Westf.-lipp. Apothekertag

"Wir brauchen mehr Apotheker"

DAZ Herr Friese, der 2. Westfälisch-lippische Apothekertag ist vorüber. Sind Sie zufrieden mit der Beteiligung und dem Ablauf des Apothekertags?

Friese: Mit rund 1200 Teilnehmern an diesem Apothekertag sind wir sehr zufrieden. Ich denke, wir haben eine sehr gute Mischung aus Fortbildung und Geselligkeit für Gespräche unter Kolleginnen und Kollegen gefunden. Wir konnten 50 Aussteller gewinnen auf etwas mehr als 800 qm Fläche. Und wir konnten ein attraktives Rahmenprogramm anbieten, einen Besuch im Varieté-Theater, das mit seinen 320 Plätzen ausverkauft war. Vor diesem Hintergrund werden wir ganz sicher auch in 2011, also im zweijährigen Rhythmus, einen Westfälisch-lippischen Apothekertag am zweiten Wochenende im März anbieten. Da es für uns als Kammer ein großer Aufwand ist, eine solche Veranstaltung mit unseren Mitarbeitern, die diese Arbeit zusätzlich auf sich nehmen, durchzuführen, bleiben wir dabei, sie alle zwei Jahre abzuhalten.

DAZ Im vergangenen Jahr machte im Kammerbereich Westfalen-Lippe das Schlagwort der Zwangsfortbildung die Runde, d. h. nicht nur eine Verpflichtung zur Fortbildung, sondern die mögliche Einführung einer Fortbildungspflicht. Das führte zum Teil zu heftigen Meinungsauseinandersetzungen. Wo steht diese Diskussion heute?

Friese: Wir sahen es in der Kammerversammlung als nur kleinen Sprung, von der Verpflichtung, wie wir sie heute schon im Heilberufsgesetz von Nordrhein-Westfalen haben, zur Pflicht mit Dokumentation und Nachweis der Fortbildung. Angedacht war, die Pflicht nur im Ereignisfall abzuverlangen, also nur in den Fällen, in denen jemand bei Testkäufen im Beratungsfall mehrmals versagt hat. Wir haben dies dann allerdings nach mehreren Diskussionen zurückgestellt. Stattdessen haben wir am 19. November 2008 in der Kammerversammlung mit überwiegender Mehrheit ein Qualitätsbekenntnis zur Fortbildung verabschiedet. Dieses Qualitätsbekenntnis haben wir dann allen Kammermitgliedern in unserem Mitteilungsblatt kommuniziert. Dadurch haben wir eine Sensibilisierung für dieses Thema, eine Aufbruchstimmung erreicht. Wir haben dann Mechanismen eingeführt, wie sich diese Verpflichtung leicht dokumentieren lässt, beispielsweise durch eine Online-Buchführung der Fortbildungspunkte. Als einziger Kammerbereich haben wir auch eine Online-Fortbildung eingeführt. Man kann sich für die Apotheke auch einen Coach bestellen, der mit dem Team beispielhaft die Beratung bei OTC-Wünschen der Kunden durchspielt.

DAZ Werden hier auch die "soft-skills" angesprochen und trainiert, also die Fähigkeiten, wie man sein Wissen im Beratungsgespräch optimal einsetzt?

Friese: Ja, das halten wir für ganz wichtig. Denn es nutzt nicht nur, ein Wissen zu haben, sondern man muss auch wissen, wie man es überbringt. Es kommt darauf an, wer als Kunde vor einem steht und wie man diesen dann so informiert, dass er es versteht. Das Kommunikationstraining wird bei uns sehr groß geschrieben, wir bieten es in Seminarform an.

Mit der Ausweitung unserer Fortbildungsveranstaltungen haben wir einen enorm großen Erfolg: in den ersten beiden Monaten Januar und Februar gingen bereits 18.000 Anmeldungen für Fortbildungsveranstaltungen im ersten Halbjahr ein, das sind bereits jetzt so viele, wie sich im gesamten vergangenen Jahr angemeldet hatten. Hier sind diejenigen, die sich online fortbilden, noch nicht mit eingerechnet.

DAZ Zurück zum Apothekertag und seinem Motto: "Zukunft des Apothekers – Apotheke der Zukunft". Wo sehen Sie die Zukunft für den Apotheker und die Apotheke?

Friese: Wir müssen die demographische Entwicklung sehen: die Menschen werden älter und benötigen mehr Arzneimittel. Zweitens: wir werden verfeinerte Diagnosen bekommen. Drittens: im Arzneimittelbereich wird zunehmend geforscht für mehr Lebensqualität im Alter. Wir werden komplexere Arzneimittel und Darreichungsformen bekommen, die dem Patienten erklärt werden müssen. Als vierten Punkt nenne ich das System, in dem wir uns befinden, das durch das Hamsterrad des Wettbewerbs gekennzeichnet ist. Wir lehnen Wettbewerb nicht ab, aber wir kämpfen dagegen, dass heute nur der Preis eine Rolle spielen soll. Und fünftens: als Apotheker wollen wir uns weiterentwickeln. Aus diesen Punkten lässt sich das Anforderungsprofil für unsere Zukunft ableiten: Die Gesellschaft braucht uns vermehrt in der Zukunft, wir brauchen mehr Apotheker. Wir müssen dafür sorgen, dass das Arzneimittel vom Patienten richtig angewendet wird. In unserer Öffentlichkeitsarbeit müssen wir vermitteln: Wir sind der unabhängige Lotse für den Patienten im Arzneimittelbereich.

DAZ Glauben Sie, die Politik weiß schon, was wir alles leisten, leisten können und wollen?

Friese: Da mag es sicher noch Defizite geben. Auf der anderen Seite: die beste Öffentlichkeitsarbeit, die wir leisten, ist die, dass wir uns bei jedem Bedienvorgang gut aufstellen und korrekt unsere Aufgaben erfüllen. Jeder von uns muss dies leben.

DAZ

Herr Friese, vielen Dank für das Gespräch.

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