Kongress

Sex und Gesundheit - ein komplexes Wechselspiel

Die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs hat bei Männern einen signifikanten positiven Vorhersagewert für die Lebenserwartung, erklärte Dr. Johanna Korda, Hamburg. Außerdem sollte die erektile Dysfunktion nicht als Lifestyle-Problem, sondern als gesundheitliches Warnzeichen betrachtet werden.

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Dr. Johanna Korda, Hamburg

Eine erektile Dysfunktion ist eine mindestens sechs Monate bestehende oder wiederholt auftretende Unfähigkeit, eine für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion aufrechtzuerhalten. Doch das Problem betrifft keineswegs nur den Geschlechtsverkehr. Korda betrachtet den Penis als "Antenne des Herzens" und Impotenz als Warnsignal für eine koronare Herzkrankheit. Da die Gefäße im Penis deutlich dünner sind als die Gefäße im Herzen, wirkt sich eine endotheliale Dysfunktion als Folge einer Atherosklerose am Penis etwa drei Jahre früher als am Herzen aus. Daher sollte jeder Patient mit Impotenz kardiologisch untersucht werden. Bis zu einem gegenteiligen Befund sei jeder Mann mit erektiler Dysfunktion als vaskulärer Patient zu betrachten, denn 60 bis 80 Prozent der organisch bedingten Fälle erektiler Dysfunktion haben vaskuläre Ursachen.

Metabolisches Syndrom

Der typische Fall ist das metabolische Syndrom mit hohem Blutdruck, Diabetes, Adipositas, erektiler Dysfunktion und verminderten Testosteronwerten. Bei weniger als 3,5 ng/dl Testosteron liegt ein Hypogonadismus vor, der die Lebenserwartung verringert. Bei niedrigen Testosteronwerten oder venöser Insuffizienz ist eine Erektion typischerweise nicht lange genug zu halten. Wenn Patienten trotz sportlicher Betätigung kaum Fett abbauen, kann dies ebenfalls durch zu niedrige Testosteronwerte bedingt sein. Vor weiteren Therapiemaßnahmen sollte daher der Hormonstatus bestimmt werden. Als sonstige Ursachen für erektile Dysfunktion kommen Unfälle oder Fahrradfahren über mehr als drei Stunden pro Woche in Betracht.

Therapieoptionen bei erektiler Dysfunktion

Um die Funktionsfähigkeit des Penis aufrechtzuerhalten, sind regelmäßige Erektionen erforderlich, denn nur bei einer Erektion wird die Muskulatur ausreichend oxygeniert. Günstig wirken sportliche Betätigung, Beckenbodentraining und eine Ernährung, wie sie auch bei anderen vaskulären Problemen empfohlen wird. PDE-5-Inibitoren wie Sildenafil können auch in kleinen Dosierungen zur Nacht eingesetzt werden, um die Anzahl und Dauer der natürlichen nächtlichen Erektionen zu steigern. Vielfach sei dann keine Einnahme vor dem Geschlechtsverkehr mehr nötig. Doch empfiehlt Korda, keine PDE-5-Inhibitoren einzunehmen, ohne zuvor den Testosteronwert zu messen, da diese Pharmaka nur bei ausreichender Testosteronmenge wirken können. Das heißt, dass Patienten mit Testosteronmangel davon nicht profitieren.

In der Diskussion beklagte Prof. Dr. Ingrid Mühlhauser, Hamburg, dass nun Männer mit geringen Testosteronwerten als Kranke definiert würden, ähnlich wie früher Frauen in der Menopause. Folglich werde den Männern nun ebenso unkritisch eine Hormonersatztherapie empfohlen. Korda entgegnete, dass die Empfehlung gut durch kontrollierte Studien abgesichert sei. Außerdem gehe es keineswegs nur um den Testosteronspiegel, sondern bei beiden Geschlechtern sei das richtige Gleichgewicht zwischen Testosteron, Östrogenen und Gestagenen entscheidend.

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