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Apotheken und Großhändler erwarten schwere Zeiten
Mit der neuen Großhandelshonorierung, die künftig wie die Apothekenvergütung aus einem festen und einen prozentualen Zuschlag bestehen soll, will die Regierungskoalition die gesetzliche Krankenversicherung um rund 340 Millionen Euro jährlich entlasten. Der Festzuschlag soll bei 60 Cent je Packung liegen, der prozentuale bei 1,7 Prozent des Abgabepreises des pharmazeutischen Unternehmers – gedeckelt bei 20,40 Euro. Rabattfähig soll nur noch der prozentuale Zuschlag sein. Damit werde dem Großhandel ein "gewisser Spielraum bei der Preisgestaltung gegenüber den Apotheken" gewährleistet, heißt es in der Begründung des Gesetzentwurfs. Insbesondere solle der prozentuale Zuschlag Funktionsrabatte, zum Beispiel für die Bestellung größerer Mengen, ermöglichen.
Pharma Privat: Wirtschaftliche Basis entzogen
Bei den Großhändlern ist man entsetzt. Zwar wollten sie die Umstellung auf eine fixe und eine prozentuale Komponente – doch ihre Vorstellung von der Höhe der Zuschläge sah anders aus. Der Bundesverband des Großhandels Phagro hatte im vergangenen Jahr eine Fixpauschale von 93 Cent plus einen prozentualen Aufschlag von 3 Prozent als kostenneutrale Lösung vorgeschlagen. Der jetzige Beschluss treffe die Branche "wie ein Blitz aus heiterem Himmel", sagt Hanns-Heinrich Kehr, Geschäftsführer von Pharma Privat. "Wir verlieren so die Möglichkeit, durch Funktionsrabatte rationelles Bestellverhalten von Apotheken zu honorieren. Es werden auch Funktionsrabatte aus Sortimentsteilen abgeschöpft, die abseits der Krankenkassenerstattung in unseren Häusern gehandelt werden" so der Unternehmer.
Den Großhändlern werde überdies die wirtschaftliche Basis entzogen, ihren erst vor einem knappen Jahr eingeführten öffentlichen Versorgungsauftrag zu erfüllen. Kehr: "Es kann doch nicht sein, dass wir ein 8000 Euro teures Krebsmedikament, das in Kühlkette geliefert werden muss, für eine Brutto-Marge von 21 Euro statt bisher 72 Euro einkaufen, lagern, ausliefern und noch sechs Wochen vorfinanzieren sollen." Schon die Kapitalkosten fräßen die Spanne mehr als auf – zugleich werde man von den Grossisten aber weiterhin eine Überwachung der Fälschungssicherheit und eine saubere Dokumentation der Retourenabwicklung erwarten.
Gesine: Umstellung läuft zulasten der Apotheker
Auch die Vorstandsvorsitzende der Apothekenkooperation gesine, Susanne Lorra, fürchtet: "Wird diese Gesetzesvorlage eins zu eins umgesetzt, entzieht die Bundesregierung vielen Apotheken die wirtschaftliche Grundlage." Um Teile der Funktionsrabatte der Apotheken zugunsten der Krankenkassen abzuschöpfen, habe die Regierung die Belastungen zu gleichen Teilen auf Großhandel und Apotheken verteilen wollen. "Tatsächlich wird die Umstellung aber in voller Höhe zulasten der Apotheken und ihrer fast 147.000 Mitarbeiter laufen", sagt Lorra. "De facto wird es nahezu keine Funktionsrabatte mehr geben, die bislang von niemand bestrittener Teil des apothekerlichen Einkommens waren." Die Neuregelung der Großhandelsvergütung koste jede Apotheke daher mindestens 20.000 Euro, "wahrscheinlich sogar deutlich mehr", so Lorra – dies könnten die Apotheken nicht mehr schultern. "Für das selbst gesetzte Ziel der Politik, die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung durch unabhängige Apotheken zu fördern, ist dieser Gesetzentwurf damit völlig kontraproduktiv", konstatiert die Apothekerin.
Bei Pharma privat hofft man nun auf eine weitere Gelegenheit, Sachverstand in das Gesetzgebungsverfahren mit einbringen zu können. "Von uns aus wird alles geschehen, damit die gute Versorgungsqualität durch Großhandel und Apotheke in Deutschland erhalten bleibt. Da sitzen wir mit unseren Apothekenkunden im selben Boot", so der Großhandelsunternehmer Kehr.
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