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Pro Generika kritisiert Compliance-Bonus für Apotheken

BERLIN (ks). Der sogenannte Compliance-Bonus, den der Bayerische Apothekerverein und die AOK Bayern für Apotheker, die AOK-Rabattarzneimittel abgeben, ausgehandelt haben, stößt bei den Generikafirmen auf Unverständnis. Der Geschäftsführer des Branchenverbandes Pro Generika, Peter Schmidt, sieht die bayerischen Apotheken durch die AOK Bayern instrumentalisiert und hält die Vereinbarung für einen Verstoß gegen das Heilmittelwerbegesetz.
So nicht Für Pro Generika-Geschäftsführer Peter Schmidt ist der Compliance-Bonus der AOK Bayern ein reiner Etikettenschwindel.

Foto: DAZ/Alex Schelbert

"Mit dem Vertrag gesteht die AOK Bayern zu, dass ihren Versicherten die neuen Rabattarzneimittel ‚schmackhaft‘ gemacht werden müssen. Die Kasse geht also selbst davon aus, dass ihre Versicherten die von ihr kontrahierten Arzneimittel nicht ohne Weiteres akzeptieren", erklärte Schmidt am 25. Mai in Berlin. Die AOK instrumentalisiere damit die 3000 bayerischen Apotheken, die ab 1. Juni pro abgegebenem Rabattvertragsarzneimittel eine gesonderte Vergütung von bis zu einem Euro pro Packung erhalten sollen (s. a. DAZ Nr. 21/2009, S. 42). "Damit verstoßen die Beteiligten unserer Meinung nach gegen das Heilmittelwerbegesetz, das die Gewährung und die Annahme von Zuwendungen für die Abgabe eines bestimmten Arzneimittels ausdrücklich verbietet", sagte Schmidt.

Etikettenschwindel

"Es gibt keinen Zweifel daran, dass Rabattverträge ohne das Engagement der Apothekerschaft nicht umgesetzt werden können", räumt der Pro Generika-Geschäftsführer ein. Die Apotheker schulterten auch die Hauptlast der Transaktionskosten – mindestens 650 Millionen Euro sind es dem Deutschen Apothekerverband zufolge. Schmidt hat daher Verständnis, dass sie eine "gewisse finanzielle Kompensation" für ihren Mehraufwand suchen. "Der Weg, den sie eingeschlagen haben, ist jedoch nicht nur rechtlich ein Irrweg". Offenkundig erwarte die AOK, dass die bayerischen Apotheken vor dem Hintergrund zu erwartender Boni noch stärker auf die Ärzte einwirken sollen, ihrerseits nur noch Rabattvertragsmedikamente zu verordnen – auch in den Fällen, in denen sie dies bislang aus medizinischen Gründen nicht getan haben. "Ein Bonus, der pekuniären Erwägungen Vorrang vor medizinischen Aspekten einräumt, schafft kein Vertrauen, er gefährdet es vielmehr" so Schmidt. Die Bezeichnung "Compliance-Bonus" ist für ihn daher auch ein "Etikettenschwindel". Der AOK gehe es "schlicht und einfach um Geld".

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