Schwerpunkt Allergie

Hilfen für Heuschnupfenpatienten

Auch wenn Niesen, laufende oder verstopfte Nase, juckende oder tränende Augen zu den Leitsymptomen des Heuschnupfens gehören, gibt es individuell unterschiedlich ausgeprägte, weitere Beschwerdebilder, die durch den Heuschnupfen begründet sind, wie Lichtempfindlichkeit, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Reizbarkeit, Kopfschmerzen, Juckreiz in Ohren und Mundraum bis zu verändertem Hör- und Riechvermögen. In jedem Fall kann der Heuschnupfen den Alltag sehr stark beeinträchtigen. Mit entsprechenden Verhaltensstrategien können Heuschnupfengeplagte lernen, trotz ihrer Erkrankung den Alltag in Beruf und Freizeit zu bewältigen und den Etagenwechsel zu allergischen Bronchialerkrankungen zu vermeiden. 

Entscheidend dafür ist vor allen Dingen die richtige und sinnvolle Anwendung der verschiedenen Arzneimittel. Durch die Entwicklung neuer Arzneistoffe ist es möglich geworden, die Therapie des Heuschnupfens sicher zu handhaben, vorausgesetzt, die Arzneistoffe sind dem tatsächlichen Bedarf angepasst und die Arzneiformen werden richtig angewandt.

Supplementation von Zink

Zusätzliche Gaben von Zink scheinen das Entzündungsgeschehen positiv zu beeinflussen [3]. Der Allergologe Prof. Rudolf Schopf von der Uniklinik in Mainz hat darauf hingewiesen, dass das Spurenelement Zink die allergische Entzündung und damit die Symptomatik sowohl in der akuten Phase als auch im chronischen Verlauf deutlich mildern kann. Komplett beseitigen lässt sich ein einmal ausgebrochener Heuschnupfen allerdings auch mit Zink nicht.

Heuschnupfenallergiker können unter ihrer Pollenallergie eine Kreuzallergie mit Nahrungsmitteln entwickeln. Für die großen Gruppen der Pollen frühblühender Bäume, der Beifußpollen und der Gräser-/Getreidepollen sind Kreuzallergien mit Nahrungsmitteln bekannt und in Tabelle 1 gegenübergestellt [1].

Tab. 1: Kreuzreaktionen zwischen Pollenallergien und Nahrungsmitteln
Allergien
Kreuzallergien
Bemerkungen
Pollen frühblühender Bäume
(Birke, Erle, Hasel)
Nüsse, Obstsorten der Familie der Rosengewächse wie Apfel (roh), Aprikose (roh), Kirsche, Mandel, Pfirsich (roh), Pflaume (roh), Zwetschge (roh); Karotte (roh), Sellerie, selten Kiwi, Litschi, Avocado
Bei Sellerieallergie können auch Kreuzreaktionen mit Lippenblütlern wie Basilikum, Majoran, Oregano, Thymian oder Doldenblütlern wie Anis, Dill, Fenchel, Koriander, Liebstöckel und Karotten vorliegen.
Beifußpollen (gilt als Leitallergen der Gewürz- und Kräuterallergien)
Vertreter der Familie der Pfeffergewächse wie grüner und schwarzer Pfeffer;
Vertreter der Familie der Nachtschattengewächse wie Chili, Tomate, Paprika; Sellerie;
Vertreter der Familie der Doldengewächse wie Karotte, Fenchel, Anis, Koriander, Liebstöckel, Kümmel, Petersilie, Dill;
Vertreter der Familie der Lippenblütler wie Basilikum, Majoran, Oregano, Thymian; Vertreter der Familie der Korbblütler wie Chrysanthemen, Löwenzahn, Kamille; Kiwi, Mango
Gräser-/Getreidepollen
Tomate, Pfefferminze, Sojabohnen, Erdnüsse, selten auch Roggen- oder Weizenmehl, Bananen

 

Genauso individuell wie Heuschnupfenpatienten von pollenassoziierten Nahrungsmittelallergien betroffen sein können, gestalten sich auch die Ernährungsempfehlungen. Wenn die pollenassoziierten Nahrungsmittelallergien nur in der Pollensaison auftreten, ist ein ganzjähriger Verzicht auf diese Nahrungsmittel oft nicht notwendig. Patienten profitieren von einer Aufzeichnung in ihrem Kalender oder Tagebuch, wenn die Heuschnupfensymptome sich nach dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel verändern. Je nach Verarbeitungsgrad der Lebensmittel kann sich die Struktur des Nahrungsallergens wandeln. Viele pflanzliche Nahrungsallergene sind hitzelabil, d. h. rohe Nahrungsmittel machen zwar Beschwerden, gekocht werden sie aber gut vertragen. Auch auf Honig kann man allergisch reagieren. Pollenrückstände besonders von Löwenzahn, Raps und Klee können Heuschnupfensymptome verschlechtern. Häufiger reagieren aber Bienengiftallergiker auf den Genuss von Honig mit allergischen Symptomen.

Viele nützlicheVerhaltenstipps

Mit einem ganzen Katalog von Verhaltenstipps können sich Heuschnupfenpatienten in der Hochzeit ihrer Pollensaison ihren Alltag erleichtern. Im Beratungsgespräch der Apotheke steht sicher die Förderung der Arzneimittelcompliance im Vordergrund. Doch gibt es viele weitere nützliche Tipps, die den Betroffenen Erleichterung verschaffen können (s. Kasten Verhaltenstipps) [1].

Die Bodenbeläge in der Wohnung scheinen für Hausstauballergiker eine größere Bedeutung zu haben als für Pollenallergiker. Da der Staub auf glatten Böden stärker aufgewirbelt wird, sollten diese Böden am besten täglich gesaugt und gewischt werden. Teppichböden mit kurzem Flor halten den Staub stärker bis zum nächsten Staubsaugen fest. Staubsauger mit Staubsaugerbeutel sind günstiger als Staubsauger mit auswaschbaren Staubbehältern, da bei der Entleerung dieser Geräte viel Feinstaub aufgewirbelt wird. Bei der Auswahl der Bodenbeläge sollten generell schadstoffarme Produkte gewählt werden. Estriche, Bodenkleber, Fugenmaterial, Versiegelungen oder Schadstoffausgasungen aus den verschiedenen Bodenmaterialien können die Innenräume stark belasten und auch Heuschnupfenpatienten beeinträchtigen.

Auch verschiedene Naturmaterialien können Heuschnupfensymptome verstärken. Auslöser sind häufig Terpene wie Pinene und Limonen, die in Hausmitteln wie Kamillenbädern und Bonbons, aber auch als Geruchs-, Geschmacks- und Gewürzstoffe in Kosmetika und Lebensmitteln Verwendung finden. Terpenlösungsmittel finden sich in Naturfarben und -lacken, in Haftklebern, Beschichtungsmaterialien, Wachsen und Polituren. Weitere, natürliche Emissionsquellen sind Holzmöbel. Terpene finden sich auch in den etherischen Ölen von verschiedenen Pflanzen.

Um Innenräume von allergieauslösenden Stoffen zu reinigen, können Raumfilter eingesetzt werden. Diese Filter können sehr effektiv sein, wenn die Filterkapazität zur Raumgröße passt. Die Luftreiniger sollten aus einem Hepa-Filter aus Glasfasern bestehen. Zum Filtern der Luft wird eine Pumpe eingeschaltet, die einen gewissen Druck aufbaut. Damit werden die Geräte allerdings laut. Sie sind dann sinnvoll eingesetzt, wenn bei bestehender Tierhaarallergie das Tier gerade abgeschafft wurde. Bei Pollen richtet sich die Schwebfähigkeit nach Größe und Gewicht der Pollenarten. Ein Luftfilter kann bei sehr starken Beschwerden eine sinnvolle Ergänzung sein [1]. In vielen Fällen können Pollenschutzgitter vor den Fenstern die Pollenkonzentration im Wohnraum deutlich senken. Tägliches Staubsaugen mit Geräten mit Hepa-Filtern oder Wischen, das Ablegen pollenbelasteter Kleidung außerhalb des Schlafzimmers und Nichtrauchen können die Innenraumbelastung soweit senken, dass Atemprobleme deutlich gelindert werden.

 

Die gleichen Hinweise gelten auch für den Aufenthalt in Büros. Verstärkte Heuschnupfenbeschwerden bei der Bürotätigkeit jeweils montags werden besonders dann beklagt, wenn im Büro eine Klimaanlage betrieben wird. Da Klimaanlagen oft am Wochenende abgeschaltet werden, kann es montags zu einem erhöhten Ausstoß an Sporen, vor allem Schimmelpilzsporen, kommen und bei Patienten besonders mit Schimmelpilzallergie zu stärkeren Beschwerden führen [1].

Das richtige Lüften auch im Büro ist von verschiedenen Faktoren abhängig wie Lage und Form des Raumes, Anzahl und Beschaffenheit der Fenster, Witterung, Anzahl der Personen oder die Schadstoffbelastung im Raum. Kurzes Stoßlüften in Absprache mit den Kollegen führt zu raschem Luftaustausch. Querlüftung reduziert deutlich die Lüftungszeiten.

In den Monaten Mai bis September leiden aber nicht nur Pollenallergiker an der frischen Luft unter Heuschnupfensymptomen. Auch Schimmelpilzallergiker mit einer Sensibilisierung auf Alternaria-Sporen können beim Aufenthalt im Freien Heuschnupfensymptome zeigen. Alternaria-Sporen finden sich nicht nur im Innenraumbereich im Staub, an feuchten Wänden und Tapeten, in Textilien oder Blumenerde, ihr Auftreten ähnelt von Mai bis September auch dem Gräserpollenflug [1]. Betroffene Patienten profitieren deutlich von einer spezifischen Hyposensibilisierung. Auch Insekten können Inhalationsallergien auslösen. Zu dieser Gruppe gehören echte Fliegen, Taufliegen, Schmeißfliegen, Buckelfliegen und Stechmücken.

Der Aufenthalt von Heuschnupfenpatienten an der frischen Luft kann also sehr stark beeinträchtigt sein. Deshalb werden diese Patienten ihren Urlaub auch unter den Aspekten ihrer Krankheit planen. Dazu gehören die in dem Kasten "Urlaubsplanung für Allergiker" aufgelisteten Fragestellungen [1]. Die Relevanz dieser Aspekte wird jeder Heuschnupfenpatient entsprechend dem Schweregrad der Krankheitssymptome ausloten müssen. Aber sie zeigt auch, dass Heuschnupfen viel mehr als "harmlos" und "lästig" ist.

Die Betroffenen sind dankbar für jede Anregung, die den Alltag erleichtert. So ist also die Beratung in der Apotheke weit mehr als das Erklären pharmazeutischer Aspekte der Arzneitherapie. An diesem Krankheitsbild zeigt sich deutlich, dass die Apotheke wirklich ein Stück Lebenshilfe leisten kann.

Prävention im Kindesalter

Auch wenn man sich nicht zu 100% vor Allergien schützen kann, gibt es doch einige Empfehlungen, das Allergierisiko besonders für Kinder zu senken. In klinischen Studien konnte gezeigt werden, dass dieses Risiko bei Umsetzung entsprechender Maßnahmen um die Hälfte zu reduzieren ist. Daraus ergeben sich entsprechende Leitlinien zur Allergieprävention [2], die im Beratungsgespräch besonders mit werdenden und jungen Müttern einfließen sollten (s. Kasten). Alle Kinder, auch allergiegefährdete, sollten nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) geimpft werden. Denn aus vorliegenden Studien kann nicht gefolgert werden, dass sie das Risiko für diese Erkrankungen erhöhen [2].

Eine frühzeitige unspezifische Immunstimulation kann vor der Entwicklung allergischer Erkrankungen schützen. Hierzu zählen eine ländliche Wohnumgebung, der Besuch der Kindertagesstätte in den ersten zwei Lebensjahren und eine größere Geschwisterzahl. Dagegen erhöhen Verkehrsemissionen, vor allem Dieselruß, eine hohe Schadstoffbelastung der Innenraumluft sowie ein erhöhter BMI-Index das Risiko zur Ausprägung allergischer Erkrankungen.


Literatur
[1] Allergie und Asthma, Deutscher Allergie- und Asthmabund Trias Verlag 2004
[2] Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften, Leitlinie Allergieprävention
[3] Wagner H: Hausapotheke für Pollenallergiker. 7. April 2007; www.pb-hw.de,

 

Anschrift der Verfasserin

 

Dr. Sabine Gohlke

Kranich-Apotheke Hönow

Mahlsdorferstr. 61

15366 Hoppegarten

  • Informieren Sie sich in den Medien über die aktuelle Pollenflug-Situation.
  • Begrenzen Sie Ihren Aufenthalt an der frischen Luft, wenn Sie bei feuchtwarmem Wetter oder auch bei starkem Wind verstärkt unter Heuschnupfen leiden. In dieser Zeit verbreiten sich die Pollen noch schneller.
  • Vermeiden Sie in der Pollensaison anstrengende Betätigungen wie Sport oder Gartenarbeit. Bei körperlicher Anstrengung atmen Sie tiefer ein und nehmen so vermehrt Pollen auf. Halten Sie den Rasen so kurz, dass die Gräser nicht zur Blüte kommen. Im Zweifelsfall muss ein anderes Familienmitglied den Rasen mähen.
  • Schließen Sie Fenster und Türen. Dies gilt für zu Hause – besonders für die Nacht – genauso wie für die Fahrt im Auto. Viele Autos sind bereits mit einem Pollenfilter ausgestattet. Er hält den Fahrzeuginnenraum "sauber" und sollte alle ein bis zwei Jahre gewechselt werden. Autos, die bisher keinen Pollenfilter besitzen, können im Fachhandel nachgerüstet werden.
  • Lüften Sie die Wohnung in der pollenflugarmen Zeit. Die größte Pollenausschüttung erfolgt auf dem Land in den frühen Morgenstunden zwischen 4.00 und 6.00 Uhr. In ländlichen Gebieten sollten daher die Fenster in dieser Zeit geschlossen bleiben. Die beste Zeit zum Lüften ist hier abends zwischen 19.00 und 24.00 Uhr. In städtischen Gebieten steigt gerade in den Abendstunden die Pollenkonzentration und ist in den Morgenstunden zwischen 6.00 und 8.00 Uhr am geringsten, so dass in der Stadt am besten morgens gelüftet wird.
  • Pollen, die sich in der Wohnung bereits auf Flächen/Böden abgesetzt haben, sollten Sie möglichst feucht aufwischen.
  • Der in Allergiker-Haushalten verwendete Staubsauger sollte einen speziellen Feinstaubfilter (Hepa-Filter, High efficiency particulate air-Filter) enthalten. Auch sollte die Filtertüte mindestens alle zwei Wochen ausgetauscht werden. Wenn es sich vermeiden lässt, sollte der Allergiker nicht selber saugen und möglichst nicht anwesend sein, wenn gesaugt wird.
  • Waschen Sie sich vor dem Zubettgehen die Haare, aber bürsten Sie sie nicht vorher kräftig aus. So entfernen Sie einen Großteil der Pollen, die sich am Tag im Haar festgesetzt haben. Verwenden Sie lauwarmes Wasser, um die Haare und die Kopfhaut nicht zu stark zu entfetten. Sonst entsteht erneut quälender Juckreiz.
  • Die tagsüber getragene Kleidung soll aus dem Schlafzimmer verbannt werden.
  • Brillenträger sollten regelmäßig Gläser und Gestell reinigen.
  • Spülen Sie Ihre Nase regelmäßig mit Salzlösung. Eine Nasendusche ist dabei sehr hilfreich. Dadurch werden die lästigen Pollen aus der Nase hinausbefördert.
  • Legen Sie Ihren Urlaub möglichst in die Zeit, in der zu Hause die meisten Pollen fliegen. Richten Sie, wenn möglich, Ihre Urlaubsplanung an der Hochzeit des Pollenflugs an Ihrem Wohnort aus und entfliehen Sie in dieser Zeit in pollenarme Gebiete. Empfehlenswert ist das Hochgebirge, weil hier die Pollenbelastung deutlich geringer und kürzer ist. Auch Küstengebiete oder Hochsee-Inseln können als "Zufluchtsort" geeignet sein. In jedem Fall sind aber regionale Besonderheiten bezüglich der beheimateten Pflanzen und der Blühperioden zu beachten. Nützlich sind auch hier die Pollenflugvorhersagen.

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