Feuilleton

Hanföl – ein wertvolles Naturprodukt*

Hanf ist eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt. Sie stammt ursprünglich aus Mittelasien und wird heute weltweit in warmen bis gemäßigten Zonen kultiviert. Zur Gewinnung des wertvollen Öles werden die Samen schonend gepresst. Hanföl ist dunkelgelb bis dunkelgrün mit einem nussigen, krautigen Geruch und Geschmack. Das Fettsäurenspektrum ist dem unserer Haut sehr ähnlich. Es zieht gut ein, besitzt sehr gute Gleiteigenschaften und macht die Haut weich und glatt. Es fördert die Zellneubildung, stärkt die Widerstandskraft und wirkt entzündlichen Prozessen entgegen. Hanföl darf nicht erhitzt werden, damit die einzigartige Zusammensetzung der Inhaltsstoffe erhalten bleibt.

Hanf (Cannabis sativa , Cannabaceae) ist ein einjähriges, ein- oder zweihäusiges Kraut und zählt auch in Mitteleuropa zu den ältesten Kulturpflanzen. Seine volkswirtschaftliche Bedeutung war früher immens: Die Fasern dienten zur Herstellung von Seilen, Bindfäden und Netzen, Segeltuch und grober Kleidung. Die Pflanze fand aber auch als Nahrungsmittel und in der Medizin Verwendung. So sollen Hanfpräparate von 1840 bis 1890 an zweiter Stelle der in den USA verordneten Medikamente gestanden haben. Mit ihnen wurden Müdigkeit, Husten, Rheumatismus, Migräne, Krämpfe und Depressionen behandelt.

1989: Das Jahr der Wende

Die seit dem frühen 19. Jahrhundert stark ansteigende Einfuhr von Baumwolle, später auch von Jute und Manila-"hanf" (Faser der Textilbanane Musa textilis) sowie die hierzulande produzierten Kunstfasern verdrängten zunehmend die Faserpflanze Hanf. Bestrebungen, den Anbau von Hanf wegen seines psychoaktiven Inhaltsstoffs Tetrahydrocannabinol (THC) zu verbieten, waren in vielen Ländern – so auch in Deutschland – erfolgreich und trugen zum weiteren Rückgang der wirtschaftlichen Bedeutung von Hanf bei. 1989 kam dann auch für den Hanf die "Wende". In diesem Jahr verfügte die Europäische Kommission in der Verordnung Nr. 1164/89, dass der Anbau von Faserhanf (Industriehanf) mit einem THC-Gehalt unter 0,2% von den Mitgliedstaaten legalisiert werden muss; die erlaubten Hanfsorten sind in einer Anlage der Verordnung gelistet. Seither stieg die Anbaufläche von Hanf wieder, insbesondere in Frankreich und Spanien, aber auch in Deutschland, wo die EU-Verordnung 1996 umgesetzt wurde (Tab. 1).

Tab. 1: Anbauflächen (ha) von Hanf (EU: nur Industriehanf)
Deutschland2.000
EU15.000
Marokko250.000

Hanfsamen und Hanföl

Die Nutzung der Hanfsamen war gegenüber der Nutzung der Fasern immer nur zweitrangig. Dennoch sind sie ernährungsphysiologisch und auch kosmetisch wertvoll.

Hanfsamen enthalten etwa 20% Eiweiß. Durch ein besonders ausgewogenes Verhältnis von Proteinen und essenziellen Fettsäuren stellen sie eine wertvolle Nahrungsquelle dar. Das Hanföl wird durch eine schonende Pressung der Samen gewonnen. Es ist dunkelgelb bis dunkelgrün und hat einen nussigen, krautigen Geruch und Geschmack.

Hanföl gehört zu den wertvollsten und gesündesten pflanzlichen Ölen. Hinsichtlich seiner Qualität ist es mit Sonnenblumen-, Soja-, Lein- und Rapsöl vergleichbar. Seine kosmetische Wirkung auf der Haut ist anderen Ölen – wie Avocado-, Mandel- oder Olivenöl – überlegen und kann außerdem die Pflegewirkung anderer Kosmetikrohstoffe erhöhen. Österreich war das weltweit erste Land, in dem man Hanföl in der Kosmetik einsetzte. Mittlerweile gibt es Haarshampoo, Lippenbalsam, Flüssigseife, Schaumbad, Körperlotion und Gesichtscreme mit Hanföl.

Im Fettsäurenspektrum von Hanföl beträgt das Verhältnis von Linolsäure zu α-Linolensäure etwa 3:1 (Tab. 2). Als ernährungsphysiologisch optimal gilt ein Verhältnis von 4:1. Daneben finden sich Begleitstoffe wie Phytosterine, darunter vor allem Sitosterin, die als wesentliche Bestandteile der Hautbarriereschicht den transepidermalen Wasserverlust (TEWL) verringern und die Lipidlayer intakt halten, aber auch Vitamine, Carotinoide und Chlorophyll.

Ein DC-Vergleich zeigt relativ konstante Fettsäurenmuster von Hanfölen, die sich mit dieser Methode auch von anderen Ölen unterscheiden lassen (s. Kasten).

Tab. 2: Fettsäuren im Hanföl (in %)
Palmitinsäure (16:0)5 – 8
Stearinsäure (18:0)2 – 4
Ölsäure (18:1)10 – 16
Linolsäure (18:2)50 – 70
α-Linolensäure (18:3, ω-3)15 – 25
γ-Linolensäure (18:3, ω-6)2 – 4

Einsatz in der Kosmetik

Hohe Gehalte an γ-Linolensäure wirken entzündungshemmend bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis. Weitere Anwendungen findet Hanföl bei fetter Haut, Akne, aber auch trockener und rauer Haut. α-Linolensäure verleiht dem Hanföl stark regenerierende Eigenschaften, sodass es sowohl bei trockener als auch bei reifer Haut eingesetzt werden kann. Ein hoher Gehalt an antioxidativ wirksamem γ‑Tocopherol (0,1 mg/g) gibt dem Öl zwar einen gewissen Eigenschutz, eine Mischung mit oxidationsstabilen Ölen ist jedoch von Vorteilen. Empfohlen wird z. B. eine Mischung mit dem außerordentlich oxidationsstabilen Marulaöl vom afrikanischen Marulabaum (Sclerocarya birrea , Anacardiaceae). Es enthält etwa 75% Ölsäure, 11% Palmitinsäure, 7% Stearinsäure und mehr als 0,2 mg/g γ‑Tocopherol. So wird nicht nur das Fettsäurenspektrum hervorragend ergänzt, sondern auch das Hanföl stabilisiert.

Im Hautgefühl ist Hanföl dem Öl der Wildrose ("Rosa mosqueta", vor allem in Chile aus den Hagebutten von Rosa rubiginosa gewonnen) sehr ähnlich: Es zieht schnell ein und macht die Haut ausgesprochen glatt und weich.

Dünnschichtchromatogramme

Stationäre Phase: HPTLC-RP-18 F254s (Art. 13724, Merck) 10 x 10 cm

Vorwaschen der Schicht mit Aceton

Mobile Phase: Dichlormethan - Essigsäure - Aceton (20:40:50, v/v)

Kammertyp: Camag-Doppeltrogkammer, 10 x 10 cm

Trennstrecke: 7 cm

Probenlösung: 10 µl verschiedener Öle in 2 ml Dichlormethan

Auftragevolumen: je 4 µl, bandförmig 8 mm

Nachweis: Molybdatophosphorsäure, 250 mg/50 ml Isopropanol (frisch zubereiten), Tauchen und anschließendes Erhitzen bei 100 bis 120 °C bis zur optimalen Färbung von blauen Banden auf gelbem Untergrund

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Verschiedene Hanföle (Bahnen 2 bis 4) und andere Pflanzenöle: Weizenkeimöl (1), Hanf Körperöl Taoasis (2), Hanföl Sanitas (3), Hanföl Rapunzel (4), Olivenöl Kreta (5), Distelöl Vita D'or (6).

Nicht in die heiße Pfanne!

Da Hanföl – wie z. B. auch Leinöl – wegen seines hohen Anteils an mehrfach ungesättigten Fettsäuren relativ leicht 

oxidiert, d. h. ranzig wird, darf es keinen hohen Temperaturen ausgesetzt werden. Es ist deshalb auch nicht zum Braten geeignet.

Experten sagen voraus, dass die Nachfrage nach Hanföl und anderen Hanfprodukten künftig deutlich steigen wird.

 

Autoren

Dr. Rita Richter 
RiRichter@gmx.de

Dr. Hans-Peter Hanssen 
hans-peter.hanssen@hamburg.de

 

Internet

Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung www.ble.de, suche hanf
Deutscher Hanf Verband hanfverband.de
Naturkosmetik www.olionatura.de
* Frau Dr. Angelika Koch, Hamburg, zum Geburtstag am 29. April gewidmet.

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