Fortbildung

"Der eine wird sterben, der andere Olympiasieger"

Fritz Sörgel

Foto: DAZ/diz

Das Thema Doping im Sport sollte in seinem historischen Kontext und unter der Sichtweise seiner gesellschaftlichen Akzeptanz betrachtet werden. Geht man in der Geschichte des Sports einhundert Jahre zurück, so erhielten Marathonläufer Strychnin und Alkohol (Wasser war verboten). Es folgte bei unterschiedlichen Sportarten die Verabreichung von Kokain, Morphin, Nitroglycerin oder Aspirin, um nur einige wenige zu nennen. Dann begann die Ära der Amphetamine, der anabolen Steroide und der Hormone, gefolgt vom "Meilenstein" EPO und Blutdoping bis hin zum derzeit aktuellen Gendoping. Parallel dazu verfeinerten sich die Applikationsarten und Maskierungsmethoden (z. B. transmukosale Gabe via Zahnpaste; Abgabe von Fremdurin). Vermutlich gibt es keine oder nur wenige Sportarten, bei denen nicht gedopt wird, Radsport und Leichtathletik sind lediglich die bekanntesten.

Menschenversuche

Der Einsatz von Doping-Mitteln erfolgt nicht immer freiwillig, wie etwa die Geschichte des DDR-Sports zeigt. Teilweise werden auch nicht zugelassene Arzneimittel mit hohem toxischem Potenzial eingesetzt. Ein Beispiel: Bei Sportlern wurde das nicht zugelassene, für die Therapie von Hirnmetastasen gedachte Mittel RSR13 ausprobiert, da der Wirkstoff zu einer Freisetzung von Sauerstoff aus Hämoglobin führt. Potenzial und Toxizität der neuesten Doping-Methoden (Gendoping, Zellkulturen) sind derzeit nicht einschätzbar, "der eine Sportler wird sterben, der andere Olympiasieger".

Problematisch erscheint ebenfalls die wahllose Gabe unbedenklicher Wirkstoffe wie etwa Ibuprofen oder Diclofenac im Breiten- und Jugendsport. Auch die langfristigen Folgen einer Einnahme von Doping-Mitteln sind gravierend. Sörgel erwähnte in diesem Zusammenhang eine Studie, die zeigt, dass von 100 College-Studenten, die Anabolika einnahmen, 2 bis 10% später von harten Drogen abhängig werden.

pj

IOC- und WADA-Liste*


1. Verbotene Wirkstoffgruppen

Stimulanzien

Narkotika (opioide Analgetika)

Anabolika

Diuretika

Peptidhormone und Analoga

Substanzen mit anti-estrogener Wirkung

maskierende Substanzen

2. Verbotene Methoden

Verbesserung des Sauerstofftransports

pharmakologische, chemische und physikalische Manipulation

Gendoping

3. Wirkstoffgruppen zugelassen mit gewissen Einschränkungen

Alkohol

Cannabinoide

Lokalanästhetika

Betablocker

Corticosteroide

* IOC = International Olympic Committee WADA = World Anti-Doping Agency

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