Aus der Hochschule

Erkrankungen des Respirationstraktes

Die Studierenden des Pharmazie-Abschlusssemesters an der Universität Frankfurt veranstalteten auch in diesem Jahr wieder das traditionelle Fertigarzneimittelseminar. Zahlreiche Lern- und Fortbildungswillige, darunter viele "Stammgäste", waren am 17. Januar teils von weit her angereist – zur Freude der Pharmaziestudenten, die mit großem Eifer und wissenschaftlicher Sorgfalt das Thema "Erkrankungen des Respirationstraktes" bearbeitet hatten und ihre Ergebnisse – nach guter Frankfurter Tradition – professionell präsentierten.

Die aktuelle Grippesaison, zahlreiche Anwendungsfehler in der Handhabung pulmonaler Applikationsformen und ein neuer Stufenplan in der Asthmatherapie geben den Studenten Recht: Beim Thema "Respirationstrakt und Arzneimittel" besteht Beratungsbedarf. Sie informierten die Teilnehmer des Seminars in insgesamt 14 Vorträgen ausführlich und gaben ihnen Tipps für die Beratung.

Den Auftakt gab die Gruppe um Christian Grimm mit der allgemeinen Anatomie des Respirationstraktes inklusive der Physiologie der Atmung und einem kleinen Exkurs in die Bereiche des Sporttauchens und des Höhentrainings. Mit diesem aufgefrischten Wissen konnte nun tiefer in die Materie eingestiegen werden.

Infektionskrankheiten

Die Infektionen der oberen Atemwege, die zu den "Top Ten" der Selbstmedikationsliste gehören, können bei unsachgemäßer Behandlung chronifizieren oder zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen (z. B. Privinismus) führen. Im Mittelpunkt standen hier die virale Rhinitis, die Sinusitis sowie die umstrittene Therapie der akuten Otitis media.

Auch der Beitrag über die Grippe, deren "Saison" im letzten Herbst ungewöhnlich früh begonnen hatte, konnte mit neuen Studien und direkten Hinweisen auf die Resistenzproblematik bei den bekannten Therapiemustern neue Ansatzpunkte für die Beratung liefern und machte noch einmal unmissverständlich deutlich, dass nur eine jährliche Impfung Schutz vor der Grippe bietet.

Das Referat "Akute Bronchitiden und Pneumonien" stellte die aktuelle Unterscheidung der ambulant erworbenen Pneumonie (Community-acquired pneumonia, CAP) von der nosokomialen Pneumonie (Hospital-acquired pneumonia, HAP) in den Mittelpunkt und erläuterte eine geeignete Antibiotika-Auswahl. Die in der Apothekenpraxis so wichtige Beratung im Hinblick auf eine symptomatische Hustenbehandlung sorgte hierbei für eine erfrischend angeregte Diskussion.

Obwohl die Tuberkulose in vielen Köpfen längst vergessen ist, bleibt sie doch eine latente Gefahr. So wurden sowohl alte als auch neue medikamentöse Strategien und das Nutzen-Risiko-Verhältnis der BCG-Impfung diskutiert; auch über die Entwicklung neuer Impfstoffe mit innovativen Ansätzen – darunter der Einsatz von viralen Vektoren und DNA-Antigenen – wurde informiert.

Chronische Erkrankungen

Die Mukoviszidose ist eine Erkrankung des Respirationstraktes, die ein ganz klares genetisches Korrelat besitzt. So mancher Zuhörer nahm staunend zur Kenntnis, wie verbreitet der verantwortliche Gendefekt ist. Statistisch betrachtet waren unter den ca. 350 Zuhörerinnen und Zuhörern mindestens 15 Träger dieses Gendefekts. Es wurde nicht nur über die etablierten Therapiemöglichkeiten, sondern auch über neue Wirkstoffe informiert, die u. a. am P2Y2-Rezeptor angreifen.

Der Beitrag zum Thema Lungenkrebs zeigte am Beispiel des VEGF- und EGF-Rezeptor-Inhibitors Vandetanib, dass zwar immer wieder neue Arzneistoffe zur Therapie getestet werden, diese jedoch kaum altbewährte Therapiemodelle wie das PE-Schema (Cisplatin + Etoposid) oder das ACO-Schema (Doxorubicin + Cyclophosphamid + Vincristin) ersetzen können. Ziel wird es sein, die klassischen Zytostatika-Therapien durch hochspezifische Wirkstoffe zu ergänzen, wobei allerdings auch eine noch feinere Diagnostik zu fordern ist.

Mit der chronischen Bronchitis und COPD machte die Gruppe um Talal Ikhwan auf zwei überwiegend in Industriestaaten vorkommende Krankheiten aufmerksam, die mit den derzeitigen Medikamenten zwar nicht heilbar sind, deren Progredienz jedoch bei konsequenter Behandlung deutlich verlangsamt werden kann.

Auch die ca. 15 Mio. Asthmapatienten Deutschlands fanden im Fertigarzneimittelseminar "ihren Platz". Hier wurde auf den fast tagesaktuell neuen Therapiestufenplan verwiesen, und es wurde der hohe Stellenwert der inhalierbaren Glucocorticoide für den Therapieerfolg betont.

Im anschließenden Vortrag wurde anhand klinischer Studien dargelegt, dass eine Compliance-unterstützende Beratung die Lebensqualität von Asthmapatienten verbessert. Hierbei spielt der Apotheker eine wichtige Rolle.

Probleme der Praxis

Beispielhaft für eine ganze Reihe arzneimittelinduzierter Symptome wurden Acetylsalicylsäure-Asthma und der durch ACE-Hemmer hervorgerufene trockene Reizhusten, der immerhin 5% der mit ACE-Hemmern behandelten Patienten quält, diskutiert. Es ist wichtig, die unerwünschten Reaktionen zu erkennen, um Abhilfe zu schaffen.

Bei der pulmonalen Applikation von Arzneistoffen ist in hohem Maße pharmazeutische Kompetenz gefragt. Die Studierenden demonstrierten die richtige Anwendung der Inhalatoren, die in der Beratung oft noch einen großen Schwachpunkt darstellt; darüber hinaus waren inhalative Antibiotika wie Tobramycin Inhalation Powder (TIP) und inhalierbares Heparin ein Thema.

Abschließend wagte die Gruppe um Bianca Fehlinger einen kritischen Blick auf die generische Substitution von Arzneistoffen am Beispiel von Theophyllin; die Kritik wurde besonders von den anwesenden Offizinapothekern mit Begeisterung vernommen.

Tatkräftig unterstützt wurden die Studenten sowohl von Professoren des Fachbereichs als auch von Gastprofessoren und der Hessischen Apothekerkammer, die dieses Seminar mit acht Fortbildungspunkten anerkannte. Für das leibliche Wohl, dem bei einem Ganztagsseminar natürlich kein unbedeutender Stellenwert zukommt, sorgte in Fortführung einer guten Tradition der Pharmagroßhandel Phoenix. Als Hauptsponsor trägt dieses Unternehmen entscheidend dazu bei, dass dieses erfolgreiche Lehr- und Lernmodul der Frankfurter Pharmazie in dieser Form überhaupt durchführbar ist.


Simone Kruse und Prof. Dr. Theo Dingermann

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