Gesundheitspolitik

Gesundheitsreformen bremsen Roche

Weniger Umsatz mit Tamiflu und Avastin

Basel (dpa). Der Schweizer Pharmakonzern Roche hat in den ersten neun Monaten dieses Jahres wegen Belastungen aus den Gesundheitsreformen in den USA und Europa sowie Erlösrückgängen in wichtigen Märkten weniger umgesetzt als im Vorjahr.

2010 würden die Sparbemühungen der Regierungen den Roche-Umsatz um 2 Prozent schmälern, erklärte am 14. Oktober Roche-Vorstandschef Severin Schwan und bestätigte damit frühere Aussagen. 2011 dürfte dieser Effekt auf 2,5 Prozent anwachsen. Details zu dem kürzlich angekündigten Sparprogramm gaben die Schweizer nicht bekannt. Der Ausblick für das laufende Geschäftsjahr wurde bestätigt. An der Börse sorgten die Zahlen für Verkaufsdruck. Roche-Titel gaben im Vormittagshandel mehr als 1 Prozent nach.

Roche legte letzte Woche Donnerstag als erstes Unternehmen der Pharmabranche seine Umsatzzahlen für die ersten neun Monate vor. Da die Baseler in der Vergangenheit immer wieder mit einem Umsatz- und Gewinnplus glänzen konnten, hatte sich der Markt auch diesmal mehr erwartet. Doch der Konzern spürte den starken Schweizer Franken und Einbußen beim letztjährigen Umsatzrenner Tamiflu. Konzernchef Schwan hält dennoch an seinem Ausblick fest: Danach soll der Umsatz – um Währungseinflüsse bereinigt – im mittleren einstelligen Bereich zulegen. Der Kerngewinn bei konstanten Wechselkursen soll 2010 prozentual zweistellig steigen. Für Diagnostics peilt Roche ein "deutlich über dem Weltmarkt" liegendes Plus an. 2009 hatte der Konzern den Umsatz in Lokalwährungen um zehn und den Kerngewinn je Aktie um zwanzig Prozent gesteigert.

Roche ist mit seinen Medikamenten gegen Krebs nach Aussage von Analysten mit einem Marktanteil von weltweit rund 38 Prozent führend – gefolgt von Novartis und dem weltgrößten Pharmakonzern Pfizer. Tatsächlich sind aber gerade die Krebsmedikamente – die bei Roche im vergangenen Jahr 42 Prozent zum Gesamtumsatz von 49 Milliarden Franken beisteuerten – wegen ihrer hohen Preise in die Kritik geraten. Erst Ende August hatte die britische Gesundheitsbehörde das Mittel Avastin zur Behandlung von fortgeschrittenem Darmkrebs trotz eines neuen Preisvorschlags als zu teuer abgelehnt. Nach Einschätzungen von Analysten sind zudem die Verkäufe mit Avastin und MabThera/Rituxan in den ersten neun Monaten etwas hinter den Konsensschätzungen zurückgeblieben. Nur der Absatz von Herceptin habe positiv überrascht.

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