Wirtschaft

DAX dümpelt bei 6000 Punkten

Anleger vertrauen auf das billige Geld der Notenbanken

(hps). Ist mit dem Sprung über die 6000er-Marke eine weitere Hürde auf dem Weg nach oben genommen oder bereits das Ende der Fahnenstange erreicht?
Der DAX weiß jedenfalls mit dem neu gewonnenen Terrain jenseits der magischen Marke nichts Rechtes anzufangen. Für einen weiteren Anstieg scheinen die Argumente zu fehlen. Für einen Absturz aber auch.

Die Marktlage

Die Rückeroberung der 6000er-Marke im DAX war nach Ansicht der meisten Analysten nur eine Formsache. Entsprechend entspannt reagierte man dann auch auf Zahlen, die zur Freude eigentlich keinen Anlass gaben. Bei den US-Arbeitsmarktzahlen und den ZEW-Konjunkturdaten zeigten sich die Marktteilnehmer bereits damit zufrieden, dass die Kennziffern am Ende nicht ganz so schlecht wie befürchtet ausgefallen waren. Und als dann noch die amerikanische Notenbank (FED) gebetsmühlenartig ihre Niedrigzinspolitik beschwor, gelang dem DAX schließlich der Sprung über die lang umkämpfte Hürde bei 6000 Punkten. Das war die Pflicht. Wie sieht die Kür aus?

Laut einer Aussage des Bankhauses Sal. Oppenheim liegt die Kassenquote der institutionellen Anleger inzwischen in der Nähe historischer Tiefs. Nachhaltige Kursgewinne seien somit nach Ansicht der Privatbank nur dann zu erwarten, wenn die Privatanleger jetzt wieder beherzt zugreifen oder massive Umschichtungen von Festverzinslichen in Aktien stattfänden. Dafür sei jedoch der Konjunkturausblick insgesamt zu unsicher, meint Sal. Oppenheim. Hinzu kommt: Die Berichtssaison ist zu Ende, von Unternehmensseite kommen also keine neuen Nachrichten mehr. Eine gewisse Unterstützung könnte jedoch die im April anlaufende Dividendensaison bieten. Für die DAX-Titel lässt sich im Durchschnitt eine Rendite von 3,12 Prozent errechnen. Zum Vergleich: Zehnjährige Bundesanleihen lohnen sich derzeit mit 3,3 Prozent. Zuletzt zogen kleinere Werte wie Adidas das Interesse auf sich. Die Börse trippelt auf der Stelle.

Der Wochenausblick aus Sicht der Experten

Sal. Oppenheim rät davon ab, der Erholungsbewegung hinterherzulaufen. Ähnlich vorsichtig agiert auch die DekaBank. Hier rechnen die Experten mit einer nachlassenden Dynamik bei den Unternehmensgewinnen. Entsprechend konservativ fällt auch ihr DAX-Ausblick aus: Auf Sicht der nächsten drei Monate soll sich ihrer Meinung nach das Börsenbarometer bei 5500 Punkten einpendeln. Auch die Strategen der Commerzbank und der LBBW glauben nicht daran, dass sich der DAX nachhaltig über der 6000er-Linie etablieren kann. Dagegen gehören die Profis der Hessischen Landesbank (Helaba) zu den Berufsoptimisten. "Gewinne laufen lassen" – lautet ihre Devise, zumal im Frühjahr mit einer konjunkturellen Gegenbewegung zu rechnen sei.

Die Konjunkturerholung – ein Pyrrhussieg?

Der DAX liegt bei 6000 Punkten, der Dow Jones steht kurz vor der 11.000er Hürde. Optimisten, die den selbst tragenden Aufschwung bereits erreicht wähnen und weiter auf die weit geöffneten Geldschleusen der Notenbank vertrauen, sehen die Indices weiter nach Norden streben. Doch die abrupten Trendwenden am Aktienmarkt waren von je her Umständen zuzuschreiben, denen die Marktteilnehmer nicht hinreichend Aufmerksamkeit gewidmet hatten. Gefahren werden nicht wahrgenommen, weil die Konzentration der Marktteilnehmer in eine ganz andere Richtung geht. Aktuell besteht ein gewisses Risiko darin, dass die Niedrigzinspolitik der US-Notenbank zwar billiges Geld verspricht und sich die Ertragssituation vieler Unternehmen wieder stabilisiert hat. Doch um welchen Preis? Inzwischen sind viele Staaten, die als Retter in der Not fungiert hatten, selbst in Schwierigkeiten. Oder wie es der Chefvolkswirt der Deutsche Bank formuliert hat: "Wir müssen begreifen, dass die moderate Erholung, die wir derzeit erleben, nur von den Notenbanken und Regierungen geborgt ist." Für die Allianz Global Investors ist daher klar, dass die kurzfristigen Vorteile der Konjunkturbelebung durch höhere Steuern und reduzierte Staatsausgaben erkauft werden, was eine nachhaltige Rückkehr zum Trendwachstum schwieriger mache. Dieser Umstand wird momentan aber von den Aktienmärkten komplett ausgeblendet. Auch der völlig überhitzte Immobilienmarkt in China bereitet Volkswirten große Sorgen. Denn was sich die Weltwirtschaft derzeit am wenigsten leisten kann, ist ein Ausfall Chinas als Konjunkturlokomotive. Grund genug zur Vorsicht also, denn an der Börse kann aus einem halb vollen Glas blitzschnell ein halb leeres werden.

Eckdaten zum 18. März 2010 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (18. 3., 11.40 h)
6019 Punkte
Dow Jones (17. 3. Schluss)
10.733 Punkte
Gold (Feinunze)
1119,30 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,17%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,85%
1,60% (Netbank AG)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Beste überregionale Anbieter mit Einlagensicherung*
1,35%
1,60% (Mercedes-B. Bank, Volkswagenbank)

*Quelle: www.festgeld.de

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.