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- DAZ 44/2009
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Selbstmedikation
Antioxidanzien während Chemo- und Strahlentherapie?
Im vergangenen Jahr wurde von einer Forschergruppe vom Naval Medical Center in San Diego eine Studie publiziert, die sich mit der Wertung einer Supplementierung von Antioxidanzien während der Chemo- und Strahlentherapie befasst. Über die Wirkweise von Antioxidanzien während diesen Therapien gibt es – vereinfacht ausgedrückt – folgende Hypothesen:
- Sie nutzen dem Patienten, da das gesunde Gewebe durch die Radikalfänger geschützt wird.
- Sie schaden dem Patienten, da auch Krebszellen geschützt werden und somit durch die Therapie nicht zerstört werden.
Zu beiden Hypothesen gibt es positive und negative Studien.
Die Wissenschaftler werteten für ihre Einschätzung 25 randomisierte klinische Studien und Metaanalysen aus, 16 zum Einsatz von Antioxidanzien während der zytotoxischen Behandlung und neun zur Gabe von Radikalfängern während der Strahlentherapie. Verwendet wurden dabei vor allem die Antioxidanzien Vitamin E, Vitamin C, Beta-Carotin, Pentoxifyllin, Melatonin, Amifostin und Glutathion in unterschiedlicher Dosierung, teilweise als Monotherapie, teilweise in Kombinationen. Unterschiedliche und inhomogene Parameter – Studiendesign, Auswahlkriterien, statistische Power, Wahl der Studienendpunkte, Tumorentität, Interventionsdauer, Art und Dosis der eingesetzten Antioxidanzien, Therapieregime, Strahlungsintensität, verwendete Zytostatika – erschweren die summarische Beurteilung. In einigen Studien wird ein Benefit der komplementären Maßnahmen – häufig im Hinblick auf unerwünschte Wirkungen – gezeigt, andere berichten über eine Abnahme der Wirksamkeit einer radiologischen Intervention. Im Extremfall steht in derselben Studie einer beobachteten Abnahme unerwünschter Wirkungen ein vermindertes Gesamtüberleben gegenüber.
Wirkung diätetischer Antioxidanzien auf Krebszellen | |
beobachteter Effekt | möglicher Mechanismus |
verminderte Bildung von Karzinogenen | Modulation von Cytochrom P450, um so – einer karzinogenen Aktivierung vorzubeugen – durch eine vermehrte Bildung konjugierender Enzyme die Ausscheidung von Karzinogenen |
weniger DNA- Mutationen | verringerte Oxidation der DNA |
abgeschwächte Zellproliferation | Blockade wachstumsfördernder Signaltransduktionen durch – erhöhte Apoptose – gesteigerten Zellzyklusarrest – Hemmung der Proteinkinase-C |
verminderte Metastasierung | verringerte Zellmigration erhöhte DNA-Reparatur |
Primum non nocere
Schaden oder Nutzen einer begleitenden antioxidativen Therapie können den Autoren zufolge derzeit nicht definitiv bewertet werden. Aus den vorliegenden Daten kann allerdings die Empfehlung abgeleitet werden, dass während der Strahlentherapie keine hoch dosierten Antioxidanzien eingenommen werden sollten. Andererseits könnten sie bei einigen Chemotherapien den Therapieeffekt verstärken und/oder die Toxizität der Behandlung abschwächen. Bis diese Vermutungen untermauert werden, sollte aber gemäß dem Leitsatz primum non nocere auf die Gabe hochdosierter Antioxidanzien während der Therapie verzichtet werden. Neue Studien sind erforderlich, um der Komplexizität des Themas gerecht zu werden, das heißt, die Wirkung definierter Antioxidanzien muss bei einzelnen Tumorarten bei vergleichbarem Krankheitsstadium unter standardisierten Bedingungen untersucht werden.
Quelle
Lawenda B., et al.: Should supplemental antioxidant administration be avoided during chemotherapy and radiation therapy? J Natl Cancer Inst 100, 773 – 783 (2008).
Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
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