Gesundheitspolitik

Lobbyarbeit? Wo denn?

Zur Sendung Plusminus vom 14. September 2010 "Apotheken beraten schlecht":

Am Dienstagabend (14. 9. 2010) wurde uns Apothekern wieder mal ein Dolchstoß versetzt: In der Sendung von "Plusminus" musste ich einen Stich in meine Apothekerseele über mich ergehen lassen.

War doch der "Bericht" auf ein Neues mehr als reißerisch und miserabel dargestellt: Zu Beginn wurde "in mehreren" Apotheken das Schmerzmittel Paracetamol gekauft. "In mehreren"? In zwei? Oder warum wird man da nicht konkret? Dann der Hinweis, dass die Apotheken im Vergleich zum Versand überteuert sind. Etwas über 50 Euro stehen im Vergleich zu etwas über 30 Euro; was genau verglichen wurde, wird wiederum nicht aufgezeigt.

Dann der Meister der Apothekenhasser: Gerd Glaeske erzählt was über das "Zunftwesen für Apotheken". Von welcher Gruppe wird Herr Glaeske eigentlich bezahlt? Dieser Mensch hat ja ein enormes Interesse daran, alle Apotheker immer aufs Neue möglichst stark zu schädigen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass seine Motivation nur daraus resultiert, dass er selber nicht Pharmazie studiert hat (oder studieren durfte?) [Er hat Pharmazie studiert; Anm. d. Red.].
Er diskreditiert unseren Berufsstand mit derartigem Neid, aber auch mit einer derartigen Ausdauer, dass dahinter nur finanzielle Interessen stehen können.

Im Bericht werden dann drei Versandapotheken mit Wort und Bild (Logo) präsentiert, d. i. Productplacement par excellence! Eine bessere Werbung gibt es nicht! In diesem Abschnitt des Berichtes haben wir also die (Teil-)Sponsoren des Beitrages gesehen: "my care", "Apovia" und "mediherz"!

Dazu noch der unpassende Kommentar, dass es entsprechende Medikamente dort auch nur auf Rezept geben würde … (Paracetamol also? Ist ja interessant …)

"Der DAV will die Auswüchse des Versandhandels mit Arzneimitteln bekämpfen" heißt es im Anschluss, und dass diese Formulierung auch so im Koalitionsvertrag stehen würde. Daraufhin kommt das Kartellamt zu Wort: "Es ist bedauerlich, dass der Versandhandel eingeschränkt werden kann." Auch interessant: Hier wird vermittelt, dass es bereits zur Einschränkung gekommen sei! Schön wärs! Die größte Bedrohung für die Apotheken sind nicht Pick-up-Stellen oder unsere Kollegen der Nachbarapotheken, sondern die Versender. Kein Mensch glaubt daran, dass der Versand – vor allem der OTC-Versand mit den Dumpingpreisen – je wieder rückgängig gemacht werden könne! Fakt ist, dass zweistellige Zuwachsraten jeden Monat im Versandhandel die Regel sind! Ein Eindämmen wird nie stattfinden. Aber der Öffentlichkeit wird dies wieder mal suggeriert! Durch den Beitrag wird der Normalverbraucher regelrecht dazu animiert online einzukaufen!

Glaeske: "Bei allen Reformen werden ‚alle’ belastet, nur die Apotheker kommen immer drum herum" – dass wir diejenigen sind, die ab dem 1. Januar 2011 die Hauptkosten der letzten Reform mittragen werden, ist auch wiederum nur uns bekannt, aber der Öffentlichkeit nicht! Der ganze Bericht auf Plusminus wäre unmöglich gewesen, wenn die Apothekerschaft endlich durch Streik o. ä. der Öffentlichkeit klar macht, wie es um sie bestellt ist. Die BGH-Entscheidung wurde in den Medien auch teilweise so hingestellt, als ob die Apotheker gerne Boni ausgeben würden. Da ist doch klar, dass sich der eine oder andere denkt, naja, solange die Apotheken das noch machen können und wollen, wird’s ihnen schon nicht so schlecht gehen …

Tatsache ist: Wenn man die Bevölkerung anspricht, was sie von Ärzten und Apotheken hält, hört man sofort, "oh, den Ärzten geht’s ja auch schon lange nicht mehr so gut"! Über Apotheken hält sich die Meinung nach wie vor, dass es diesen ja noch gut geht. Wie gesagt – ein solcher Bericht würde nicht im Traum veröffentlicht werden, wenn wir der Öffentlichkeit gezeigt hätten, dass auch wir mit der Existenz kämpfen, und eben nicht "stolz auf unsere Lobby" sind. Denn diese vergisst die Lobbyarbeit für die Bevölkerung.


Christian Burkard, Don-Bosco-Apotheke, 91330 Eggolsheim, E-Mail: Don-Bosco-Apo@gmx.de

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