OASE – Gesunde Ernährung an der Schule

Die Motivation für das Projekt: Übergewicht und Adipositas stellen ein immer größer werdendes Problem für das Gesundheitswesen dar. Die Weltgesundheitsorganisation WHO bezeichnet Adipositas sogar als das größte chronische Gesundheitsproblem.

In der Folge kann es zu einer Reihe von Erkrankungen kommen, die nicht nur für Erwachsene ein hohes Risiko bergen, sondern bereits bei Kindern und Jugendlichen zu kardiovaskulären, orthopädischen und psychischen Erkrankungen führen können.

Mit Hilfe eines Kinder- und Jugendsurveys hat das Robert Koch-Institut ermittelt, dass 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Alter von 3 bis 17 Jahren übergewichtig sind. Der Anteil der adipösen Kinder und Jugendlichen liegt dabei bei 6,3%. Betrachtet man diese Zahlen differenzierter, lässt sich feststellen, dass die Prozentzahl der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen mit zunehmendem Alter steigt. Sind es bei den Drei- bis Sechsjährigen noch 9%, liegt der Anteil der übergewichtigen Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren bei bis zu 17%.

Vergleicht man diese Zahlen mit den Referenzdaten aus den Jahren 1985 bis 1999 ist die Prävalenz von Übergewicht um die Hälfte gestiegen.

Ziel und Zielgruppen

Ziel des Projekts ist es, Kinder und Jugendliche für eine gesundheitsbewusste Lebensweise zu sensibilisieren und zusammen mit ihren Eltern den Weg in eine gesunde Ernährung in Verbindung mit ausreichend Bewegung zu finden.

Neben dem Vermitteln von Eigenkompetenz in Sachen Ernährung ist es das Ziel des Projekts, den Kindern die Grundlagen der Nährstoffe und deren Verarbeitung im Körper beizubringen. Nur durch das Wissen, was der Körper braucht und wie er mit den Nährstoffen umgeht, kann man erreichen, dass die Schüler selbstbewusst die richtigen Nahrungsmittel für sich auswählen. Mit Hilfe individueller Ernährungsberatung sollen vor allem bereits übergewichtige Kinder betreut und auch nach Abschluss des Projekts eine Verbesserung der gesundheitlichen Werte wie zum Beispiel zu hohes Körpergewicht oder ein zu großer Körperfettanteil erzielt werden.

Die Zielgruppen dieses Projekts sind Kinder und Jugendliche von Grund- und Hauptschulen, sowie deren Eltern und Familien. Der Kontakt zu den Schulen fand über die Schulleitung und die Klassenlehrer unter Einbeziehung des Elternbeirats und der Schulsprecher statt.

Das Projekt

Ernährung und Bewegung sind die beiden wichtigen Grundpfeiler der gesundheitlichen Prävention. Hierbei hatten sich Apothekerin Fahrmbacher-Lutz und ihr Team eine innovative Herangehensweise für dieses Thema ausgedacht: Um eine individuelle Beratung der einzelnen Schüler zu ermöglichen, wurde im Vorfeld der Aktion mit den Schulen in der Nähe der Ludwigs-Apotheke Kontakt aufgenommen, um Lehrkräfte zu finden, die an der Teilnahme interessiert waren. An einem Elternabend wurde mit einem Vortrag über gesunde Ernährung das Projekt "OASE" und die damit verbundenen Ziele vorgestellt.

Im Abstand von je vier Wochen wurden den Schülern in fünf Doppelstunden die wichtigsten Grundlagen einer gesunden Ernährung vermittelt. Hierbei wurden die Schwerpunkte auf Nahrungsmittelbestandteile und deren Bedeutung für den menschlichen Körper gelegt. Im An-

schluss an den theoretischen Unterricht lernten die Grund- und Hauptschüler im praktischen Teil eine ausgewogene Ernährung durch die gemeinsame Zubereitung eines gesunden Frühstücks kennen.

Um für jeden Schüler individuell eine optimale Ernährungsberatung durchzuführen, wurde darum gebeten, Ernährungsprotokolle mit den gegessenen Nahrungsmitteln auszufüllen. Neben der Ermittlung von Körperwerten wie zum Beispiel Gewicht und Fettanteil war dies eine wichtige Grundlage für das individuelle Gespräch. Diese Werte wurden im Rahmen der Unterrichtsstunden alle vier Wochen überprüft und dementsprechend beraten.

Seinen Abschluss fand das Projekt im Rahmen einer Aktionswoche. Hier wurden die letzten Werte der Kinder und Jugendlichen erfasst und mit Hilfe eines Tests überprüft, in wie weit sich der Wissenstand in Bezug auf Ernährung verbessert hat.

Das Highlight für die beteiligten Klassen war, nach dem Wissenstest in Sachen Ernährung und Lebensweise der Besuch eines Hochseilgartens, in dem sie ihre Fitness erproben und ihr Selbstbewusstsein stärken konnten.

Für alle Schüler der beiden beteiligten Schulen wurde darüber hinaus durch die jungen Darsteller der Kölner Comic-on-Theaterproduktion in dem Theater-stück "Pappe satt" auf jugendgerechte, unterhaltsame Weise ohne moralinsauren Zeigefinger Überernährung und Bewegungsmangel kritisch betrachtet und bei den Zuschauern der kritische Blick in Bezug auf Werbung für Lebensmittel geschärft. Ein dickes Fotoalbum mit begeisterten Kindern und Jugendlichen und Dankesbriefe der Schüler zeigen, dass mit dieser Aktion große Begeisterung ausgelöst wurde.

Um den übergewichtigen Kindern und Jugendlichen auch nach dem Wechsel auf andere Schulen eine optimale Beratung zu ermöglichen, werden sie auch in Zukunft in der Apotheke betreut.

Kosten und Kooperationen

Als Kooperationspartner dieses Projekts sind folgende Institutionen zu nennen: Die Stiftung Kartei der Not der Augsburger Allgemeinen Zeitung, welche die Aktion mit einer Spende von 1000 Euro unterstützt hat, CompWare Medical GmbH aus Gernsheim, die Stadtsparkasse Augsburg, die Hafner-Bank Augsburg; sowie das ZDF, die Barmer Ersatzkasse und der aid Infodienst, die als Sponsoren von OASE fungierten.

Die Personalkosten für das Projekt in Höhe von etwa 5500 Euro wurden in erster Linie von der Ludwigs-Apotheke getragen. Die Sachkosten (Lebensmittel und Kopien) sowie die Kosten für die Aktionswoche (Hochseilgarten und Theateraufführung), die zusammen circa 2500 Euro betrugen, wurden zum großen Teil von den oben angeführten Sponsoren übernommen.

Ergebnisse und Nachhaltigkeit

Nach Ablauf des Projektzeitraums wurden mit Hilfe verschiedener Evaluationsmethoden folgende Ergebnisse ermittelt:

Durch die Auswertung der Ernährungsprotokolle hat sich gezeigt, dass sich 70% der Kinder nach Beendigung der Aktion Zeit für ein Frühstück vor Schulbeginn nehmen. Zuvor lag diese Zahl bei 35%.

Die Zahl der Schüler, die vermehrt Obst und Gemüse essen, stieg um 20%. Dadurch lässt sich zeigen, dass die Kinder und Jugendlichen einen guten Start in ein gesundheitsbewusstes Leben geschafft haben und nachhaltig von dem Gelernten profitieren.

Doch nicht nur die Schüler der teilnehmenden Klassen ziehen einen großen Vorteil aus diesem Projekt. Auch die Familien wurden durch die ausgeteilten Kochrezepte mit einbezogen. So wurde gewährleistet, dass die gesunde Ernährung nicht nur in der Schule, sondern auch zu Hause ein wichtiges Thema bleibt. Viele Eltern besuchten im Nachhinein die Ludwigs-Apotheke, um sich weitere Informationen zum Projekt zu holen. Bei Kindern mit auffälligen Körperwerten nahm die Apotheke Kontakt mit den Eltern auf, um sie in die Beratung einzubeziehen. Durch die in der Apotheke erfolgende kompetente Betreuung hat diese ihren Standpunkt als Gesundheitszentrum nachhaltig zum Ausdruck gebracht.

Fazit

Neben ausreichender Bewegung ist gesunde Ernährung der wichtigste Grundpfeiler der gesundheitlichen Prävention. In Zeiten von Fast Food, überzuckerten und geschmacksverstärkten Lebensmitteln ist es wichtig, den Genuss gesunder Nahrung nicht zu verlernen. Gerade in jungen Jahren wird der Grundstein für die spätere Lebensweise gelegt, deshalb sollte hier durch altersgerechte Aufklärung dieser Grundstein verankert und den Kindern und Jugendlichen die Freude an gesunder Lebensweise nachhaltig vermittelt werden. Das Projekt wird auch in diesem Schuljahr weitergeführt.

Kontakt

Christiane Fahrmbacher-Lutz, Die Ludwigs-Apotheke Augsburg, Ulmer Str. 8, 86154 Augsburg, Tel. (0821) 421212, Fax (0821) 423949, E-Mail: ludwigs.apotheke.augsburg@t-online.de, www.Ludwigs-Apotheke-Augsburg.de 

Autorin

Mandy Mayr, Wissenschaftliches Institut für Prävention im Gesundheitswesen, München