Gesundheitspolitik

Umsätze steigen stärker als Erträge

Unklarer Kassenabschlag vereitelt zuverlässige Prognose

ROSTOCK (tmb). Die Umsätze der Apotheken sind in den Monaten Januar bis Juli 2009 im Westen um 2,2 Prozent und im Osten auf 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Der Anteil des Rohgewinns am Umsatz ist aber weiter rückläufig. Daher kommt beim Betriebsergebnis nur ein kleiner Zuwachs an. Wegen der Unklarheit über den Kassenabschlag für 2009 sind diese Zahlen jedoch mit großer Unsicherheit verbunden.

Dr. Frank DienerFoto: DAZ/tmb

Die vorläufigen Daten präsentierte Dr. Frank Diener, Treuhand Hannover GmbH, beim Wirtschaftsseminar des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern am 7. Oktober in Rostock-Warnemünde. Demnach stiegen die GKV-Umsätze von Januar bis Juli sogar noch stärker als die Gesamtumsätze, nämlich um 3,0 Prozent im Westen und um 3,2 Prozent im Osten. Doch blieb dieser Anstieg weit unter der vereinbarten Zuwachsgrenze des Arzneimittelverordnungsrahmens für die Ärzte von 6,6 Prozent. Offenbar schöpfen die Ärzte ihre verabredeten Möglichkeiten nicht aus.

Der Rohgewinnanteil geht nach den Daten von Diener weiter zurück. Im Westen sank der Rohgewinn um 0,1 Prozentpunkte auf 26,6 Prozent vom Umsatz und im Osten um 0,2 Prozentpunkte auf 24,5 Prozent vom Umsatz. Der "Treppeneffekt", also der langfristige Verfall des Rohgewinns, setze sich damit fort und sei in Ostdeutschland weiterhin stärker ausgeprägt. "Ihre betriebswirtschaftliche Manövriermasse wird immer kleiner", folgerte Diener.

Geringer Ergebnisanstieg

In Mecklenburg-Vorpommern seien die Umsätze in zwei Dritteln der Apotheken gestiegen. Eine durchschnittliche Apotheke in Mecklenburg-Vorpommern könne für 2009 aufgrund der vorläufigen Daten einen Rohgewinn von 272.100 Euro (nach 264.000 Euro im Vorjahr) erwarten. Der Anstieg werde aber nur teilweise beim Betriebsergebnis ankommen, dies werde voraussichtlich auf 80.300 Euro (nach 76.100 Euro) steigen. Der Kostenanstieg sei moderat, das Bemühen der Apotheker um eine wirtschaftliche Betriebsführung sei deutlich zu erkennen. Insbesondere im Osten steigen die Personalkosten, weil keine neuen Pharmazieingenieure "nachwachsen". Dies könne noch ein ernstes Kostenproblem werden, fürchtet Diener.

Unklarer Kassenabschlag

Doch sind alle Umsatzprognosen für die GKV und damit letztlich auch alle Prognosen über das Betriebsergebnis für 2009 sehr unsicher. Die vorgestellten Daten beruhen auf einem unveränderten Krankenkassenabschlag. Eine Änderung des Abschlages würde vom Umsatz in voller Höhe auf das Betriebsergebnis durchschlagen. Die Unsicherheit über den Kassenabschlag betrachtet Diener als große Belastung für jede betriebswirtschaftliche Analyse. Derzeit verhandelt die Schiedsstelle über den Kassenabschlag für 2009, doch müssten eigentlich bald die regulären Verhandlungen für den Kassenabschlag im Jahr 2010 beginnen. Bei einer erneuten Vertagung der Entscheidung über 2009 drohten die Kalkulationsprobleme zu kumulieren, so Diener. Allerdings erklärte Axel Pudimat, Vorsitzender des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern, auf der gleichen Veranstaltung, es sei bald mit einem Ergebnis der Schiedsstelle zu rechnen. Die Apotheker betrachten eine Anpassung an den erhöhten Aufwand für die Rabattverträge als notwendig.

Noch schwieriger als Prognosen für die Apothekenumsätze sind Angaben über die Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung zu machen, denn die Rabatte aus Rabattverträgen sind weiterhin unbekannt. Nach Berechnungen der Treuhand Hannover sind die GKV-Arzneimittelausgaben ohne Berücksichtigung der Rabattverträge in ganz Deutschland um 4,1 Prozent gestiegen (in Mecklenburg-Vorpommern um 3,7 Prozent). Die Umsätze mit Impfstoffen seien bundesweit um 29,5 Prozent gesunken (in Mecklenburg-Vorpommern um 44,8 Prozent), weil der Effekt durch die HPV-Nachimpfung älterer Geburtsjahrgänge nun erschöpft sei.

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