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Arzneimittel und Therapie
Infliximab plus Azathioprin bei Morbus Crohn überlegen
In der randomisierten Doppelblindstudie untersuchte eine Forschergruppe die Wirksamkeit einer Infliximab-Monotherapie, einer Azathioprin-Monotherapie und einer Kombinationstherapie aus beiden Wirkstoffen an 508 Erwachsenen mit mittelschwerem bis schwerem Morbus Crohn, denen vorher weder Immunsuppressiva, noch Biologicals appliziert worden waren. Die Patienten erhielten entweder eine intravenöse Infusion von 5 mg Infliximab pro Kilogramm Körpergewicht (zu Beginn, nach zwei, nach sechs und danach alle acht Wochen) sowie täglich Placebo-Kapseln oder täglich 2,5 mg Azathioprin pro Kilogramm Körpergewicht oral sowie Placebo-Infusionen nach dem genannten Standardschema oder eine Kombinationstherapie mit Verum-Kapseln und -Infusionen. Die Patienten erhielten die Medikation zunächst für 30 Wochen. Danach konnten sie die Studie in einer noch immer verblindeten Extensionsphase weitere 20 Wochen fortsetzen.
Bessere Remission und Mucosaheilung
Von den 169 Patienten, die die Kombinationstherapie erhielten, hatten nach 26 Wochen 96 (56,8%) das primäre Ziel erreicht. In der Infliximab-Gruppe war dies bei 75 von 169 Patienten (44,4%) der Fall (p = 0,02), in der Azathioprin-Gruppe lediglich bei 51 der 170 Patienten (30,0%) (p < 0,001 für den Vergleich mit der Kombinationstherapie bzw. p = 0,006 für den Vergleich mit Infliximab). Auch die Mucosa war unter der Kombinationstherapie deutlich häufiger abgeheilt (43,9%) als unter Infliximab (30,1%; p = 0,06) oder Azathioprin-Monotherapie (16,5%; p < 0,001 für den Vergleich mit Kombinationstherapie bzw. p = 0,02 für den Vergleich mit Infliximab). Während der optionalen Extensionsstudie zeigt sich, dass die Vorteile auch nach 50 Wochen noch bestehen.
Infliximab nicht nur Reservemedikation?
Dabei wurde der therapeutische Vorteil nicht durch eine Zunahme bei den Nebenwirkungen erkauft. In allen Gruppen klagten die Patienten gleichermaßen über Nausea, Müdigkeit, Brechreiz, Durchfall o. ä., wobei die Nebenwirkungsrate mit rund 90% insgesamt sehr hoch lag. Allerdings lag die Inzidenz schwerwiegender Infektionen (eine gefürchtete Komplikation der Biologicals, die den für die Infektabwehr wichtigen Tumornekrosefaktor TNF-α hemmen) bei dem mit der Kombinationstherapie behandelten Kollektiv mit 3,9 Prozent sogar niedriger als unter Infliximab- (4,9%) oder Azathioprin-Monotherapie (5,6%). Während Biologicals wie Infliximab bei Morbus Crohn als Reservemedikation derzeit in erster Linie dann zum Einsatz kommen, wenn die Wirkung der Steroide und danach der Immunsuppressiva wie Azathioprin ausbleibt, sprechen die Ergebnisse der vorliegenden Studie für die frühzeitige Therapie mit dem Biological Infliximab. Dies gilt insbesondere auch für die Kombination mit Azathioprin. Ob sich diese Kombination als neuer Therapie-Standard durchsetzt, dürfte allerdings von weiteren Studien und vor allem von Langzeitbeobachtungen abhängen.
Quelle Colombel JF, et al.: Infliximab, Azathioprine, or Combination Therapy for Crohn’s Disease. N Engl J Med (2010) 362, 1383 – 95.
Dr. Andreas Ziegler
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