Gesundheitswesen

Apotheker als Gesundheitsförderer

Als Teil von Public Health und im Sinne der Gesundheitsförderung wollen schwedische Apothekerinnen und Apotheker ihre Aufgaben vermehrt wahrnehmen. Zu diesem Ergebnis kam eine aktuelle Studie, die die Einstellung der Apothekerinnen und Apotheker zur Gesundheitsförderung untersuchte1. Um diese für die öffentliche Gesundheit wichtige Entwicklung voranzutreiben, ist weitere Unterstützung sehr wichtig.

Gesundheitsförderung ist ein international von den WHO-Staaten entwickeltes Konzept zur Stärkung der gesundheitlichen Ressourcen des Einzelnen und der Bevölkerung insgesamt (sog. "Ottawa Charta 19862 "). Die Menschen sollen durch ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit und durch die Beeinflussung der entscheidenden Determinanten zu einer Stärkung ihrer Gesundheit befähigt werden ("Empowerment"). Während sich die Prävention an den Krankheitsursachen orien-tiert, beschäftigt sich die Gesundheitsförderung mit den Faktoren, die die Gesundheit positiv beeinflussen. Zu den wichtigsten Handlungsfeldern der Gesundheitsförderung gehören neben der Kompetenzstärkung des Einzelnen die Berücksichtigung gesundheitlicher Aspekte in allen Politikfeldern und die anwaltschaftliche Vertretung von Benachteiligten in diesem Bereich. Auch die Vernetzung von Gesundheits- und Sozialdiensten, Betroffenen und ihren Organisationen und der Politik sowie die Fokussierung der Gesundheitsdienste auf Ziele der Gesundheitsförderung werden als wichtig erachtet.

Schwerpunkte: Vernetzung und Empowerment

Die schwedischen Kollegen setzen vor allem an zwei Punkten an: Vernetzung mit anderen Gesundheitsberufen und Beratung der Patienten auf der Grundlage des Konzepts der Gesundheitsförderung. Bei der Beratung versuchen sie den Lebensstil und das Lebensumfeld mehr als bisher zu berücksichtigen. Durch einen gleichberechtigten Informationsaustausch zwischen dem Fachexperten und dem Patienten als Experten seiner selbst und seiner Lebenssituation soll der Mensch in die Lage versetzt werden, seine Lebensgewohnheiten gesundheitsorientiert zu verändern. Der Gedanke des Empowerments wird hier aufgegriffen.

In einem ersten Projekt im Jahr 2004, dem sog. "Year of Health", wurden in einigen ausgewählten Apotheken sog. Health Points errichtet. Den Kunden konnten dort nicht nur "health products" und Gesundheitsmaterialien angeboten werden, sie erhielten zudem die Möglichkeit, gezielt gesundheitsbezogene Fragen an Fachleute unterschiedlicher Gesundheitssektoren zu stellen, wie z. B. Krankenschwestern und Physiotherapeuten. Damit stellten die Apotheker ihre Bereitschaft unter Beweis, sich im Sinne der Ottawa-Charta mit anderen Berufsgruppen des Gesundheitswesens zu vernetzen.

"Apoteket makes Sweden healthier"

Parallel zu diesem Programm entwickelte die Zentrale der schwedischen Apotheken das Apothekenmonopol Apoteket AB3 , das neue Leitkonzept "Apoteket makes Sweden healthier". Nicht nur die Aktivitäten während des "Year of Health", sondern auch die traditionellen Tätigkeiten der Apotheker sollten unter dem Blickwinkel der Gesundheitsförderung gesehen und praktiziert werden. Wie aber haben die Apothekerinnen und Apotheker das Konzept Gesundheitsförderung verinnerlicht und welche Erwartungen haben sie an Apoteket AB? Diesen Fragen widmete sich die im Jahr 2008 durchgeführte Studie.

Als mögliche Aktivitäten im Public Health Arbeitsgebiet im Sinne der Gesundheitsförderung sehen die befragten Apothekerinnen und Apotheker in erster Linie Ratschläge zur Änderung der Lebensweise. Aber auch typische pharmazeutische Tätigkeiten wie die Gabe von Hinweisen zur richtigen Anwendung der verschriebenen Medikamente sowie zur Selbstmedikation können im Sinne der Gesundheitsförderung betrachtet werden. Die Befragten halten die Apotheken für geeignet, als Teil des Öffentlichen Gesundheitswesens (Public Health-Institution) zu agieren, da sie als niedrigschwellige und hoch frequentierte Einrichtung des Gesundheitswesens ein hohes Maß an Vertrauen bei den Patienten genießen. Als Hindernisse werden die Hemmschwelle, Kunden direkt auf ihren Lebensstil anzusprechen, sowie die derzeitige, noch nicht auf die notwendige Diskretion achtende Gestaltung der Apotheken genannt. Auch mangelnde Zeitressourcen wurden angeführt. Zudem könnte die Kooperation mit anderen Professionen des Gesundheitssektors noch verbessert werden.

Apotheken als Teil von Public Health

In Schweden hat der Gedanke der Gesundheitsförderung Fuß gefasst, und es findet ein Umdenken auch in den Köpfen der Apotheker statt, so das Fazit der Autoren. Die Bedeutung einer Einbettung der Apotheken in das Öffentliche Gesundheitswesen (Public Health) war den Apothekerinnen und Apothekern zu Beginn der Studie nicht sofort bewusst, wurde von ihnen aber im Verlauf immer mehr verinnerlicht. Health Promotion (Gesundheitsförderung) als Leitkonzept der staatlichen Apothekenorganisation Apoteket wird dabei von einem Großteil der Apothekerschaft befürwortet.

Zukünftig erwarten die Apothekerinnen und Apotheker mehr Unterstützung von Apoteket AB für die weitere Entwicklung, wie z. B. Marketingaktivitäten und Schulungen in Lifestyle-Beratungsgesprächen. Mit der nötigen Unterstützung wollen schwedische Apothekerinnen und Apotheker eine die gesamte Lebenssituation der Patienten einbeziehende, umfassende Beratung bieten können, um eine optimierte Therapie des Einzelnen zu ermöglichen.

 

Autoren

Julia Voß 
Dr. Udo Puteanus

 

Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit NRW – Zentrum für Öffentliche Gesundheit – Dienstgebäude Von-Stauffenberg-Str. 36
48151 Münster
E-Mail: udo.puteanus@liga.nrw.de

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