Modernes Wundmanagement

Die beiden "großen" Wundkongresse in Deutschland verzeichneten 2010 neue Teilnehmerrekorde: 2000 Teilnehmer bei der Deutschen Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung (DGfW) in Freiburg und 3400 Teilnehmer bei der Initiative Chronische Wunden (ICW) in Bremen. Nie gab es eine größere Vielfalt an Wundverbänden, Therapeutika und Methoden rund um die Lokalversorgung von Wunden. Das Buch "Wundauflagen für die Kitteltasche" hilft seit sieben Jahren dabei, einen Überblick zu finden – es ist ein klar gegliedertes und mit allen wichtigen Produktinformationen versehenes Nachschlagewerk.

Hatte die erste Auflage im Jahr 2003 nur 440 Seiten mit 154 Abbildungen, so waren es in der zweiten Auflage 2006 schon 655 Seiten und 230 farbige Abbildungen. Aktuell ist die lang erwartete dritte Auflage mit mehr als 1000 Seiten und 366 ansprechenden Fotos erschienen.

Als erstes fällt auf, dass das Mitführen dieses Buches in Kitteltaschen kaum noch möglich ist. Umso erfreulicher ist es, dass es trotz des beachtlichen Umfangs weiterhin extrem handlich geblieben ist und den gewohnt schnellen Zugriff auf die Inhalte möglich macht.

Bei intensivem Betrachten fällt auf, dass die beiden Autorinnen nicht nur das Produktportfolio mit viel Fleiß aktualisiert haben, sondern auch neue fachliche Hilfestellung geben: so ist erstmalig bei den Produkten die MPG-Klasse angegeben, was dem Insider Einblick in die Risikobewertung ermöglicht. Ein Kostenüberblick (Stückpreis/ambulante Versorgung) hilft zwar nicht zur absoluten Kostenbewertung, informiert aber ausgezeichnet über das Preisspektrum innerhalb einer Produktgruppe und zwischen den unterschiedlichen Produktgruppen. Auf fast 80 Seiten wird das schnell wachsende Sortiment der Lokalen Unterdrucktherapie abgebildet. Genau wie die im Kapitel "Hydroaktive Wundauflagen für den Handverkauf" aufbereiteten Blasen-, Dusch- und Bagatellwundenpflaster findet man das bisher in keinem anderen Buch!

Beim Preis von 39 Euro (Subskriptionspreis bis 30. September 2010, bzw. später 49 Euro) stellt sich natürlich die Frage, ob man dieses Buch und speziell diese neue Auflage benötigt? Die Antwort ist eindeutig: ambulante Verordner, Wundambulanzen, wundberatende Einrichtungen wie Krankenkassen, Apotheken, Einkaufsringe und Sanitätshändler werden kaum ohne es auskommen. Selbst dem Kliniker helfen die "Wundauflagen für die Kitteltasche", da meist mit eingeschränktem Sortiment gearbeitet wird und Produkte gruppenintern ausgetauscht werden müssen.

Wo stößt das Buch an seine Grenzen? Was auch die neueste Auflage der "Wundauflagen" nicht verhindern kann ist, dass Medizinprodukte – schneller als Arzneimittel – vom Hersteller mit neuen Informationen versehen werden können. So sind die abgedruckten Informationen oft nach kürzester Zeit nicht mehr ganz aktuell. Im Zweifelsfall gilt also immer nur die am Produkt befindliche aktuelle Packungsbeilage. Auch werden nach Drucklegung weiterhin neue Produkte und neue Firmen auf den Markt kommen, die das Buch nicht enthält.

In der Gesamtbewertung bleibt festzustellen, dass "Wundauflagen für die Kitteltasche" ein unverzichtbarer Leuchtstreifen an einem durch zunehmende Produktüberflutung dunkler werdenden Horizont ist!

Und die Langzeitperspektive? Bleiben die Produktentwicklung und der Wundstandort Deutschland stabil, ist eine vierte Auflage für 2013/2014 zu erwarten – entweder reagieren die Hersteller bis dahin mit größeren Kitteltaschen oder das dann erscheinende Werk heißt "Wundauflagen für die Reisetasche"!

Ich danke den beiden Autorinnen für ihre Mühe und wünsche den Verwendern des Buches allzeit einen guten Durchblick im Wundmarkt!