, sondern lediglich Thiamin (Vitamin B1). Fructose stimuliert diesen Abbauweg, damit Nukleinsäuren gebildet werden. Gleichzeitig wird die Produktion von Harnsäure erhöht.
Die Wissenschaftler sehen in der einfachen und schnellen Metabolisierung des Zuckers ideale Bedingungen für eine Vermehrung von Krebszellen. Sie warnen vor einer diätetischen Fructosekost besonders für Krebspatienten, stellen aber grundsätzlich eine erhöhte Aufnahme des Zuckers infrage. Unklar sei auch noch die Bedeutung der Erkenntnisse für andere Krebsarten.
Quelle Liu, H.; et al.: Fructose Induces Transketolase Flux to Promote Pancreatic Cancer Growth. Cancer Res 2010; 70(15): 6368–6376.
Dr. Hans-Peter Hanssen
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