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Arzneimittel und Therapie
Häufiger Diabetes durch Betablocker und Diuretika
Viele Patienten mit Hypertonie sind gleichzeitig zuckerkrank. Bisher wurde das vor allem auf gemeinsame Risikofaktoren wie Übergewicht zurückgeführt. Neuere Studien zeigen, dass auch Arzneimittel gegen Bluthochdruck die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes beeinflussen können. Welche Wirkstoffgruppen die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes fördern, ist die zentrale Frage des aktuellen HTA-Berichts (Health Technology Assessment). Dazu wurden Studien zur medikamentösen Behandlung des Bluthochdrucks aus einer systematischen Literaturrecherche untersucht. Insgesamt erfüllten 34 medizinische Publikationen die Einschlusskriterien. Sie basieren auf sechs Metaanalysen, drei systematischen Reviews, 19 randomisierten kontrollierten Studien, einer kontrollierten Studie ohne Randomisierung, zwei quasi-experimentellen Studien sowie zwei Kohortensstudien und einer Fall-Kontrollstudie. Es befassten sich acht Publikationen mit Diuretika und/oder Betablockern, sechs Publikationen mit ACE-Hemmern allein oder in Kombination mit Calciumantagonisten, zehn Publikationen mit Angiotensin-Rezeptorblockern und/oder ACE-Hemmern und deren Auswirkungen auf eine Diabetesentwicklung bzw. -prävention. Weitere fünf Publikationen untersuchen die Rolle der Calciumantagonisten hinsichtlich einer Diabetesentstehung und fünf zeigen die Entstehung eines Diabetes unter verschiedenen Antihypertensiva sowie im Vergleich zu keiner Arzneimitteltherapie. Der HTA-Bericht zeigt, dass die antihypertensive Behandlung einen wesentlichen Einfluss auf die Diabetesentstehungen hat, wobei die Inzidenz bei Patienten unter Diuretika- oder Betablockertherapie wesentlich höher ist im Vergleich zu Calciumantagonisten, ACE-Hemmern und Angiotensin-Rezeptorblockern. Dieser Effekt verstärkt sich, wenn beide Wirkstoffgruppen kombiniert werden. ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptorblocker scheinen eine eher präventive Wirkung zu besitzen. Calciumantagonisten wirken neutral. Es sind jedoch zusätzliche Studien nötig, um die Rolle der ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptorblocker in der Prävention des Typ-2-Diabetes zu bestätigen sowie weitere randomisierte kontrollierte Studien, die die Auswirkungen bzw. das Risiko eines arzneimittelinduzierten Diabetes im Hinblick auf Morbidität und Mortalität beurteilen.
Randomisierte kontrollierte Studien fehlen noch
Wie ein unter einer Arzneimitteltherapie entstandener Diabetes klinisch zu bewerten ist, konnte anhand der vorliegenden Literatur noch nicht ausreichend geklärt werden. Wichtige Daten fehlen, zum Beispiel zur klinischen Bedeutung eines bereits bestehenden Diabetes verglichen mit einem unter antihypertensiver Therapie entstandenen Diabetes. Auch können erst weitere Forschungen zeigen, ob der unter medikamentöser Therapie entstandene Diabetes nach Absetzen oder Wechsel des Arzneimittels umkehrbar ist oder nicht.
Auf Risikofaktoren achten!
Werden die Kosten der Behandlung eines Diabetes mellitus und dessen Folge- sowie Begleiterkrankungen wie z. B. Depression betrachtet, gehen die Autoren des Berichts davon aus, dass der Einsatz von Antihypertensiva, die die Entstehung bzw. Manifestation eines Diabetes mellitus vermeiden oder reduzieren, auch für das Gesundheitssystem kosteneffektiv sein könnten. Auch wenn noch keine endgültige Aussage über die Kosteneffektivität der neueren Antihypertensiva möglich ist und dringend weitere Studien nötig sind, wird dennoch empfohlen, die vorliegenden Ergebnisse bei der Wahl von Arzneimitteln gegen Bluthochdruck zu berücksichtigen. Zeigt ein Patient Risikofaktoren, die eine Entstehung eines Diabetes begünstigen, wie Übergewicht, metabolisches Syndrom, chronische Herzinsuffizienz und beeinträchtigte Nüchternglucosewerte, sollten ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptorblocker für die Therapie erwogen werden.
Quelle Grimm, C., et al.: Diabetesneuentstehung unter antihypertensiver Therapie. Deutsche Agentur des HTA des DIMDI.
hel
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