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Gesundheitspolitik
Ratiopharm wird israelisch
Jetzt ist das monatelange Gerangel um Deutschlands großen Generikahersteller vorbei. Ratiopharm geht in israelische Hände. Der Ulmer Generikahersteller, der zur VEM Vermögensverwaltung der Merckle-Gruppe gehörte, geht an den wohl weltgrößten Generikahersteller Teva mit Sitz in Israel.
Mit dem Verkauf von Ratiopharm an ein ausländisches Unternehmen geht "der Ausverkauf der deutschen Pharmabranche", wie Wirtschaftsjournalisten titelten" weiter. Da ist was dran. In den letzten Jahren übernahmen ausländische Pharmafirmen und Investoren mehrere große Pharmahersteller aus Deutschland: Hexal, Schwarz-Pharma, Merck Dura und Altana-Pharma, Betapharm und Heumann. Auch Traditionsfirmen wie Hoechst, Knoll und Boehringer Mannheim gehören schon lange ausländischen Eigentümern.
Für Ratiopharm dürfte ersten Einschätzungen zufolge der neue Inhaber nicht zum Nachteil sein. Alle Produktionsstätten in Deutschland sollen erhalten bleiben, Produktion aus anderen Teva-Werken nach Deutschland verlagert werden und der Standort Ulm zum Hauptquartier von Europa werden. Ob es tatsächlich so weit kommt, bleibt abzuwarten.
Bislang spielte das Unternehmen aus Israel nur eine bescheidene Rolle auf dem deutschen Markt. Als Generikahersteller machte das 1901 gegründete Unternehmen Teva erstmals 1998 von sich reden. Ständige weitere Akquisitionen seit 2000 auf dem kanadischen und amerikanischen Markt, außerdem in Deutschland (Gry, AWDpharma) ließen Teva schnell wachsen. Doch Teva-Präparate spielten hierzulande nur eine untergeordnete Rolle. Selbst als 2006 die neue Marke Teva Deutschland formiert wurde, blieb der Anteil von Teva-Produkten auf dem deutschen Markt relativ klein. Das wird sich nun mit dem Kauf von Ratiopharm ändern. Teva ist mitten im deutschen Generika-Markt angekommen. Mit dem Zukauf von Ratiopharm wird Teva derzeit Platz 2 der umsatzstärksten Generikahersteller – vor Stada und nach Hexal – einnehmen. Und damit wird Teva auch im deutschen Rabattvertragsgeschäft kräftig mitbieten und mitmischen.
Wie aus Insiderkreisen zu hören ist, will auch das Unternehmen Pfizer, das im Bieterverfahren um Ratiopharm unterlag, im Generikageschäft eine führende Rolle übernehmen. Pfizer soll dem Vernehmen nach nun mit der Übernahme von Stada liebäugeln.
Was von Kennern des Pharmamarktes vor Jahren vorausgesagt wurde, dürfte so immer mehr Realität werden: die Oligopolisierung des Marktes nimmt rasant zu. Und: Deutschland ist schon lange nicht mehr "Apotheke der Welt".
Peter Ditzel
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