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Neue Antikörper für die Therapie

Bettina Hellwig

Im Februar sind zwei neue monoklonale Antikörper auf den Markt gekommen, die überschießende Reaktionen des Immunsystems bremsen sollen: Tocilizumab richtet sich gegen Interleukin 6 (IL 6) und verhindert bei der rheumatoiden Arthritis den Angriff auf körpereigene Strukturen. Ustekinumab hemmt die Zytokine Interleukin 12 (IL 12) und -23 (IL 23) und wird bei moderater bis schwerer Plaque-Psoriasis eingesetzt. In diesem Heft stellen wir Ihnen Tocilizumab vor, Ustekinumab finden Sie in der Ausgabe Nr. 10.

Biologische Wirkstoffe, die sich gegen unterschiedliche Ziele im Immunsystem richten, werden schon seit Längerem in der Therapie eingesetzt. Zunächst wurden Wirkstoffe entwickelt, welche die Funktion von T-Zellen direkt hemmen: Die Antikörper Rituximab (MabThera®) und Alemtuzumab (MabCampath®) eignen sich zur Vernichtung entarteter T-Zellen bei verschiedenen Tumorerkrankungen wie Lymphomen und Leukämieformen. Daclizumab (Zenapax®), ein monoklonaler Antikörper gegen den Interleukin-2-Rezeptor (CD 25), kam für die Unterdrückung der Immunabwehr bei Nierentransplantationen auf den Markt.

Mit zunehmender Kenntnis über Vorgänge des Immunsystems wurden diese und ähnliche Wirkstoffe auch für die Behandlung von Krankheiten weiterentwickelt, bei denen überschießende Immunreaktionen eine Rolle spielen. Dazu gehören vor allem Autoimmunerkrankungen wie die rheumatoide Arthritis und die multiple Sklerose.

Die neuen monoklonalen Antikörper sind zwar in vielen Fällen deutlich wirksamer als bisherige Therapieformen, dafür bergen sie aber auch neue Gefahren. Die meisten dieser Wirkstoffe greifen tief in das Immungeschehen ein, und so sind als unerwünschte Wirkungen Infektionen oder sogar ein erhöhtes Krebsrisiko zumindest vorstellbar. Zu den inzwischen belegten Komplikationen gehört ein Risiko für bakterielle Infektionen, etwa der Tuberkulose. Patienten müssen vor Beginn der Behandlung auf eine latente Tuberkulose untersucht und gegebenenfalls entsprechend behandelt werden.

Aber auch virale Infektionen könnten vermehrt auftreten, wenn das Immunsystem unterdrückt wird. So geht die Behandlung von Rheumapatienten mit Hemmstoffen des Tumornekrosefaktors (TNF), wie Infliximab, Adalimumab und Certolizumab, wahrscheinlich mit einem erhöhten Risiko von Herpes-zoster-Erkrankungen einher. TNF-Blocker werden derzeit unter anderem zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis und der Psoriasis eingesetzt.

Wegen der Gefahr lebensbedrohlicher Infektionen ordnete jetzt die europäische Arzneimittelbehörde EMEA das Ruhen der Zulassung des monoklonalen Antikörpers Efalizumab (Raptiva®) an. Efalizumab hemmt Migration und Aktivierung von T-Zellen und ist bei uns seit 2004 zur Behandlung der Psoriasis auf dem Markt. Sein Nutzen-Risiko-Profil wird nicht länger als günstig eingestuft, wie wir ab Seite 29 berichten. Hintergrund dieser Bewertung sind vor allem mehrere Fälle von progressiver multifokaler Leukenzephalopathie (PML), bei der Gehirnsubstanz zerstört wird.

Diese seltene unerwünschte Wirkung ist auch von Natalizumab (Tysabri®) bekannt, das im Jahr 2006 zur Behandlung der multiplen Sklerose eingeführt wurde. Möglicherweise stört der Antikörper die Immunüberwachung im Gehirn. Trotz dieser Gefahr werden zur Behandlung der multiplen Sklerose derzeit mehrere andere monoklonale Antikörper entwickelt und geprüft.

Rituximab gehört heute zur Standardtherapie in der Behandlung von Non-Hodgkin-Lymphomen, seit 2006 ist es zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis zugelassen und wird derzeit zur Behandlung der multiplen Sklerose geprüft. Jedoch sind auch hier vereinzelt Fälle von PML aufgetreten. Alemtuzumab ist für die Behandlung der chronisch lymphatischen Leukämie zugelassen und wird derzeit ebenfalls bei Patienten mit multipler Sklerose untersucht. Auch unter der Therapie mit Alemtuzumab kann es zu schweren Infektionen kommen. Daclizumab, ein monoklonaler Antikörper gegen den Interleukin-2-Rezeptor (CD 25), wurde für die Unterdrückung der Immunabwehr bei Nierentransplantationen entwickelt und wird heute zur Behandlung der multiplen Sklerose geprüft. Bisher sind hier noch keine Fälle von PML bekannt geworden.

Welche Neuigkeiten es außerdem noch zur Therapie der multiplen Sklerose gibt, wurde auf dem diesjährigen Pharmacon Davos vorgestellt. Den entsprechenden Bericht haben wir für Sie ab Seite 31 zusammengefasst.


Bettina Hellwig

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