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Arzneimittel und Therapie
Keine Protonenpumpeninhibitoren für Clopidogrelpatienten
In einer kanadischen Fall-Kontroll-Studie mit 13.636 Patienten, die nach einem Myokardinfarkt Clopidogrel eingenommen hatten, erlitten 734 Patienten innerhalb von 90 Tagen einen Reinfarkt. Bei Patienten mit einem Protonenpumpeninhibitor in der Begleitmedikation war das Risiko für einen Reinfarkt signifikant erhöht (adjustierte Odds Ratio 1,27, 95% Konfidenzintervall 1,03 bis 1,57). Nicht erhöht war das Risiko bei Patienten, die Pantoprazol als Protonenpumpeninhibitor erhielten. Pantoprazol hat als einziger PPI keinen hemmenden Einfluss auf die Aktivität von CYP2C19. Eine retrospektive Kohortenstudie aus den USA untersuchte 8205 Patienten mit akutem Koronarsyndrom, die nach Entlassung aus dem Krankenhaus Clopidogrel eingenommen hatten. Das Risiko zu versterben oder wegen eines akuten Koronarsyndroms erneut stationär aufgenommen zu werden, war bei Patienten, die zusätzlich einen Protonenpumpeninhibitor erhielten (n = 5244, 63,9%) signifikant erhöht (adjustierte Odds Ratio 1,25, 95% Konfidenzintervall 1,11 bis 1,41). Die Autoren der kanadischen Studie schätzen, dass aufgrund der verbreiteten Anwendung von Clopidogrel in Kombination mit PPI 5 bis 15% der frühen stationären Wiederaufnahmen wegen Reinfarkten durch diese Wechselwirkung bedingt sein könnten.
Aufgrund der dargestellten Studienergebnisse spricht die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft folgende vorläufige Empfehlungen aus:
- Eine routinemäßige Verordnung von Protonenpumpeninhibitoren bei Patienten, die Clopidogrel erhalten, sollte unterbleiben.
- Bei einer dualen Hemmung der Thrombozytenaggregation mit ASS und Clopidogrel wird eine begleitende PPI-Gabe empfohlen, da durch die gleichzeitige Einnahme von ASS und Clopidogrel das Risiko für eine gastroduodenale Blutung von 1,8 bzw. 1,1 auf 7,1 erhöht wird.
- Um die Folgen der beschriebenen Interaktion zu vermeiden, sollte bei Indikation für die Gabe eines Protonenpumpeninhibitors Pantoprazol verordnet werden.
- Alternativ kommen H2 -Rezeptorantagonisten (z. B. Ranitidin, Famotidin) zur Prophylaxe gastrointestinaler Komplikationen in Betracht.
Quelle
Auszug aus: Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Drug Safety Mail 2009-062 vom 24. April 2009.
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