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Westf.-lipp. Apothekertag
Die Zukunft im Blick
Er hatte alles, was ein guter Kongress braucht. Auch gute Grußworte, die Kammerpräsident Hans-Günter Friese, die Bürgermeisterin von Münster, Karin Reismann, und Dr. Ulrich Krötsch, der Präsident der Bundesapothekerkammer, überbrachten. Die Apotheke hat Zukunft, davon waren alle überzeugt, aber sie muss sich den neuen Trends und Anforderungen unseres Gesundheitswesens stellen. Der Apotheker ist zwar Heilberufler und Kaufmann in einer Person, aber die Zukunft wird pharmazeutisch entschieden.
Laumann hält nichts von Fremdbesitz
Selbst der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann ließ es sich nicht nehmen, in seinem Statement auf die Bedeutung der Apotheken hinzuweisen. Apotheken sind für ihn eine starke Säule für ein leistungsfähiges Gesundheitssystem: "Information und Beratung der Patientinnen und Patienten sind dabei wichtig, sie sind aber nicht zum Nulltarif zu haben. Deshalb dürfen wir kein System zulassen, bei dem die einen Apotheken gute Beratung leisten, andere aber Arzneimittel ohne notwendige Beratung abgeben – denn dies ist kein Wettbewerb, sondern Rosinenpickerei!" so der Gesundheitsminister. Und genauso deutlich sagte er: "Ich halte auch nichts vom Fremdbesitz von Apotheken, denn ich bin mir sicher, dass eine interessenunabhängige, qualitätsgesicherte und professionelle Arzneimittelversorgung rund um die Uhr am besten durch die inhabergeführte Apotheke gewährleistet wird." Umrahmt wurden die Grußworte vom zehnjährigen Münsteraner Pianisten Jun-Ho Gabriel, der auf dem besten Weg ist, ein großer Klavierspieler zu werden.
Gut gewählt war der Einstiegsvortrag: Er brachte Motivation und Hilfe, um die eigene Persönlichkeit als Stärke auszubauen. Managementtrainer und Karateweltmeister Jörg Gantert zeigte Wege, wie man in sich ungeahnte Energiequellen entdeckt und seine Leistungsfähigkeit und innere Zufriedenheit erhöhen kann. Nach dem Vortrag sollten die Zuhörer beispielsweise in der Lage sein, mit Widerständen gestärkt und konstruktiv umzugehen.
Ausgewählte Fachvorträge
Das Programm der Fachvorträge war bestens ausgewählt und zusammengestellt. Es ging um die Lösung von Arzneimittelproblemen und Interaktionen (Prof. Heyo K. Kroemer), das Medikationsmanagement bei Psychopharmaka (Prof. Dr. Martin Schulz), die Impfungen gegen und eine mögliche Ausrottung von Infektionskrankheiten (Prof. Dr. Thomas Weinke) sowie um die Diagnostik und Therapie des Schwindels (Prof. Dr. Michael Strupp). Dr. Frank Diener von der Treuhand Hannover stellte die Erfolgsfaktoren der inhabergeführten Apotheke vor: die pharmazeutisch hochwertige, kundenorientierte und teambewusste Unternehmensnavigation.
Die Berufsgruppe der PTA kam ebenfalls nicht zu kurz. Sie hörten ein Referat über Testkäufe und wie man sie souverän meistert (Karin Berger), einen Vortrag zum Thema Herz-Kreislauf-Gesundheit (Dr. Horst-Günter Klar), über Ernährung (Dr. Constanze Schäfer) und Inkontinenz (Rugard Hovermann).
2011 der nächste westf.-lipp. Apothekertag
Und auch ein ordentliches Rahmenprogramm fehlte nicht. Das Varieté GOP in Münster war am Samstagabend fest in Pharmazeutenhand und entführte alle nach Bella Italia mit viel Spaß und Akrobatik und einem feinen italienischen Dreigang-Menü.
Wie die Vizepräsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, Gabriele Regina Overwiening, ankündigte, wird es auch einen 3. Westfälisch-lippischen Apothekertag geben, nämlich in zwei Jahren am 12. und 13. März 2011 in Münster.
Randnotiz
Kein westfälisch-läppischer Apotag
Er hat das Zeug zu einer Dauereinrichtung, dieser Apothekertag in Münster. Und dabei ist er auch noch gut und professionell gemacht. Ja, sogar handgemacht von den Kammermitarbeitern. Im Maggi-Kochstudio hieß dies früher immer "Mit Liebe gekocht". Und das merkt man.
Die Pharmazeuten und PTAs kamen in Scharen und holten sich gerne ihre 16 Fortbildungspunkte ab. Gute Vorträge, nette Ausstellung, ausreichend Zeit zwischen den Vorträgen zum Diskutieren und Klönen. Das kommt an.
Dazu ein Rahmenprogramm mit Superlativen. Die über 320 Plätze des Münsteraner Varietés GOP waren von Pharmazeuten besetzt. Sie durften – das war der erste Höhepunkt des Abends – einen singenden Kammerpräsidenten erleben, der das Hohe Lied auf die westfälischen Frauen sang. A cappella, also ohne Musikbegleitung, einfach so. Dafür konnte er tobenden Applaus melken. Das Programm, eingebettet zwischen drei kulinarischen Gängen, nahm sich Bella Italia als Motto: mit dem Weltklasse-Clown Fumagalli und zahlreichen schwindelerregenden Akrobatik- und Equilibristik-Nummern aus Italien sowie dem Komiker und Sänger Riccardo Mancini, der sogar Luciano Pavarotti wieder auferstehen ließ. Als Zugabe machte ein Akrobat auf den Köpfen zweier Varietébesucher (die mutigen Helden seien hier erwähnt und gewürdigt: Frank Diener und Ralf Overwiening) einen Handstand. Ansonsten war es vor allem für die an den vordersten Tischen Sitzenden ein besonders feucht-fröhlicher Abend – nicht weil sie besonders viel Wein abbekommen haben, sondern weil sie als Zielscheibe für Fumagallis Wasserspucknummer herhalten mussten.
Alles in allem: Wer in Münster dabei war, wird seine Punkte und sein Wissen gut vermehrt haben. Er weiß, da war nichts läppisch, sondern alles ein ehrliches westfälisch-lippisches Produkt. diz
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