Wirtschaft

DAX: Bald kommt es zum Schwur

Die Angstbarometer Gold und Euro steigen – wie lange hält der DAX noch stand?

(hps). Die Bankenkrise in Irland und die Herabstufung der Bonität Spaniens können den Euro nicht erschüttern. Er zieht weiter seine Kreise und peilt offensichtlich die Marke von 1,40 Dollar an. Nicht, weil die europäische Wirtschaft so gut dastünde, sondern weil das Misstrauen gegenüber den USA alles andere überschattet. Die anderen Fluchtburgen heißen Gold und Anleihen. Die Frage ist nur: Breitet sich die Risikoaversion bald auch am Aktienparkett aus?

Die Marktlage

Seit nunmehr drei Wochen hält das Kräftemessen zwischen Bullen und Bären schon an. Die Optimisten versuchen immer wieder gegen die 6300er Marke im DAX anzurennen, doch diese Hürde erweist sich als wahres Bollwerk. Die weltweit fallenden Konjunkturindikatoren sorgen derzeit für eine ausgeprägte Risikoaversion – und diese lässt sich nirgendwo besser ablesen als am Goldpreis, der einen Rekord nach dem anderen aufstellt. Selbst wenn ein "Double Dip" vermieden werden kann, so einige Analysten zu der aktuellen Lage, bliebe die US-Konjunktur eben doch schwach. Unterdessen bahnt sich auf der Bühne des Aktienhandels ein Kulissenwechsel an. Die bislang wenig erbaulichen Nachrichten von der US-Konjunktur weichen bald dem Zahlenreigen der US-Konzerne. Die Hochtechnologiefirmen AMD und Adobe hatten bereits eine Sturmwarnung herausgegeben. Andererseits brillierten der Sportartikelhersteller Nike und Hewlett Packard mit guten Zahlen. Nach einer klaren Linie in den Unternehmenszahlen wird man wohl vergeblich suchen. Als Achillesferse könnten sich allerdings die amerikanischen Banken und Investmenthäuser erweisen. Traditionell stehen in der Berichtssaison besonders Goldman Sachs und Morgan Stanley im Rampenlicht. Die Auguren haben hier die Latte recht hoch gelegt. Doch einzelne Analysten – wie beispielsweise die Strategen der Deutschen Bank – liegen mit ihren Prognosen für Goldman und Morgan Stanley 40 bzw. 70 Prozent unter den aktuellen Konsensschätzungen. Es dürfte also am Parkett sehr spannend – und rutschig – zugehen.

Bulle & Bär

Der heftige Flirt mit der 6300er Marke in den letzten Wochen nährte bei vielen Analysten den Verdacht, dass der Ausbruch nach oben nur noch eine Frage der Zeit sein könne. Doch die Front der Optimisten scheint zu bröckeln. Die Gewinnschätzungen für 2011 seien bereits vollständig eingepreist, positive Gewinnrevisionen gäbe es kaum mehr, meint zum Beispiel die Fürst Fugger Privatbank. Die Hessische Landesbank fürchtet gar böse Überraschungen in Hinblick auf die weitere Konjunkturentwicklung in den USA. Auch die französische BNP meint, dass die Tatsache allein, dass die jüngsten amerikanischen Wirtschaftsdaten nicht ganz so schlecht ausgefallen waren wie erwartet, beim DAX noch keinen Ausbruch aus der gegenwärtigen Handelsspanne rechtfertige. Andererseits: Eine steile Abwärtsbewegung sei auch nicht zu erwarten, da die gegenwärtige Aktienbewertung allgemein als attraktiv angesehen werde, so die Allianz Global Investors. Die Charttechniker der HSBC Trinkaus & Burhardt werden deutlicher. Sie erwarten einen Rücksetzer auf die 6000er Marke im DAX.

Unterdessen kam der DAX auch letzte Woche nicht vom Fleck. Die anhaltenden Abflüsse in festverzinsliche Anlageformen Wertpapiere – abzulesen an den steigenden Anleihenkursen – macht einen Ausbruch der Aktienkurse erfahrungsgemäß nahezu unmöglich. Dass sich der DAX bei alledem dennoch relativ stabil präsentierte, mag dem Quartalsultimo geschuldet sein, dem "Window Dressing", bei dem die Quartalsbilanzen der institutionellen Anleger kurzfristig noch etwas aufgehübscht werden. Ansonsten bleibt auch für diese Woche Skepsis angesagt. Dabei mahnen nicht nur die haussierenden Goldpreise und steigenden Rentenkurse zur Vorsicht. Die Angst ist inzwischen an allen Fronten spürbar. So treibt die Flucht aus dem Dollar den Euro langsam wieder Richtung 1,40 USD – und das trotz Bankenkrise in Irland. Parallel dazu stehen auch die Industriemetalle auf historischem Bewertungshoch. Das ist eine ungesunde Entwicklung, die den Aktienmärkten das Leben schwer macht. Es nährt den Verdacht, dass die lethargische Seitwärtsbewegung bald einer kräftigeren Abwärtsbewegung im DAX weichen könnte. Die kommende Berichtssaison dürfte hier Licht ins Dunkel bringen.

Eckdaten zum 30. September 2010 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (30. 9., 12.00 h)
6235 Punkte
Dow Jones
(29. 9. Schluss)
10.835 Punkte
Gold (Feinunze)
1313,05 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,08%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,85%
1,30% (ING-DiBa)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,28%
1,75% (SWK-Bank)

*Quelle: www.festgeld.de

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